Literatur ist auch eine Sache ihrer Verkäufer: Hamburg lobt einen neuen Preis für das tollste Kulturkaufhaus aus. Er soll künftig alle zwei Jahre vergeben werden.

Hamburg. Die Freie und Hansestadt Hamburg vergibt in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis für besonders engagierte Buchhandlungen. Der „Buchhandlungspreis“ soll alle zwei Jahre an ausgewählte Buchhandlungen in Hamburg gehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und belohnt nach dem Willen der Kulturbehörde künftig bis zu zwei von Hamburgs über 70 inhabergeführten Buchhandlungen für deren Programm, Service, Veranstaltungen – und zukunftsgerichtete Vertriebsmodelle. Letzteres heißt auch, möglichst bewusst mit den Möglichkeiten des Internets umzugehen.

Bei dem Preis geht es um Literaturvermittlung und Literaturförderung. Anders als die Autorenförderpreise, die die Behörde seit vielen Jahren vergibt, richtet er sich nicht an die Produzenten von Literatur, sondern an die Multiplikatoren und Knotenpunkte. Programmkinos und Musikclubs („Club Award“) unterstützt die Behörde schon länger, jetzt will sie Buchhandlungen mit Sitz in Hamburg konkret fördern, wie Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) erklärt: „Wir wollen den ambitionierten Buchhandel würdigen, er ist ein wichtiger Teil der Hamburger Kreativwirtschaft. Dies ist bislang nicht im gleichen Ausmaß geschehen wie im Film-, Club- und Musikbereich – und das wollen und werden wir ändern.“

Der Buchhandelspreis ist in der Tat aus kulturpolitischer Sicht interessant. Die Geschäfte sind geistige Zapfsäulen und sichern gerade in den Außenbezirken die Grundversorgung der Menschen mit Kultur. Die Beratung vor Ort, die Expertise der Buchhändler ist in Zeiten der digitalen Konkurrenz durch Online-Anbieter in mancherlei Hinsicht noch wichtiger geworden.

Wer sich im Dickicht der unzähligen Neu-Veröffentlichungen, die dem wuchernden Buchmarkt jede Saison wahlweise weitere Stapel oder Download-Listen hinzufügen, nicht verlaufen will, schätzt das Gespräch über die lohnenswerte Lektüre – und dennoch drohen manche Buchhandlungen durch den Onlinehandel und die wachsende Popularität des E-Books unter existenziellen Druck zu geraten.

Weswegen der nun von der Behörde installierte Preis die Leistungen der Buchhandlung als Ort des Sozialen in den Blick rücken will. Einen gewissen literarischen Ehrgeiz sollten alle Bewerber haben. Wert gelegt wird darauf, dass sich im Sortiment neben der Weltliteratur auch spezielle Themengebiete befinden. Bestsellerstapel und Novitäten, die nach aktuellen Trends schielen, reichen nach den Auswahlkriterien der Kulturbehörde nicht aus.

Geschaut wird auf Anstrengungen im Service-Bereich, also besonders exzellente Beratung. Die Buchhandlung versteht sich in Hamburg an vielen Orten, ob in der Innenstadt, in Niendorf, Langenhorn oder Blankenese, seit Jahrzehnten als literarischer Treffpunkt.

Wer mit Lesungen und Literatur-Reihen zum kulturellen Leben seines Stadtteils beiträgt, darf sich Chancen ausrechnen auf den Buchhandlungspreis. Der kann außerdem an Fachbuchhandlungen gehen, die eine besondere, hamburgweit anerkannte Kompetenz im angebotenen Segment verkörpern. Diese Buchhandlungen müssen ebenfalls klein und inhabergeführt sein.

Überreicht werden soll der erste Buchhandlungspreis im Rahmen der Langen Nacht der Literatur, die das Literaturhaus im August diesen Jahres am Schwanenwik ausrichtet – auch das übrigens erstmals.

Eine Jury, bestehend aus Rainer Moritz, dem Leiter des Literaturhauses, Michael Menard, dem Chef der Nordsektion des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sowie Hamburgs Literaturreferent Wolfgang Schömel und Thomas Andre (Abendblatt), entscheidet am Ende über den Sieger. Zunächst sind jedoch die Hamburger Leser und Buchkäufer selbst gefragt: In Kooperation mit der Kulturbehörde bittet das Hamburger Abendblatt seine Leserinnen und Leser um Vorschläge, wer die Buchhandlung des Jahres werden soll.

Schreiben Sie uns bis zum 16.5., wo Sie am liebsten Ihre Bücher kaufen und warum. Ist die Beratung besonders gut? Hat die Buchhandlung zuletzt ein besonderes Projekt gehabt? Oder ist sie deshalb unverzichtbar, weil sie über Jahre hinweg ein ausgesuchtes Sortiment bereithält? Ihre Vorschläge per Mail unter dem Betreff „Buchhandlungspreis“ bitte an folgende Adresse: kultur@abendblatt.de. Die zehn meistgenannten Vorschläge werden der Jury vorgelegt, die dann eine Entscheidung fällen wird.