Seit Montag müssen in Hamburger Park-and-ride-Häusern Gebühren bezahlt werden. Mindestens zwei Euro. Viele Pendler sind entsetzt. Kontrolleure der Hochbahn drohen mit Vertragsstrafen.

Hamburg. Der 29-jährige Kontrolleur der Hochbahnwache kennt keine Gnade. Mit einem iPad zog er in Rahlstedt von Wagen zu Wagen. Und heftete bei vielen Kraftfahrzeugen einen weißen Zettel der Park-and-Ride-Betriebsgesellschaft (P+R) an die Windschutzscheibe. „Das ist kein Knöllchen“, sagte er und notierte Kfz-Typ und Autokennzeichen. „Aber ein Hinweis.“ Wer diesen Zettel an seinem Auto fand, der hatte keine Park-and-Ride-Gebühr bezahlt. Passiert das wiederholt, wird eine „Vertragsstrafe“ von 30 Euro angedroht.

Mit Kontrollgängen begann am Montag in Hamburgs Park-and-Ride-Häusern die Suche nach P+R-Sündern. Was bisher nichts kostete, muss nun in den ersten zehn von insgesamt 40 P+R-Stationen bezahlt werden. Wer ein HVV-Ticket besitzt und sein Auto parken will, ist ab sofort mit zwei Euro für 24 Stunden dabei. Wer über kein HVV-Ticket verfügt, muss vier Euro blechen. Mit Geduld reagierte das Servicepersonal auf die genervten und teilweise verunsicherten Kunden.

„Wo, bitteschön, kann ich bezahlen?“, fragte etwa die Studentin Lena Gewe, 24, aus Braak. Sie fuhr mit ihren Kleinwagen in das Rahlstedter P+R-Haus und wurde von HVV-Mitarbeiter Klaus Eckert freundlich eingewiesen. Erst die zwei Euro bezahlen, dann das Ticket sichtbar ins Fahrzeug legen. Und erst danach zur S-Bahn gehen. Viele Kunden reagierten verärgert. Andere dagegen zeigten Verständnis für die Entscheidung des Senats, Ordnung und Sicherheit in den Park-and-Ride-Plätzen mit zusätzlichen Gebühren zu erhöhen.

Auch der Meiendorfer Parkhauswächter Jürgen Kuhlenschmidt, 57, halft am Montag den ersten Pendlern beim Bezahlen am Automaten. „Ja, auch Behinderte müssen die Gebühr zahlen“, sagte er einem älteren Herrn, der sein Fahrzeug auf dem Behindertenparkplatz abstellen wollte. Ansonsten, fügt Kuhlenschmidt hinzu, reagierten die Pendler „sehr gefasst“. Viele von ihnen seien Stammkunden.

Im Harburger P+R-Haus mit seinen 900 Parkplätzen machten derweil mehrere Pendler ihrem Ärger Luft. „Ein Monatsticket lohnt sich erst, wenn man hier drei Tage in der Woche das Auto abstellt. Das rechnet sich für mich nicht“, sagt die 43-jährige Petra Ebel. Für sie sind die neuen Gebühren nicht nur ärgerlich, sondern auch unverständlich. „Das Ziel ist doch gerade, die Autos aus der Stadt herauszuhalten.“

Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, bewertet deshalb die Senatsentscheidung als kontraproduktiv. Die SPD breche mit einer jahrzehntelangen Tradition, Anreize für den Umstieg in den öffentlichen Personennahverkehr zu geben“, sagte er. Hesse rechnet damit, dass Pendler sich jetzt verstärkt nach Abstellplätzen auf den Straßen umsehen werden.

Das jedenfalls plant zum Beispiel die 18-jährige Hannah Tobaben. „Mir ist die neue Gebühr zusätzlich zum HVV-Ticket zu teuer“, sagte die junge Frau. „Für ihre Arbeit in einer Hamburger Reederei fährt die Neuwulmsdorferin täglich mit der S-Bahn von Neugraben in die City. „Ab jetzt werde ich mich nach einer alternativen Parkmöglichkeit umschauen.“

Einen positiven Effekt erhofft sich derweil Christoph Kröger, der regelmäßig mit der S-Bahn ab Harburg in die City fährt. „Die Kosten halten vielleicht viele Leute davon ab, überhaupt mit dem Auto an die S-Bahn-Station heranzufahren“, sagte der Angestellte der Otto-Group.

Wie Heino Vahldieck, Geschäftsführer der P+R-Betriebsgesellschaft, am Montag dem Abendblatt sagte, werden die eingenommenen finanziellen Mittel dazu verwandt, Sicherheit und Sauberkeit in den Anlagen zu gewährleisten. Bislang betrug das jährliche Defizit in dem Unternehmen rund 500.000 Euro. Künftig aber sollen die Einnahmen steigen. „Wir gehen davon aus, dass sie im Jahr 2015 über 700.000 Euro liegen“, so Vahldieck.

Als nächste Standorte sind Berne, Bahrenfeld, Elbgaustraße und Langenhorn-Markt gebührenpflichtig – „nach Abschluss der baulichen Ertüchtigung“, fügt Vahldieck hinzu. Bis dahin werden weiter Hochbahn-Kontrolleure bei säumigen Pendlern ihre Mahnzettel verteilen.