Sozial- und Innenbehörde unter Druck: „Stehen mit dem Rücken zur Wand“. Aufgrund des Platzmangels kann die Behörde rund 600 Asylbewerbern keine Folgeunterbringung vermitteln.
Hamburg. Es war ein Alarmruf, den Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) in der Debatte um den steigenden Flüchtlingsstrom gesendet hatte: „Wir haben keine Plätze, wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Scheele vergangene Woche. Als Sozialsenator ist er für die Unterbringung von Flüchtlingen im Anschluss an die Erstaufnahme verantwortlich. Wie dramatisch die Situation ist, zeigen die massiven Schwierigkeiten, vor denen auch die für die Zentrale Erstaufnahme zuständige Innenbehörde steht. „Das Problem ist, dass uns die Sozialbehörde die Flüchtlinge nicht abnehmen kann, weil Folgeunterbringungen fehlen“, sagte Innenbehördensprecher Frank Reschreiter.
Eigentlich bleiben die Flüchtlinge maximal drei Monate in den Erstaufnahmestellen, bevor sie von der Sozialbehörde auf andere Unterkünfte verteilt werden. Aufgrund des Platzmangels kann die Behörde jedoch rund 600 Asylbewerbern keine Folgeunterbringung vermitteln – diese Flüchtlinge bleiben weiterhin in ihren bisherigen Quartieren der Erstaufnahme. „Von den 1700 Plätzen in den Erstaufnahmestellen sind derzeit weit über 1600 belegt“, sagte Reschreiter. „Unsere Kapazitäten sind also so gut wie ausgeschöpft, obwohl wir gerade erst die Zentrale Erstaufnahme an der Harburger Poststraße mit 200 Plätzen eröffnet haben.“ Die Behörde steht unter Druck. Reschreiter: „Wir akquirieren parallel zur Suche der Sozialbehörde neue Standorte für die Erstaufnahme.“ Geprüft würden diverse Optionen.
Allein in diesem Jahr fehlen der Hansestadt noch 4000 Plätze
Aktuell entsteht auf einem Grundstück an der Niendorfer Straße 99 ein Containerdorf für rund 300 Menschen. Das Projekt ist nach Angaben der Innenbehörde noch im Anfangsstadium. Geplant ist aber, dass der Standort im Laufe dieses Jahres in Betrieb genommen wird. Ob das reichen wird, um auf die steigende Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge zu reagieren, bleibt fraglich. Fest steht, dass für die Folgeunterbringung der Flüchtlinge in diesem Jahr 4000 zusätzliche Plätze fehlen.
Sozialsenator Scheele hatte bereits angekündigt, dass bei 2400 Plätzen bereits klar sei, wo sie entstehen sollen. Unter anderem sollen etwa an der Straße Brookkehre in Altengamme bis 2015 in Modulhäusern Platz für 380 Menschen geschaffen werden. Weitere Unterkünfte, die kommendes Jahr bezugsfertig sein sollen, wird es etwa auch am Hagendeel (288) in Lokstedt und am Volksdorfer Grenzweg (168) geben. Der Sozialsenator räumte jedoch ein, dass bei 1600 nötigen Plätzen noch Ungewissheit herrsche: „Wir wissen noch nicht einmal, wo wir sie bauen können.“