200.000 Einwohner des Bezirks Mitte sollen am 24. August abstimmen. Senat will Ergebnis anerkennen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Bürgerentscheid.
St. Pauli/Steinwerder. Soll eine Seilbahn St. Pauli mit den Musicaltheatern auf Steinwerder verbinden? Darüber werden demnächst die Bürger im Bezirk Mitte abstimmen. Die Bezirksversammlung Mitte hat am Donnerstagabend mit großer Mehrheit gegen das Bürgerbegehren der Befürworter eines Seilbahnbaus gestimmt. 36 Abgeordnete lehnten das Projekt ab, zwölf stimmten für die Seilbahn.
Jetzt kommt es zum Bürgerentscheid: Die rund 200.000 Wahlberechtigten im Bezirk Hamburg-Mitte sind am Sonntag, 24. August, aufgerufen, über die Seilbahn abzustimmen.
Es gab in den vergangenen Jahrzehnten in Hamburg wohl kaum ein Bauvorhaben, das zu derart kontroversen Diskussionen geführt hat. Das Musicalunternehmen Stage Entertainment hatte seine Visionen für eine Seilbahn von der Glacischaussee zu den Musicaltheatern bereits vor mehr als drei Jahren öffentlich gemacht.
Seitdem liefern sich Befürworter und Kritiker einen nicht enden wollenden Schlagabtausch über das Für und Wider dieses Verkehrsmittels. Auf der einen Seite steht die Bürgerinitiative „Hamburger Seilbahn – Ich bin dafür!“, zu deren Köpfen Ex-Senatorin Herlind Gundelach (CDU) und Thomas Magold, Vorsitzender des Tourismusverbands, gehören. Auf der anderen Seite steht der Chef des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Andy Grote (SPD).
Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten elf Fragen:
Wie läuft der Bürgerentscheid ab?
Die Wahlberechtigten erhalten per Post die Wahlunterlagen und Informationen zu dem Seilbahnvorhaben – sowohl vonseiten der Befürworter als auch von den Gegnern. Die Bürger können sich vorab per Post an dem Bürgerentscheid beteiligen oder in den Abstimmungsstellen im Bezirk ihr Kreuz machen. Die Details arbeitet das Bezirksamt Mitte noch aus, da es sich um den ersten Bürgerentscheid im Bezirk Mitte handelt.
Wann ist der Bürgerentscheid erfolgreich?
Es reicht eine einfache Mehrheit der Stimmen.
Ist der Bürgerentscheid bindend, oder kann der Senat evozieren und somit den Bürgerentscheid aushebeln?
Wie jeder Bürgerentscheid hat auch dieser die Wirkung einer Bezirksversammlungsentscheidung. Der Hamburger SPD-Senat ist hieran zwar grundsätzlich nicht gebunden, hat allerdings erklärt, dass er eine auf Bezirksebene getroffene Entscheidung – also auch das Ergebnis dieses Bürgerentscheids – anerkennen würde.
Welche Behörde ist für die Baugenehmigung verantwortlich?
Die Wirtschaftsbehörde.
Wie ist der Streckenverlauf geplant?
Startpunkt der Seilbahn soll am Anfang der Glacischaussee in unmittelbarer Nähe zu Planten un Blomen sein. Das Ziel sind die Musicaltheater auf Steinwerder, in denen die Erfolgsproduktion „Der König der Löwen“ und von November an in dem neuen, zweiten Theater das „Wunder von Bern“ gezeigt werden. Die Strecke über die Elbe ist insgesamt rund 1,5 Kilometer lang, es wird mit einer Fahrtzeit von sieben Minuten pro Richtung gerechnet.
Wer finanziert die Seilbahn?
Bauherr ist die österreichische Firma Doppelmayr, die auch die Kosten übernehmen würde. Als Betreiber soll der Musicalkonzern Stage Entertainment gemeinsam mit Doppelmayr fungieren. Angeblich würden der Stadt keine Kosten entstehen, sagen die Befürworter.
Wie viel würde der Bau der Seilbahn über die Elbe kosten?
Der Bauherr schätzt die Kosten auf rund 35 Millionen Euro.
Wie soll sich die Seilbahn für den Investor refinanzieren?
Durch die Fahrgeldeinnahmen. Die Fahrpreise stehen noch nicht fest, sollen nach Aussage von Stage Entertainment „moderat“ sein.
Gibt es bereits einen Zeitplan für den Bau der Seilbahn?
Nein. Es dürfte sich aber um ein langwieriges Genehmigungsverfahren handeln.
Hatte Hamburg schon einmal eine Seilbahn?
In Planten un Blomen wurde anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) im Jahr 1963 eine Seilbahn errichtet, die kurz danach aber wieder abgebaut wurde.
Gibt es in anderen Städten schon Vorbilder für das Hamburger Vorhaben?
Ein bekanntes Beispiel ist die Seilbahn in Koblenz. Diese wurde nach erheblichen Bürgerprotesten anlässlich der Bundesgartenschau 2011 errichtet. Inzwischen gibt es dort allerdings eine große Akzeptanz für das Verkehrsmittel, und die Koblenzer Seilbahn soll noch mindestens bis zum Jahr 2026 stehen bleiben.