Der 68-Jährige will sich jung halten, trägt beim Laufen eine „aerodynamische Rapper-Kapuze“. Lindenberg trinkt nur noch „gezielt“ Alkohol und blickt seinem Atlantic-Jubiläum etwas bange entgegen.
Osnabrück. Rockstar Udo Lindenberg will auch nach seiner ersten Stadion-Tournee weiter Gas geben. „Ich werde nie ein Rentier, sondern bleibe ein Renntier,“ sagte der 68-Jährige der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Das hält mich fit und frisch, und das kann ich allen anderen auch nur empfehlen: Nicht aus dem Beruf aussteigen, sondern weitermachen, weil manche als Rentner doch sehr abschlaffen.“
Um in Form zu bleiben, sei er unter die Sportler gegangen, sagte Lindenberg weiter: „Ich jogge in Hamburg um die Alster rum, das sind gute acht Kilometer. Ich bin ja nicht nur Nachtigall, sondern auch eine Gazelle. Und zwar eine mit Turbolader.“
Beim Joggen trage er allerdings nicht einen seiner berühmten Hüte, sondern „eine windschneidende Schnellmütze, so eine Rapper-Kapuze, natürlich aerodynamisch.“ Damit sei er gut getarnt: „Wenn mich einer erkennt, dann an meinem Gang und an meiner Schnute.“
Auch den Alkoholkonsum habe er gedrosselt: „Manchmal trinke ich gezielt Alkohol, aber nicht während meiner beruflichen Tätigkeit. Ich war in meinen Fünfzigern ja mal hauptberuflicher Trinker und sah auch entsprechend aus – wie ein Rock'n'Roll-Mops. Damals wog ich 93 Kilo, jetzt sind es wieder 67. Ich hatte einfach die Krise: Wie werde ich vom Teenager-Star zum Rock-Chansonnier? Es gab in Frankreich Charles Aznavour und Jaques Brèl, aber in Deutschland niemanden, an dem ich mich hätte orientieren können.“
Am Ende habe er selbst den Schalter um gelegt, sagte Lindenberg: „Ich war ein paar Mal im Krankenhaus, und der Notarzt wurde zu meinem ständigen Berater. Irgendwann dachte ich: Das kannst du der Welt nicht antun, Trauerwellen und Selbstmordwellen würden das Land überziehen, wenn ich abdanke. Die Nachtigall muss den Leuten noch ein bisschen erhalten bleiben.“
Nächstes Jahr feiert Lindenberg 20-Jähriges im Hamburger Hotel „Atlantic“, seinem ständigen Wohnsitz: „Schon wieder eine Sause. Das hört ja gar nicht mehr auf. Erst 40 Jahre Panikorchester, jetzt die ersten Stadionkonzerte und dann das. Alles gute Gründe für große Partys.“
Ein Auszug aus dem Hotel kommt für den 68-Jährigen nicht in Frage: „Da habe ich alles – meine Ruhe, wenn ich sie haben will, aber auch jede Menge total unterschiedliche Leute an der Bar, wenn ich das haben will. Mit denen kann ich über Texte, Shows und alles Mögliche reden, wann immer ich will. Das ist ein bisschen so wie eine WG.“
Mit einem Urenkel wie ihn Mick Jagger mittlerweile habe, könne er allerdings nicht aufwarten, sagte Lindenberg weiter: „Das ist ein Glück, das mir bisher versagt geblieben ist. Ich habe ja nur einen Lindenzwerg in Ostberlin, und der ist geheim. Der will jetzt Rapper werden, aber aus sich selbst heraus, aber nicht im Windschatten oder Sternenstaub seines Vaters.“