Bei milden 20 Grad jubelten die Hamburger über das Siegtor von Thomas Müller. Mit dem 0:1 gegen die USA zieht die Mannschaft um Jogi Löw ins Achtelfinale ein.
Hamburg. Hamburg johlt und hupt. Ob Reeperbahn, Millerntor, Glacischaussee oder Schulterblatt - überall feierten die Hamburger ihre Mannschaft.Allein 40.000 Menschen haben am Donnerstagabend in der Fan-Arena auf St. Pauli gemeinsam das WM-Spiel der USA gegen Deutschland angeschaut. Zu Spitzenzeiten hätten rund 45.000 Fans auf dem Heiligengeistfeld den Achtelfinaleinzug der DFB-Elf gefeiert, sagte eine Sprecherin des Veranstalters. Geschmückt mit Hüten, Blumenketten und Haarbändern in Schwarz-Rot-Gold hatten sie ein rauschendes Fußballfest gefeiert. Bei angenehmen 20 Grad jubelten die bunt dekorierten Fußballfans beim letzten Gruppenspiel der DFB-Elf gegen Jürgen Klinsmanns US-Team ausgelassen. Nach dem 1:0-Sieg gegen die USA verließen sie fröhlich das Heiligengeistfeld und waren für das erste Achtelfinalspiel guter Dinge.
Das - für norddeutsche Verhältnisse - sommerliche Wetter hatte trotz der frühen Spielzeit um 18 Uhr Zehntausende feierfreudige WM-Begeisterte in die Arena gelockt. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz verfolgte das Spiel aus dem VIP-Bereich: «Hamburg ist eine sportbegeisterte Stadt, das sieht man hier. Ich finde es klasse, dass sich hier so viele zum gemeinsamen Public-Viewing treffen», sagte Scholz am Donnerstag. Als das deutsche Tor fiel, ging lauter Jubel durch die Massen und zum Teil überdimensional große Fahnen in Schwarz-Rot-Gold wurden geschwenkt. Zum Spielstart war es trocken, kurz vorher waren noch einige Tropfen gefallen - später lugte die Sonne immer häufiger durch die Wolken.
Die Veranstalter der Fan-Arena zeigten sich zufrieden: «Größere Schlägereien hat es nicht gegeben», alles sei während des gesamten Spiels friedlich geblieben, sagte Sprecherin Daniela Scherbring. «Die Sicherheitskräfte hatten nichts zu tun.» Das bestätigte auch die Hamburger Polizei. Rund 12 000 Liter Bier wurden laut Veranstalter am Donnerstag in der Fan-Arena verkauft.
Trommeln, Tröten, Trillerpfeifen
Die amerikanischen «Stars and Stripes» waren nur vereinzelt zu sehen, auf dem Heiligengeistfeld dominierten die deutschen Farben. Das «Public-Viewing» auf amerikanisch übersetzt «Aufstellung eines aufgebahrten Leichnams» oder kurz «Leichenschau» bedeutet, wussten am Donnerstag nur wenige Fans - auf beiden Seiten. Aber eines wissen sie sicher: «Es ist einfach geiler, die WM-Spiele in guter Gesellschaft zu gucken», sagte ein Fan mit Freudentränen in den Augen auf dem Heiligengeistfeld.
Vor dem Start der Partie USA-Deutschland hatte der Veranstalter ein buntes Bühnenprogramm präsentiert: DJ Jürgen, der süditalienische Sänger Armando Quattrone sowie Ralle Petersen & Hack Norris heizten die Menge an. Mit Platz für 50 000 Besucher gilt das Public Viewing in Hamburg bundesweit als zweitgrößtes nach der Berliner Fanmeile.
Trommeln, Tröten und Trillerpfeifen mussten wie bei den WM-Spielen zuvor zu Hause bleiben: Wegen der späten Spielzeiten müssen sich die Veranstalter an die Lärmschutzrichtlinien halten. Trotzdem schafften es einige Fans, ihre durchdringenden Musikinstrumente in die Arena zu schmuggeln: Immer wieder war Hupen und Tröten zu hören.
Nach der Partie der deutschen Elf mussten mehrere Straßen rund um die Fan-Arena gesperrt werden: «Der U-Bahnhof Feldstraße musste wegen starken Zustroms kurzzeitig dicht gemacht werden», sagte ein Sprecher der Hamburger Polizei. Zu Zwischenfällen kam es zunächst nicht. Später zogen die Fans weiter in die umliegenden Kneipen auf der Reeperbahn, um dort zu feiern.
Am vergangenen Samstag (21.6.) hatten mehr als 50 000 Fans das Spiel der deutschen Nationalelf gegen Ghana bei der WM in Brasilien verfolgt. Am Ende hatten die Fans auf beiden Seiten über das hart erkämpfte 2:2 gejubelt. Ab dem Achtelfinale werden alle WM-Spiele auf dem Heiligengeistfeld übertragen, nicht nur die der deutschen Mannschaft.
Nach dem Spiel standen die Menschen Schlange vor den Geldautomaten am Schulterblatt in der Schanze, um in die lange, milde Sommernachts-Feier zu starten.