Kultursenatorin Barbara Kisseler hat den Hamburger Buchhandelspreis bei der langen Nacht der Literatur vergeben. Leser des Hamburger Abendblatts hatten für die Ottenser Buchhandlung votiert.
Hamburg. Die Lesungen war gerade verklungen, da gab es zu später Stunde noch mal eine besondere Ehre für Bücher bzw. für diejenigen, die sie verkaufen: Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) vergab am Sonnabendabend bei der langen Nacht der Literatur erstmals den mit 10.000 Euro dotierten Hamburger Buchhandlungspreis der Stadt, er ging an die Buchhandlung Christiansen in Ottensen, ein Familienbetrieb, der seit 1878 besteht.
"Wenn eine Buchhandlung diesen Preis verdient hat, dann diese", sagte Senatorin Kisseler im Literaturhaus bei der Verleihung. Mehr als 2500 Leser waren zuvor dem Aufruf im Hamburger Abendblatt gefolgt, ihre beliebteste und engagierteste inhabergeführte Buchhandlung zu nennen, 295 Leser votierten für Christiansens Geschäft, zehn Läden kamen letztlich ins Finale.
"Alle zehn hätten eigentlich den Preis verdient", sagte die Kultursenatorin. Selten habe eine Idee so ein positives Echo gehabt wie der nun ausgeschriebene neue Preis, mit dem man auch Onlineanbietern wie Amazon etwas entgegen setzen könnte. Mit "großem Vergnügen" habe sie die im Abendblatt veröffentlichten Leser-Zuschriften und Vorschläge gelesen – es seien "Liebeserklärungen", die zeigten, "wie viele Leser ein wirklich liebesvolles Verhältnis zu ihren Buchhandlungen haben."
Kisseler betonte die Bedeutung der lokalen Buchläden: "Alle Buchhandlungen machen sich verdient um den Zugang der jungen und älteren Menschen zur Literatur, zum anspruchsvollen Sachbuch", sagte sie. Auch die preisgekrönte Buchhandlung sei mit "Leidenschaft und Herz bei der Sache", so die Senatorin. Leser hatten den Ottensener Laden als "Kleinod und Magnet" bezeichnet, als "geistige und soziale Tankstelle". Geschäftsführerin Nicole Christiansen und ihr Mann, Mitinhaber Sönke Christiansen, freuten sich über die Auszeichnung: "Danke, wir sind unglaublich froh und glücklich", sagte Nicole Christiansen und lobte auch die anderen Läden: "Alle Mitbewerber begeistern ihre Kunden."
Der "Buchhandlungspreis" soll alle zwei Jahre an ausgewählte, besonders engagierte Buchhandlungen in Hamburg gehen. Er belohnt bis zu zwei von Hamburgs mehr als 70 inhabergeführten Buchhandlungen für deren Programm, Service, Veranstaltungen – und zukunftsgerichtete Vertriebsmodelle. Geschaut wird auf Anstrengungen im Service-Bereich, also besonders exzellente Beratung. Die Buchhandlung versteht sich in Hamburg an vielen Orten, ob in der Innenstadt, in Niendorf, Langenhorn oder Blankenese, seit Jahrzehnten als literarischer Treffpunkt.
"Wir wollen auch eine Begegnungsstätte sein, das suchen die Menschen, und das kann das Internet nicht bieten", sagte Nicole Christiansen dem Abendblatt.
Wer mit Lesungen und Literatur-Reihen zum kulturellen Leben seines Stadtteils beiträgt, darf sich Chancen ausrechnen auf den Buchhandlungspreis. Er kann außerdem an Fachbuchhandlungen gehen, die eine besondere, hamburgweit anerkannte Kompetenz im angebotenen Segment verkörpern. Diese Buchhandlungen müssen ebenfalls klein und inhabergeführt sein. Senatorin Kisseler: "Wir wollen den ambitionierten Buchhandel würdigen, er ist ein wichtiger Teil der Hamburger Kreativwirtschaft. Dies ist bislang nicht im gleichen Ausmaß geschehen wie im Film-, Club- und Musikbereich – und das wollen und werden wir ändern."