Das Frauenhaus im Landkreis Harburg bietet einen Schutzraum für acht Frauen und deren Kinder. 2013 fanden 48 Frauen und 39 Kinder hier Schutz vor Gewalt. 75 Prozent hatten einen Migrationshintergrund. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren.

Tostedt Frauen, die von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen sind, finden seit Jahren im Frauenhaus der AWO eine verlässliche Zufluchtstätte. Cornelia Benndorf stellte nun den Mitgliedern des Sozialausschusses im Landkreis Harburg die aktuellen Zahlen vor und gab Einblicke in die Arbeit der Einrichtung.

Das Frauenhaus im Landkreis Harburg bietet einen Schutzraum für acht Frauen und deren Kinder. 2013 fanden insgesamt 48 Frauen und 39 Kinder im Frauenhaus Schutz vor Gewalt. 75 Prozent der Frauen hatten einen Migrationshintergrund. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren.

Der Anteil derjenigen, die länger als drei Monate geblieben sind, ist weiter gestiegen. Grund dafür sei die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, sagte Cornelia Benndorf. „Es gibt zu wenig bezahlbaren, vom Jobcenter akzeptierten Wohnraum, viele Vermieter haben Vorbehalte. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele die Miete gerade so viel anheben, dass es knapp über dem vom Jobcenter akzeptierten Satz liegt“, so Benndorf.

Ein weiteres Problem: der erhöhte Beratungsbedarf für Frauen zwischen 18 und 25 Jahren. 2013 seien erneut elf Frauen in dieser Altersgruppe vom Frauenhaus aufgenommen worden. „Diese Gruppe ist besonders zu beachten, da die Jobcenter sie zur Bedarfsgemeinschaft der Eltern zählen und ihnen prinzipiell keine eigene Wohnung finanzieren“, so Benndorf.

Außerdem hätten viele einen problembelasteten familiären Hintergrund. „Einige von ihnen sind bereits in Jugendhilfeeinrichtungen aufgewachsen. Es fehlt ihnen an grundlegenden Kompetenzen. Sie können nicht mit Geld umgehen, wissen nicht, wie man einen Haushalt führt“, sagte die Sozialarbeiterin. Viele der jungen Frauen seien zudem nicht in der Lage, verantwortungsvoll mit der eigenen Gesundheit umzugehen. „Manche trinken übermäßig viel Alkohol, konsumieren Drogen. Die meisten Frauen haben wenig Selbsthilfepotenziale und kaum Vorstellungen und Ziele ihre persönliche und berufliche Zukunft betreffend“, heißt es dazu im Rechenschaftsbericht der AWO. Aus diesem Grund sei ein besonderes Hilfeangebot im Landkreis für junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren dringend notwendig.

Das Frauenhaus wird insbesondere von Frauen aufgesucht, die wenig andere Ressourcen haben. Die meisten Bewohnerinnen sind von den Einkünften des Partners abhängig. Bei vielen Frauen komme hinzu, dass sie isoliert leben, kaum Kontakt zu Verwandten oder Freundinnen und Freunden hatten. Das Frauenhaus sei der einzige Ort, den sie in ihrer Notlage aufsuchen konnten.

Oberstes Ziel sei es daher, die Frauen und Kinder so zu stärken, dass sie nicht wieder in eine Gewaltspirale geraten. Auch ein Versuch, die Familie und das Paar wieder zusammen zu führen, ohne dass Gewalt erneut Einzug in die Gemeinschaft hält, sei denkbar. „Die Gewalt soll enden, nicht aber die familiäre Beziehung“, heißt es dazu im Rechenschaftsbericht. Zurzeit werde deutschlandweit diskutiert und erprobt, ob und in wie weit Täter künftig in die Beratung einbezogen werden sollten. Auch das Team des Frauenhauses denke bereits über diesen Ansatz nach.