Der scheidende Vorstandschef Michael Behrendt sagte bei seiner Verabschiedung, dass die Industrie dringend eine Konsolidierung brauche. Nach der Übernahme der chilenischen Reederei CSAV sind noch weitere Bündnisse geplant.
Hamburg. Deutschlands größte Containerlinie Hapag-Lloyd denkt nach der Übernahme der chilenischen Reederei CSAV bereits an den nächsten Schritt. „Diese Industrie schreit geradezu nach Konsolidierung“, sagte der scheidende Vorstandschef Michael Behrendt am Mittwochabend auf einer Veranstaltung zu seiner Verabschiedung nach zwölf Jahren an der Spitze der Hamburger Traditionsreederei. Irgendwann werde sich in der Branche die Erkenntnis durchsetzen, dass es zu viele einzelne Unternehmen gebe. „Eine Gewinnerzielungs-Absicht scheint, so abwegig das klingt, bei einigen in dieser Branche, nicht die höchste Priorität zu haben“, sagte Behrendt. Der 63-Jährige wechselt im Herbst an die Spitze des Aufsichtsrats.
Zum Monatsende übergibt Behrendt das Steuer von Hapag-Lloyd an den Niederländer Rolf Habben Jansen. Dessen Aufgabe wird es sein, das Containergeschäft von CSAV zu integrieren. Durch die Fusion mit der Compania Sud Americana de Vapores (CSAV) entsteht die viertgrößte Linienreederei der Welt mit rund 200 Schiffen und einem Jahresumsatz von etwa neun Milliarden Euro. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden soll das Containergeschäft von CSAV vollständig in Hapag-Lloyd aufgehen. Die Chilenen würden dafür zunächst mit 30 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt. Nach dem Vollzug der Transaktion ist eine Kapitalerhöhung geplant, die wesentlich von CSAV gezeichnet wird. Dadurch soll der Anteil an Hapag-Lloyd auf 34 Prozent steigen. Die Chilenen wären damit die größten Anteilseigner, denn die Anteile der Stadt Hamburg und des Unternehmens Klaus-Michael Kühne sinken bei der Fusion.
Die Allianz soll Kern einer größeren Gruppe werden, die Kühne schon seit längerem vorschwebt. Bis der nächste Schritt angegangen werden kann, müssen allerdings noch die Kartellbehörden dem ersten Schritt zustimmen. „Wir hoffen, dass sich die Behörden schnell erklären“, sagte Andronico Luksic, der über die Familienholding Quinenco die CSAV kontrolliert, zu Reuters.
„Ungeduldig blicken wir gemeinsam dem Closing entgegen, damit wir von den beträchtlichen Synergieeffekten des Zusammenschlusses recht bald profitieren können“, fügte Kühne hinzu. Er hat sich bereits mehrfach dafür ausgesprochen, den Bund von Hapag-Lloyd mit CSAV um einen weiteren Partner zu erweitern. Damit soll der Abstand zu den führenden Konkurrenten Maerks, MSC und CMA CGM verkleinert werden. Als Wunschpartner Kühnes gilt NOL. Die Reederei aus Singapur hatte vor einigen Jahren vergeblich versucht, Hapag-Lloyd zu übernehmen, als sich der Reisekonzern TUI aus der Schifffahrt zurückziehen wollte.