Die Hamburger Diakonie und das Straßenmagazin Hinz&Kunzt befürchten, dass das Lager ordnungsrechtlich geräumt werden könnte – statt den Menschen aus Rumänien und Bulgarien zu helfen.

Hamburg. Die Hamburger Diakonie und das Straßenmagazin Hinz&Kunzt sorgen sich um ein Obdachlosenlager am Nobistor im Bezirk Altona: In einem provisorischen Camp in einer Grünanlage leben seit mehr als zwei Wochen etwa 50 bis 60 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Zelten und Autos. Unter ihnen seien Schwangere, Kinder und Kleinkinder, teilte das Diakonische Werk am Mittwoch mit. Mitarbeiter der Diakonie fürchten, dass das Lager geräumt wird.

Hinz&Kunzt hat die Stadt Hamburg aufgefordert, den obdachlosen Familien eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Es dürfe nicht sein, dass in eine der reichsten Städte Deutschlands Familien mit Kindern in Zelten leben müssen, sagte Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Bislang habe der Bezirk nur Dixie-Klos bereitgestellt. Den Kindern müsse zudem der Schulbesuch ermöglicht werden.

Statt der Räumung fordert Diakonie-Vorstand Gabi Brasch schnelle Hilfe: „Das heißt vor allem: Ein Dach über dem Kopf“. Es gelte, familiengerechte Unterbringungen zu finden und die Rechtsansprüche der EU-Bürger zu klären. Brasch verlangte, jeder Einzelfall müsse von den Behörden genau geprüft werden.

Das sei nach deutschem Recht gar nicht möglich, heißt es dagegen bei der Sozialbehörde. Jeder EU-Bürger könne im Sinne der Freizügigkeit nach Hamburg kommen und sich hier Arbeit suchen – mindestens die ersten drei Monate müsste er sich jedoch alleine finanzieren. Anspruch auf Sozialhilfe hätte er dann nicht – und auch kein Recht auf Unterbringung in einer öffentlichen Einrichtung.

„Wir gucken, wie man das Problem angehen kann“, sagte die Sprecherin des Bezirksamts Altona, Kerstin Godenschwege. Es gebe bereits Beschwerden von Anwohnern: „Das ist natürlich keine haltbare Situation.“

Diakonische Einrichtungen haben inzwischen Kontakt zu den Betroffenen aufgenommen, um ihnen zu helfen. Das Diakonische Werk und Hinz&Kunzt weisen seit langem darauf hin, dass in Hamburg angemessene Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Familien fehlen.