Über Ländergrenzen hinweg wollen Hamburg und Schleswig-Holstein künftig einfacher Plätze und auch eigene Wohnungen vermitteln. Die Linke fordert ein weiteres Frauenhaus.

Hamburg. Die Frauenhäuser in Hamburg und Schleswig-Holstein wollen enger zusammenarbeiten: Am Mittwoch unterzeichneten Sozialsenator Detlef Scheele und die Schleswig-Holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit (beide SPD) eine entsprechende Vereinbarung. Das Abkommen beinhaltet einen Kostenausgleich in der Frauenhausfinanzierung. Zudem erarbeiten beide Länder ein Konzept für eine Koordinierungs- und Servicestelle, durch die Frauen noch einfacher einen Platz finden können. Auch bei der Suche nach einer eigenen Wohnung soll die Servicestelle unterstützen.

„Frauen und Kinder, die von Gewalt bedroht oder betroffen sind, wollen wir direkt und unkompliziert in Sicherheit bringen. Dabei soll die Vermittlung passender Schutzplätze nicht durch Ländergrenzen eingeschränkt werden“, sagte Senator Scheele. Viele Frauen aus Hamburg suchten in Schleswig-Holstein Zuflucht. „Nicht, weil die Hamburger Frauenhäusern alle überbelegt sind, sondern weil sie etwa Distanz zum Täter aufbauen wollen“, sagte Scheele.

Da in den vergangenen Jahren mehr Hamburgerinnen in schleswig-holsteinische Frauenhäuser gingen als umgekehrt, wird Hamburg für das laufende Jahr zunächst 130.000 Euro an Schleswig-Holstein zahlen. Scheele: „In Zukunft wird der Ausgleichsbetrag jährlich nach den Belegungszahlen neu berechnet.“ Schleswig-Holstein wird sich an der neuen in Hamburg angesiedelten Koordinierungsstelle mit jährlich 30.000 Euro beteiligen. Ministerin Alheit sagte: „Unsere Vereinbarung ist ein gutes Signal für Frauen, die Schutz vor Gewalt brauchen, und für die Zusammenarbeit von Hamburg und Schleswig-Holstein.“

Kritik an dem Abkommen übte die Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Kersten Artus: „Der Sozialsenator sollte sich endlich den Realitäten stellen und die Einrichtung eines weiteren Frauenhauses ermöglichen sowie den autonomen Frauenhäusern feste Wohnungskontingente zusagen – sie fordern 55 Wohnungen jährlich. Wer glaubwürdig aktiven Opferschutz betreiben wolle, schaffe keine überflüssige Institution, sondern beseitige die Ursachen.

In Hamburg gibt es fünf Frauenhäuser, davon vier autonome, mit 194 Plätzen. Hamburg fördert die Frauenhäuser jährlich mit knapp zwei Millionen Euro. 2013 haben 749 Frauen und 537 Kinder Zuflucht in einem Hamburger Frauenhaus gefunden. Im Durchschnitt blieben sie 82 Tage.