Tausende Bürger suchen wegen des angespannten Immobilienmarktes Rat und juristische Unterstützung, zum Beispiel, um sich gegen Mieterhöhungen oder Betriebskostenabrechnungen zu wehren.

Hamburg. Die Wohnungsknappheit in Hamburg sorgt bei den Mietervereinen in der Hansestadt für stark steigende Mitgliederzahlen. Allein der Mieterverein zu Hamburg verzeichnete in den vergangenen vier Jahren fast 6000 neue Mitglieder. Inzwischen sind 67.000 Mieter und ihre Familien in dem Verein organisiert – jeder zehnte Hamburger Haushalt.

Geschäftsführer Siegmund Chychla sagte dem Abendblatt, Grund für die Anziehungskraft der Mietervereine sei „die angespannte Wohnungsmarktlage und der ständig wachsende Druck auf die Mieter in den letzten Jahren“. Viele Menschen erhoffen sich Rat und juristische Unterstützung bei Ärger mit dem Vermieter – etwa wenn Wohnungen teuer saniert werden oder erhebliche Mieterhöhungen drohen.

Auch der Verein Mieter helfen Mietern erlebt einen Ansturm neuer Mitglieder. Im vergangenen Jahr traten fast 2000 Hamburger dem Verein bei, im ersten Quartal dieses Jahres waren es schon 600. Insgesamt hat der Verein mit Sitz an der Bartelsstraße im Schanzenviertel jetzt rund 18.000 Mitglieder. Für Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann steht fest: „Der Preis- und Verdrängungsdruck auf dem Hamburger Wohnungsmarkt lässt sich bei Mieter helfen Mietern in den letzten zwei Jahren deutlich an der Beitritts- und Beratungsintensität ablesen.“ Zugenommen hätten nicht nur Mieterhöhungen, sondern auch Wohnungskündigungen. 12.500-mal suchten Hamburger im vergangenen Jahr Rat bei Mieter helfen Mietern. Beim Mieterverein zu Hamburg mit Hauptsitz am Berliner Tor und seinen Außenberatungsstellen waren es im vergangenen Jahr sogar 32.500 persönliche und mehr als 33.000 telefonische Beratungen. In rund 32 Prozent der Fälle ging es um die Betriebskostenabrechnung.

An der Wohnungsmarktkrise werde auch der erfreulicherweise starke Anstieg von Wohnungsneubauten vorerst nichts ändern, sagte Mietervereins-Geschäftsführer Chychla. Insgesamt wurden laut Statistikamt Nord 6407 Wohnungen neu in Hamburg gebaut, 2614 mehr als im Jahr 2012. Doch die Nachfrage nach Wohnraum ist weiter immens. „Es besteht noch Bedarf für mindestens 50.000 weitere Wohnungen“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf. Neben dem Wohnungsneubau sei auch der Mieterschutz und damit die Arbeit der Mietervereine sehr wichtig, so Kienscherf. „Wir versprechen uns viel von der Mietpreisbremse, die auf Bundesebene vorbereitet wird. Damit soll bei Neuvermietungen verhindert werden, dass die Vermieter die Miete exorbitant erhöhen.“

Der Druck auf dem Hamburger Immobilienmarkt beschert aber nicht nur den Mietervereinen, sondern auch dem Grundeigentümer-Verband Hamburg viele neue Mitglieder. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir etwa netto 2000 neue Mitglieder gewinnen können“, sagte der Vorsitzende Heinrich Stüven. „Wir haben jetzt rund 31.000.“