Ehrenamtliche Retter der Hundestaffel Hamburg-Harburg fühlen sich getäuscht – und wollen sich aus dem Katastrophenschutz zurückziehen. Immer wieder halfen die Ehrenamtlichen aus, wenn Not am Mann war.
Wilhelmsburg. Wenn es um das Ehrenamt geht, legt sich die Stadt besonders ins Zeug. Denn immer weniger Hamburger sind bereit, sich langfristig zu engagieren. Die 50 Mitglieder der Rettungshundestaffel Hamburg-Harburg haben es getan. Beim Katastrophenschutz im Bezirk Mitte helfen sie ehrenamtlich aus, wenn Not am Mann ist. Damit könnte bald Schluss sein. Die Einheit, die zum Bundesverband Rettungshunde e.V. gehört, fühlt sich von der Stadt schlecht behandelt. Das Engagement im Katastrophenschutz habe hohe Kosten mit sich gebracht, auf denen man jetzt sitzen bleibe. Deshalb denkt man bei der Rettungshundestaffel ernsthaft darüber nach, sich aus dem Katastrophenschutz zurückzuziehen.
Der Grund dafür, dass die Mitglieder der Rettungshundestaffel mit ernsten Konsequenzen drohen, steht auf seinen vier Rädern auf dem Vereinsgelände in Wilhelmsburg, auf dem gerade das Dockville Festival gefeiert wird. Es ist ein alter Rettungswagen, der mit viel Eigenarbeit zum Versorgungswagen inklusive eigener Küche umgebaut wurde. Eigentlich, so erinnert sich Holger Grinnus, Leiter der Rettungshundestaffel, war eine Übernahme der Kosten, es geht um 10.000 Euro, avisiert worden. Daraus wurde, trotz dreier Anträge an das für diese „Sondermittel“ zuständige Gremium der Bezirksversammlung Mitte, bis heute nichts. „Ich habe auch keine Lust mehr, einen vierten Antrag zu stellen“, sagt Grinnus.
Dabei hatte vor fünf Jahren alles vielversprechend angefangen. Zwar war man bei der Stadt mit dem Antrag, Teil des Hamburger Katastrophenschutzes zu werden, „aus Kostengründen“, wie Grinnus sagt, abgeblitzt. Der Bezirk Mitte aber hatte das Angebot dafür gern angenommen. Denn die Rettungshundestaffel ist wie eine taktische Einheit aufgestellt, die im Einsatzfall über die nötige Ausrüstung und Struktur verfügt. „Wir unterstützen bei Sturmflutwarnungen oder bei Evakuierungsmaßnahmen, etwa bei Blindgängerentschärfungen“, sagt Grinnus. „Dann besetzen wir die Fahrzeuge, über die die Lautsprecherdurchsagen gemacht werden.“ Damit schließen die Hundeführer eine Lücke. Den der bezirkliche Ordnungsdienst, der diese Aufgabe mit ausführte, ist aufgelöst worden. Irgendwann kam die Übernahme der Verpflegung aller Einsatzkräfte ins Spiel, die die Mitglieder der Hundestaffel übernehmen sollten. „Uns wurde sogar noch vom Katastrophenschutz Mitte ein Fahrzeug dafür empfohlen“, erinnert sich Grinnus. Nun ist er froh, dass die Hundestaffel, die sich aus Mitgliederbeiträgen und Spenden finanziert, die kostengünstigere Variante gekauft hat.
Solche Anschaffungen wären sowieso nicht vom Bezirk Mitte zu finanzieren, weiß Hartwig Behrens, der dort für den Katastrophenschutz zuständig ist. „Wir haben ein begrenztes Budget, das uns zugewiesen wird.“ Das wird für die Übungen und Aufwandsentschädigungen bei Einsätzen aufgebraucht. Für die bezirklichen Sondermittel ist die Kommunalpolitik zuständig. Dort hätte man das Geld ohnehin vor der Anschaffung beantragen müssen. Andere Mittel, 4000 Euro für Funkgeräte, die Hälfte der beantragten Summe, habe man gewährt. Dass man nicht immer aus dem Vollen schöpfen könne, sei ihm bewusst, so Behrens. „Die Mittel sind endlich. Da kann man solche Anträge nicht immer zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten bescheiden.“
Dazu kommt, dass die Rettungshundestaffel Harburg nicht nur im Bereich des Bezirksamtes Mitte im Einsatz ist. Eigentlich kann sie in ganz Deutschland eingesetzt werden, wenn auch das Kerngebiet Hamburg und die angrenzenden südlichen Landkreise mit insgesamt rund drei Millionen Einwohnern sind. Das ist ein weiterer Knackpunkt. „Das Bezirksamt Mitte kann nicht für Einsatzmittel aufkommen, die bundesweit eingesetzt werden“, sagt Behrens.
Bei dem Streit geht es um Geld, das die Retter investiert haben
Grinnus hätte trotzdem gern mehr finanzielles Engagement des Bezirks, weil der mit immer neuen Aufgaben an die Rettungshundestaffel heran tritt. Zu den drei festen Warnrouten, für die die Rettungshundestaffel bei Sturmflutgefahr zuständig ist, sollen weitere hinzu kommen. Dazu soll man auch von Evakuierungen betroffene Menschen begleiten und man stellt Funker für Einsatzstäbe. „Das passt alles nicht zusammen“, meint Grinnus. „Wir überlegen ernsthaft, ob wir uns wieder auf unsere Kernaufgabe konzentrieren.“ Das heißt, dass im Notfall Mitarbeiter des Bezirksamtes eingesetzt werden müssten – und eben nicht die Ehrenamtler der Rettungshundestaffel.