Am 30. August wird der „Tag des Weißen Dinners“ gefeiert – erstmals an 13 unterschiedlichen Orten. Die aktuellen Anmeldezahlen deuten beim fünften Durchgang auf eine Rekordbeteiligung hin.
Hamburg. Zwar sind die Tische noch nicht gedeckt, die Vorbereitungen für ein grandioses Fest jedoch laufen. Am übernächsten Wochenende soll in Hamburg das größte Picknick aller Zeiten organisiert werden. Das Motto ist Programm: „Tag des Weißen Dinners“. Anders als in den Vorjahren wird das illustre Tischleindeckdich unter freiem Himmel diesmal nicht zentral, sondern an 13 verschiedenen Orten innerhalb der Hansestadt ausgerichtet. Die aktuellen Anmeldezahlen deuten beim fünften Durchgang auf eine Rekordbeteiligung hin. Der ursprüngliche Zoff hinter den Kulissen scheint ad acta gelegt zu sein.
„Wenn das Wetter mitspielt, kann sich Hamburg auf ein Ereignis der Extraklasse freuen“, sagt Initiatorin Manon Dunkel. Von einem Besuch in Paris mit dem „Diner en blanc“ inspiriert, lässt die PR-Managerin seit 2010 auch in Hamburg in der angesagten Farbe decken. Getreu den Prinzipien ihrer Idee: Lust auf Weiß soll Spaß bringen, ausnahmslos werbefrei sowie unpolitisch sein. Einzige Bedingung: Gäste, die Tische, Stühle, Speisen und Getränke mitbringen, müssen ganz in Weiß gekleidet sein – von Kopf bis Fuß. Lediglich bei den Schuhen wird ein Auge zugedrückt.
Saßen anfangs in der Schopstraße in Eimsbüttel 900 Weißgekleidete in Festtagsstimmung zu Tische, wurden es anschließend auf der Osterstraße (3000) und rund um den Michel (5000) immer mehr. Im Vorjahr kamen am Rande der HafenCity sogar 6500 Teilnehmer zusammen. Mit dem Erfolg wuchs die Zahl der Trittbrettfahrer: Andere wollten Ähnliches veranstalten, an diversen Orten und verschiedenen Tagen. Die Grundsätze drohten zu verwässern.
Für den Festschmaus am Stellinger Weg liegen schon 13.000 Anmeldungen vor
Zwar hatte sich Manon Dunkel ihr Weißes Dinner markenrechtlich schützen lassen, doch hätten langwierige juristische Scharmützel jegliche Freude im Keim erstickt. Konsequenz: Wer sich an die unkommerziellen Spielregeln und den Zeitpunkt am 30.August ab 17Uhr bis Mitternacht hält, darf loslegen. Ohne schriftliche Verpflichtungserklärung geht aber gar nichts.
Klare Vorgaben ließen einige Veranstalter noch vor dem ersten Gang kapitulieren. Von 23 angekündigten Groß-Picknicks werden in elf Tagen noch 13 organisiert. Getafelt wird quer durch die Stadt: vom Alsterdorfer Markt bis zum Winterhuder Kai, vom Billstedter Marktplatz bis zur Elbpromenade in Neumühlen, von der Steenkampsiedlung in Bahrenfeld bis zur Außenmühle in Harburg. Weitere Standorte sind die Eilenau/Wagnerstraße in Eilbek, der Graumannsweg in Hohenfelde und die Marktpassage in Neugraben. In Harvestehude und Osdorf stehen die behördlichen Genehmigungen für Straßensperrungen noch aus.
Das wahrscheinlich bestbesuchte Dinner soll praktisch vor Manon Dunkels Haustür in Eimsbüttel zelebriert werden – in etwa dort, wo vor vier Jahren alles begann. Der Stellinger Weg wird für Autos gesperrt, sodass auf 500 Straßenmetern etwa 4000 bis 5000 Gäste mitessen können.
„Hoffentlich verläuft sich alles ein bisschen“, sagt Frau Dunkel. Via Facebook haben sich allein für die Party im Stellinger Weg bisher rund 13.000 Besucher angesagt. Da Masse indes nicht Klasse ist, wollen sich auch andere Stadtteile festlich in Szene setzen.
Zum Beispiel Hamm. Auf dem Osterbrookplatz planen Katja Rösler und Mitstreiter eine überschaubare Fiesta mit 300 Gästen. „Das Weiße Dinner im Vorjahr hat mich auf den Geschmack gebracht“, gibt die kaufmännische Angestellte als Triebfeder ihres nachbarschaftlichen Engagements an. Nach Gesprächen mit Freunden, dem Quartiersmanagement und der lokalen Kirchengemeinde entschloss sie sich, als Co-Veranstalterin an den Start zu gehen. Beim Sommerfest im Hammer Park vorgestern wurde schon mal Probe gegessen – komplett in Weiß natürlich. Der Zuspruch, berichtet Katja Rösler, sei ermutigend gewesen.
Privatinitiative ist Trumpf. Profis mit Wurstbuden und Biertränken sind ebenso unerwünscht wie Werbebanner oder Zettelverteiler. „Keiner von uns verdient auch nur einen Cent“, garantiert Cheforganisatorin Manon Dunkel. „Im Gegenteil investieren wir alle unentgeltlich viel Zeit für eine schöne Sache, die Gaudi bescheren soll.“ Eigenen Angaben zufolge habe sie in den vergangenen Monaten mehrere Angebote kommerzieller Partner abgelehnt. Demnach wollte ein namhafter Getränkehersteller die Aktion unter seinem Werbebanner laufen lassen.
„Das wäre der Anfang vom Ende“, meint Manon Dunkel. Mit der nicht ganz freiwilligen Lösung unterschiedlicher Orte in diesem Jahr hofft sie, aus der Not eine Tugend gemacht zu haben. Ob der nunmehr 13 Picknick-Orte wollte sie sich am Sonnabend in einer Woche eigentlich mit ihrer blauen Vespa auf den Weg machen, sämtliche Festplätze zu besuchen, um sich ein Bild von der Umsetzung zu machen. Jetzt allerdings steht der Entschluss, am Stellinger Weg Platz zu nehmen. Nach so viel Vorbereitung ist es an der Zeit, einen fidelen Abend mit Gleichgesinnten zu verleben. Ganz in Weiß.