Die Zentrale Erstaufnahme am Harburger Bahnhof ist bis auf den letzten Platz belegt. Flüchtlinge sollen eigentlich nur drei Monate bleiben, doch es gibt zu wenig Kapazitäten für dauerhafte Unterbringung.
Harburg. Die Behörde für Inneres und Sport (BIS) plant, Zelte für die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Neuländer Platz aufzustellen. Die neue Zentrale Erstaufnahme (ZEA) im Postgebäude am Harburger Bahnhof ist bis auf den letzten Platz belegt. Die Kapazitäten sind voll ausgelastet. In manchen Nächten sollen bis zu 60 Menschen vor den Türen der Notaufnahme in der Schlange stehen, um ein erstes Asyl in der ZEA zu bekommen. Hier sollen die Flüchtlinge nur höchstens drei Monate bleiben – doch oft verzögert sich der Weiterzug, weil auch für die dauerhafte Unterbringung bei weitem nicht genug Kapazitäten zur Verfügung stehen. In der Vergangenheit hatte unter anderem die Fraktion die Linke immer wieder von chaotischen und menschenunwürdigen Zuständen in der Harburger ZEA gesprochen.
Nach Informationen des Hamburger Abendblatts hat die BIS jetzt dem Bezirk vorgeschlagen, kurzfristig die Flüchtlinge in Zelten in Harburg unterzubringen, um die Kapazitäten für die Unterbringung schnell zu erweitern. Immer mehr Menschen landen nach ihrer Flucht vor den Kriegswirren in ihren Heimatländern in Hamburg, und damit in der gerade neu eingerichteten ersten Zentralen Erstaufnahme. Die Flüchtlingszahlen steigen täglich. Und die BIS, zuständig für die Unterbringung der Menschen, kommt immer mehr in Bedrängnis bei der Suche nach geeigneten Flächen für die Flüchtlinge, die oft ihr Leben aufs Spiel setzten, um nach Europa zu kommen.
Jetzt erhielten die Fraktionschefs der Bezirksversammlung Harburg eine E-Mail aus dem Harburger Rathaus, in der die Verwaltung zum einen den Bezirksabgeordneten den Vorschlag der BIS mitteilt, Zelte aufzubauen. Zum anderen verschickte die Verwaltung ihre Stellungnahme zu den Plänen. Darin heißt es, die Bezirksverwaltung habe erhebliche Bedenken gegen diesen Plan und halte den Neuländer Platz für denkbar ungeeignet. Der Platz werde stark als öffentlicher Platz frequentiert, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Als Alternative, so der Vorschlag der Verwaltung, könne man sich den Aufbau von Zelten auf der Fläche vorstellen, auf der ursprünglich mal der „Sports Dome“ geplant werden sollte. Dabei handelt es sich um ein Grundstück zwischen Großmoordamm, Umgehungsstraße und dem alten Postgebäude, in dem der Träger „fördern & wohnen“ die Erstaufnahme mit rund 250 regulären Plätzen betreibt.
Auf Nachfrage des Abendblatts bestätigte Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD in der Bezirksversammlung Harburg, das Schreiben der Bezirksverwaltung. „Das Ansinnen der Behörde für Inneres, Zelte auf dem Neuländer Platz aufstellen zu wollen, ist in keinster Weise zu vertreten. Dagegen werden wir uns mit aller Kraft wehren“, sagt Heimath. Über die vom Bezirk vorgeschlagene Alternativfläche könne nachgedacht werden. Eine Lösung mit Zelten, so Jürgen Heimath, könne allerding in der Tat nur befristet gesehen werden. Es sei auch zu überlegen, ob es nicht eine bessere Option sei, die Menschen vorübergehend in Schulsporthallen unterzubringen, gerade während der Ferienzeit.
Auch CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer hat den Erhalt des Schreibens bestätigt. Er halte, so Fischer, den Alternativvorschlag der Verwaltung für weit besser und könne sich dem nur anschließen. In Zeiten, in denen die Flüchtlingsströme derart zunähmen, so Fischer weiter, müsse man über alle Möglichkeiten nachdenken. „Vor zehn Jahren lagen im Ziegelwiesenkanal im Binnenhafen zwei ausrangierte DDR-Schiffe, die wir vorübergehend als Flüchtlingsunterkünfte genutzt haben. Auch über eine solche Lösung muss nachgedacht werden“, sagt der CDU-Politiker.