Am Nobistor campieren illegal Familien aus Rumänien und Bulgarien. Etliche Anwohner haben sich beschwert. Der Bezirk prüft derzeit eine Räumung. Politik fordert hamburgweit einheitliches Vorgehen.

Hamburg. Das kleine rote Häuschen mit den hübschen Fensterläden ist schon seit Ende der 1990er-Jahre Anlaufpunkt für Obdachlose: „Alimaus“ nennt sich die von einem Dominikanerpater gegründete Einrichtung am Nobistor. Es gibt dort kostenloses Essen, eine Kleiderkammer und medizinische Hilfe. Eine stille Arbeit, die sehr anerkannt ist in der Stadt. Doch seit etwa zwei Wochen campieren Familien aus Rumänien und Bulgarien auf dem benachbarten Parkplatz und in dem kleinen Park gegenüber, was laut Bezirksamt Altona jetzt zu etlichen Anwohnerbeschwerden geführt hat.

Abfall im Park, Menschen, die ihre Notdurft dort verrichten, nächtliches Grillen – die Beschwerden sind vielfältig. Kinder gehören zu der Gruppe, Frauen in langen, bunten Röcken, etwa 50 Menschen, meist Sinti- und Roma, wie es in der „Alimaus“ heißt. „Wir suchen Arbeit, finden aber nichts“, sagt einer der jüngeren Männer. Ein paar Tage noch, dann wollten sie wieder zurück. Wo sie schlafen? Er deutet auf zwei, drei ältere VW-Busse und einige Zelte auf der Wiese – wobei vor Ort nicht leicht auszumachen ist, wer eigentlich zu der Gruppe gehört.

Denn es gibt dort auch zahlreiche Obdachlose verschiedener Herkunft, von denen in unmittelbarer Nähe zur Reeperbahn viele versteckte Ecken und Hauseingänge gefunden haben. In einer ersten Reaktion hat das Bezirksamt Altona nun zunächst mobile Toiletten aufstellen lassen. Bezirksmitarbeiter prüften zudem, ob die kleinen Kinder dort irgendwie gefährdet seien.

„Wir prüfen aber auch eine Räumung, weil das Campieren in Grünanlagen verboten ist“, sagt Bezirkssprecherin Kerstin Godenschwege. „Wir müssen dort aber mit Augenmaß vorgehen“, fordert Altonas SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian. Angesichts vieler Menschen, die derzeit aus neuen EU-Ländern Osteuropas nach Hamburg kommen, müsse es zudem ein einheitliches Vorgehen der Bezirke gebeten, fordert er. „Es kann nicht sein, dass ein Bezirk sofort räumt, während ein andere Bezirk ein Camp zulässt.“

Die Hamburger Diakonie befürchtet dennoch eine baldige Räumung des „Obdachlosenlagers“ und kritisiert, dass es in Hamburg für solche Fälle keine geeignete Unterbringung für obdachlose Familien gebe. „Diese Menschen brauchen schnell ein Dach über dem Kopf“, sagt Diakonie-Vorstand Gabi Brasch. Es gehe hier schließlich um EU-Bürger, die Arbeit suchen.