Die unterlegene Politikerin im Kampf um die Spitzenkandidatur zur Bürgerschaftswahl veröffentlichte einen persönlichen Mail-Wechsel mit der Fraktionsvorsitzenden. Einige Parteifreunde sind empört.
Hamburg. Die Hamburger FDP verstrickt sich immer tiefer in gegensätzliche Behauptungen und Streit. Nachdem Katja Suding zunächst den Machtkampf um die Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahl für sich entscheiden konnte, veröffentlichte die unterlegene Sylvia Canel in der Nacht zu Sonnabend einen persönlichen E-Mail-Wechsel mit Suding bei Facebook. Aus den Schreiben sei ablesbar, dass sie „nicht vorhatte, gegen Suding zu kandidieren“, schreibt Canel dazu.
Die Mails datieren demnach vom 3. und 4. Juni, kurz vor der Entscheidung über die Spitzenkandidatur. „Liebe Sylvia, schon seit einiger Zeit ist klar, dass die Presse den Zwist zwischen Dir (...) und mir (...) auf der anderen Seite immer wieder zum Gegenstand macht“, wird Suding von Canel zitiert. „Wir sollten uns gemeinsam der Verantwortung für die Partei stellen und eine Entscheidung herbeiführen“.
Beide sollten für den ersten Platz der Landesliste kandidieren und vorher vereinbaren, „dass die Unterlegene dann nicht weiter für die Bürgerschaft kandidiert“, so Suding nach dem Facebook-Eintrag von Canel weiter. „Was hälst du davon?“
Canel wirft Suding parteischädigendes Verhalten vor
Nach der nun veröffentlichten Antwort geht Canel nicht direkt auf das Angebot ein. „In den letzten Tagen habe ich viel von dir und deinen Vorstellungen bezüglich der Aufstellung der Bürgerschaftsliste in den Zeitungen gelesen.“, so Canel in ihrer Mail-Antwort. Sie selbst sei die stets offen für ein klärendes Gespräch gewesen. „Leider sind fast alle unsere Angebote von dir und deinen Stellvertretern nicht angenommen worden.“.
Im Gegenteil sei der „öffentliche Schaden“, den Suding durch ihre Äußerungen in der Presse getätigt hätte, „immens“. Canel hätte bereits frühzeitig klar gemacht, dass „ich nicht gegen dich kandidieren möchte. Was ich sage, halte ich ein.“
Nach dem Wortlaut der Mail machte Canel der Fraktionsvorsitzenden zudem ein Angebot zur Zusammenarbeit. „Meine Hand war die ganze Zeit ausgestreckt, du musst nur einschlagen. Unsere Parteifreunde warten ungeduldig auf gerade diesen Moment, damit Ruhe und Erfolg einkehren können.“ Auch sie schließt demnach mit der Frage, „was hälst du davon?“
Katja Suding wollte sich bislang nicht zur Echtheit und dem Wortlaut der veröffentlichten Mails äußern. Nach einem Beschluss des FDP-Landesvorstandes soll sie Anfang Juli als einzige Kandidatin für den ersten Listenplatz bei der Landtagswahl nominiert werden.
Ermunterung und Kopfschütteln bei Facebook
Unter dem Facebook-Eintrag von Sylvia Canel sammelten sich schnell lobende, aber auch genervte Stimmen. „Respekt“, schreiben gleich mehrere Unterstützer der Landesvorsitzenden. Einige sprechen außerdem von einer „gezielten Kampagne“ gegen Canel, die insbesondere die „Bild“-Zeitung initiiert haben soll. Canel selbst bezieht ihren Post auf ein neuerliches Interview der “Zeit“ mit Sky Du Mont, in dem der Prominente den „Krieg“ zwischen Suding und Canel als „richtig doof“ bezeichnet.
„Nachmittagspostings sind selten hilfreich“, meint dagegen der Nutzer Heinz-Josef Sprengkamp. Auch andere merken an, dass Facebook kaum der richtige Ort für eine parteiinterne Auseinandersetzung sein könne. Die Potsdamer Liberale Jaqueline Krüger fordert Suding und Canel auf: „Nehmt euch ein Zimmer und klärt den Mist“. Die gesamte Debatte sei „nicht mehr auszuhalten“.