Im Insolvenzverfahren gegen den Eigentümer der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer, gab es den Startschuss für den Verkauf seiner Immobilien. Über die Flora spricht der Verwalter nur mit der Stadt.
Hamburg. Geht die Rote Flora wieder in den Besitz der Stadt über? Gut möglich, dass es auf die Frage in den kommenden Wochen und Monaten eine Antwort gibt. Am Dienstagvormittag hat es im Zusammenhang mit dem Insolvenzverfahren gegen den Flora-Eigentümer Klausmartin Kretschmer den offiziellen Startschuss zum Verkauf seiner Immobilien gegeben.
Insolvenzverwalter Nils Weiland hat sich mit den gut ein Dutzend Gläubigern zu einem sogenannten Berichts- und Prüfungstermin getroffen und dabei die Summe der Forderungen bestimmt. Es geht um einige Millionen Euro. Wie viele genau, möchte Weiland nicht präzisieren, außer: „Ein unterer siebenstelliger Bereich.“
Zu den Gläubigern gehören eine Bank, das Finanzamt, sowie Handwerker und Dienstleister. Weiland zeigt sich zuversichtlich, dass diese einen guten Teil ihrer Forderungen zurückerhalten. Es sei „erhebliches Vermögen" in Form von Immobilien vorhanden. Dazu gehören unter anderem die Riverkasematten am St.Pauli Fischmarkt sowie ein Gebäude-Ensemble in Rothenburgsort.
Es sei laut Weiland noch zu früh, um zu sagen, wie hoch der Wert der Immobilien sei. Sicher sei aber, dass es sich um „relevantes Grundvermögen" handele. „Die Verwertung der Immobilien wird dazu führen, dass die Gläubiger Geld erhalten“, so Weiland. Wahrscheinlich aber nicht die komplette ausstehende Summe. „Das ist in Insolvenzverfahren sehr selten.“
Wer am meisten für die Flora bietet, erhält den Zuschlag
Darüber hinaus laufen Gespräche über den möglichen Rückkauf der Roten Flora. „Ich habe mit den Anwälten der Stadt darüber gesprochen, ob und wie das Grundstück an sie verkauft werden kann“, sagt Weiland. Über Preise sei aber bei den Gesprächen nicht verhandelt worden. Sein Auftrag in dieser Sache sei aber klar: „Meine Aufgabe als Insolvenzverwalter ist es, soviel Geld wie möglich aus dem Verkauf der Roten Flora für die Gläubiger herauszuziehen.“ Das heißt: Derjenige, der am meisten für die Flora bietet, erhält den Zuschlag.
Indes scheinen die Chancen dafür, dass sich ein anderer Interessent als die Stadt für die Rote Flora findet, eher gering. „Ich spreche in der Sache Rote Flora bislang nur mit der Stadt“, so Weiland. Dass Hamburg aber mit seiner Forderung nach einem Zwangsrückkauf für nur 190.000 Euro durchkommt, zweifelt der Rechtsanwalt an.
Wie berichtet hatte die Stadt Kretschmer Anfang des Jahres zunächst angeboten, die Rote Flora für 1,1 Millionen Euro zurückzukaufen. Ziel dieser Maßnahme war es, die wieder aufkeimenden Auseinandersetzungen um das besetzte Gebäude zu befrieden. Kretschmer hatte in den vergangenen Jahren immer wieder angedeutet, das Gebäude räumen zu lassen, um es zu verkaufen. Zuletzt hatte er verkündet, auf dem Grundstück am Schulterblatt ein fünf- bis sechsgeschossiges kommerzielles Kulturzentrum errichten zu wollen und entsprechende Bauvoranfragen gestellt.
Kretschmer will die Millionen für sich, Weiland für die Gläubiger
Das wertete die Stadt als einen Vertragsbruch, da jede Veränderung an dem Gebäude vorher von der Stadt abgesegnet werden müsse. Im Januar dieses Jahres hatte sie Kretschmer aufgefordert, dieses Verhalten zu beenden und eine Frist für die Annahme des Millionen-Angebots gesetzt. Da Kretschmer die Frist für die Zustimmung im Februar verstreichen ließ, verlangte die Stadt die Flora per Zwangsrückkauf zurück – allerdings nicht mehr für 1,1 Millionen, sondern nur noch für 190.000 Euro, umgerechnet soviel, wie Kretschmer 2001 an die Stadt zahlte.
Hamburg hatte eine entsprechende Klage angestrengt, die mittlerweile durch das Insolvenzverfahren ruht. „Ich habe auch kein Interesse, diese Klage weiterzuführen“, sagt Weiland. Schließlich sei das Verfahren gegen die Insolvenzmasse gerichtet. Er habe darüber hinaus aber auch Zweifel, dass die Klage berechtigt sei. „Es wurde lediglich ein Bauvorbescheidsantrag gestellt, aber kein Spatenstich getan. Ich habe Zweifel, dass der Vertrag mit der Stadt verletzt wurde.“
Eine Ansicht, die deckungsgleich mit der von Klausmartin Kretschmer ist. Dennoch verfolgen beide Seiten unterschiedliche Ziele. Kretschmer wollte die Millionen für sich – Weiland will soviel Geld wie möglich für die Gläubiger erzielen. Am Ende geht es wohl um eine Summe, die zwischen 190.000 Euro und 1,1 Millionen Euro liegt.