Kurz vor Weihnachten 2013 starb die kleine Yagmur an den Folgen von Misshandlungen. Ihre Eltern stehen vor Gericht – und schweigen bisher. Ein Cousin des Vaters schildert nun seine Sicht der Dinge.
Hamburg. Der mitangeklagte Vater der getöteten kleinen Yagmur aus Hamburg ist nach Ansicht seines Cousins ein „herzensguter Mensch“. „Er tut keiner Fliege was“, sagte der 22-Jährige am Dienstag als Zeuge vor dem Hamburger Landgericht.
Yagmur war kurz vor Weihnachten 2013 in der Wohnung ihrer Eltern an inneren Blutungen gestorben. Rechtsmediziner hatten nach dem Tod des dreijährigen Mädchens eine Vielzahl von Verletzungen an Kopf und Körper festgestellt.
Die 27 Jahre alte Mutter steht wegen Mordes vor Gericht, sie soll ihre Tochter aus Hass zu Tode misshandelt haben. Der ein Jahr jüngere Vater muss sich verantworten, weil er das Kind nicht geschützt haben soll. Im Prozess haben beide bisher zu den Vorwürfen geschwiegen. Yagmur war seit ihrer Geburt von den Behörden betreut worden, die wegen Versäumnissen in der Kritik stehen.
Sein Cousin habe schon vor dem Tod des Kindes einen Schlussstrich unter seine Ehe gezogen, sagte der 22-Jährige. „Da war nichts mehr zu retten. Er war glücklich, seine Tochter zu sehen, und weniger glücklich, seine Frau zu sehen.“ Er habe sich scheiden lassen wollen, weil er es mit der 27-Jährigen nicht mehr ausgehalten habe: „Er war schon beim Anwalt, das war im Gang.“ Der Angeklagte habe auch das Sorgerecht für Yagmur beantragen wollen, erklärte der Zeuge. „Ich weiß, dass er seine Tochter über alles geliebt hat. Er war für seine Familie da.“
Der 22-Jährige erklärte, sein Cousin habe vermutet, dass seine Frau Yagmur schlage. Er habe erzählt, dass das Kind blaue Flecken am Körper habe – und dass Yagmurs Mutter versucht habe, sie mit Schminke zu überdecken. Er habe ihm auch gesagt, dass seine Partnerin die Kleine hasse.
Sein Cousin sei bei den Großeltern aufgewachsen, seine Eltern hätten in der Türkei gelebt, sagte der 22-Jährige: „Er war auf sich allein gestellt, er hatte keinen, der ihm so richtig den Weg zeigt.“ Er habe früher „mal Unsinn“ gemacht, etwa etwas geklaut. Nach der Geburt seiner Tochter aber habe sein Cousin „permanent gearbeitet“ und sei „familienbezogen“ gewesen. Auf Nachfragen konnte sich der Zeuge an viele Einzelheiten allerdings nicht erinnern.
Den Vater des 22-Jährigen hatte das Landgericht bereits Anfang Juli als Zeugen befragt. Auch er hatte erklärt, der Angeklagte habe seine Tochter sehr geliebt und sei gut zu dem Kind gewesen. Er habe ihn nie aggressiv erlebt.
Eine zweite Zeugin aus dem Umfeld von Yagmurs Mutter erschien am Dienstag nicht vor Gericht. Der Vorsitzende Richter verhängte daher ein Ordnungsgeld von 200 Euro.