Hapag-Lloyd-Vorstandschef verlässt den Chefsessel bei Deutschlands wichtigster Reederei. 500 Gäste im Hotel Atlantic. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz dankt persönlich.
Hamburg. Es wurde ein großes Fest: Hapag-Lloyd-Vorstandschef Michael Behrendt feierte am Mittwochabend mit Freunden, Weggefährten und zahlreichen Honoratioren aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seinen Abschied vom Chefsessel bei Deutschlands wichtigster Reederei. Der 63-Jährige gibt sein Amt zum Monatsende auf. Nachfolger wird der Niederländer Rolf Habben Jansen. Ursprünglich hatte die Feier in der Unternehmenszentrale am Ballindamm stattfinden sollen, doch wegen der großen Resonanz wurde sie in das Hotel Atlantic verlegt.
Knapp 500 Gäste versammelten sich dort am Abend, um Behrendt und dem mit ihm in den Ruhestand wechselnden Schifffahrtsvorstand von Hapag-Lloyd, Ulrich Kranich, noch einmal die Hand zu drücken. Auf der Gästeliste standen illustre Manager wie VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen und Ex-E.on-Chef Wulf Bernotat. Aber auch Theater-Intendanten, Filmschaffende und viele Reeder erwiesen den beiden Schifffahrtsmanagern die Ehre. Aus Chile war sogar Andrónico Luksic Craig angereist, größter Aktionär der Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV), die mit Hapag-Lloyd fusionieren wird.
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) würdigte Behrendts besondere Verdienste um Hamburg: „Dass Hapag-Lloyd und ihre Partner im Rahmen der G6 Alliance aus Hamburg und dem Hafen nicht wegzudenken sind, dafür dankt die Stadt Ihnen“, sagte Scholz. Er sei sicher, dass Weltoffenheit, Toleranz und respektvolle Zusammenarbeit weiterhin das Handeln von Hapag-Lloyd charakterisieren werden.
In seiner Dankesrede sagte Behrendt gerührt: „Hapag-Lloyd ist mir ans Herz gewachsen. Ich meine damit auch die große Geschichte, die große Tradition, die unser Unternehmen verkörpert. Es ist eben nicht nur eine Firmenhistorie, die sich über mittlerweile 167 Jahre spannt, sondern auch lebendige Wirtschafts- und Kulturgeschichte.“ Mit Blick auf den Vorstand sagte er: „Wir waren ein klasse Team.“
Behrendt stand mehr als zwölf Jahre an der Spitze der Hamburger Reederei und hat deren Entwicklung entscheidend geprägt: 2005 setzte er beim Mutterkonzern TUI die Übernahme der britisch-kanadischen Reederei CP Ships durch, mit der Hapag-Lloyd in die Top Ten der weltgrößten Reedereien vorstieß. Als drei Jahre später Hapag-Lloyd selbst Gefahr lief, von einem Konkurrenten geschluckt zu werden, hatte Behrendt entscheidenden Anteil daran, dass es nicht dazu kam: Er gab den Anstoß zur Gründung des Hamburger Konsortiums Albert Ballin, das den Verkauf von Hapag-Lloyd verhinderte. Hauptaktionäre wurden damals der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, den Behrendt in seiner Dankesrede besonders hervorhob, sowie die Stadt Hamburg. Mit Geschick und viel Geduld hatte Behrendt es 2008 vermocht, alle politischen Parteien in der Bürgerschaft von der Notwendigkeit des Einstiegs bei Hapag-Lloyd zu überzeugen. Behrendts letzter Coup war der Beschluss der Fusion mit der Containersparte der Reederei CSAV in diesem Jahr. In seine Amtszeit fällt das erfolgreichste Jahr der Reederei mit einem Überschuss von 428 Millionen Euro, aber auch das schlechteste mit einem Minus von 402 Millionen Euro. Behrendt bleibt Hapag-Lloyd weiter treu: Im Herbst wird er Aufsichtsratschef.