Die überfüllte Notaufnahme soll entlastet werden. „Jede Nacht kommen bis zu 80 Menschen“. Ein Teil der Menschen wird auch auf andere Bundesländer verteilt.
Hamburg. Der unverminderte Anstieg der Flüchtlingszahlen lässt Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zu einem ungewöhnlichen Mittel greifen: Erstmals seit rund 20 Jahren sollen Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, wieder in einem Hotel untergebracht werden. „Wir werden von der kommenden Woche an 160 Plätze für Flüchtlinge in einem Hotel im Stadtteil Hammerbrook anmieten“, sagte Behördensprecher Marcel Schweitzer dem Abendblatt.
Bislang sind in Hamburg nur 240 Plätze für wohnungslose, hier dauerhaft lebende Familien in Hotels angemietet. „Die Preise, die wir für die Hotelunterbringung der Flüchtlinge zahlen, bewegen sich im Rahmen dessen, was wir auch für die wohnungslosen Familien ausgeben“, sagte Schweitzer.
Die neue Unterkunft für Flüchtlinge soll die Lage in der Zentralen Erstaufnahme im Postgebäude am Harburger Bahnhof entspannen. Wie berichtet, sind die Kapazitäten des Standortes, der erst vor wenigen Wochen mit 230 Plätzen eröffnet wurde, schon bei Weitem erschöpft. „Jede Nacht kommen zwischen 50 und 80 Menschen in die Notaufnahme in Harburg, um sich als Flüchtlinge registrieren zu lassen“, sagte Frank Reschreiter, Sprecher der für die Erstaufnahme zuständigen Innenbehörde. Ein Teil der Menschen wird auf andere Bundesländer verteilt, die anderen blieben in Hamburg.
Heime überfüllt – auch Nutzung von Wohnschiffen rückt näher
Nach Angaben der Innenbehörde müssten eigentlich knapp 700 Menschen aus der Erstaufnahme auf Dauereinrichtungen verteilt werden, für die die Sozialbehörde zuständig ist. Derzeit gibt es vier Standorte für die Erstaufnahme von Flüchtlingen, die nicht länger als drei Monate dauern soll: an der Schnackenburgallee (Bahrenfeld, 800 feste Plätze, plus 100 in Zelten), der Sportallee (Stellingen, 450 Plätze), in Nostorf/Horst (Mecklenburg-Vorpommern, 200 Plätze) sowie in Harburg. Die Innenbehörde will, wie berichtet, in Harburg vorübergehend drei Zelte für 50 bis 100 Menschen aufstellen.
Nach Rücksprache mit dem Bezirk gilt eine Fläche zwischen Großmoordamm, Umgehungsstraße Harburg und dem Postgebäude als aussichtsreicher Standort. Weil das alles zur dauerhaften Unterbringung der Flüchtlinge nicht ausreicht, rückt die Nutzung von Wohnschiffen oder Kreuzfahrtschiffen näher. Nach Informationen des Abendblatts hat die Hamburg Port Authority (HPA) auf Bitten von Scheele mehrere mögliche Liegeplätze im Hafen gefunden. Im vergangenen Jahr kamen 3619 Flüchtlinge nach Hamburg – das war ein Plus von 50 Prozent gegenüber 2012. In diesem Jahr wird mit einer Steigerung um knapp 30 Prozent gerechnet.