Seine kaputte Waschmaschine wurde einem 31-Jährigen zum Verhängnis: Weil die Wohnung überschwemmt war, rückte die Feuerwehr an – und entdeckte eine große Marihuana-Plantage. Alles Eigenbedarf?
Neustadt. Seine Waschmaschine wurde ihm zum Verhängnis. Irgendein Teil, das geplatzt war und durch die Folgen von Altersschwäche eine ganze Wohnung unter Wasser setzte. Doch die Überschwemmung war noch das geringste Problem, das Patrick Z. (Name geändert) daraufhin hatte. Das war mehr die Feuerwehr, die ein besorgter Nachbar alarmiert hatte und die bei ihrem Einsatz auch von einem Polizeifahrzeug begleitet wurde. Denn beim Betreten der Wohnung schlug den erfahrenen Beamten der unverkennbare Geruch von Marihuana entgegen. 82 Pflanzen, gehegt und gepflegt in einer aufwendigen Aufzuchtanlage, wurden liebevoll gehütet. Zum Eigenbedarf, wie der 31-Jährige der Polizei versicherte.
1600 Gramm Marihuana für eine einzige Person? Aus Sicht der Staatsanwaltschaft reicht das schon eher als einträgliche Basis zum Dealen mit Betäubungsmitteln. Weil Patrick Z. neben den Drogen auch noch etliche Messer in seiner Wohnung hortete, sieht der Hamburger sich jetzt wegen eines sehr schweren Vorwurfs vor dem Landgericht angeklagt: Drogenhandel mit Waffen, bei dem ihm eine Mindeststrafe von fünf Jahren droht.
Doch der dunkelhaarige Angeklagte geht selbstbewusst gegen die Anschuldigungen vor. Von seinem grundsoliden Lebenswandel erzählt der Handwerker und von der Empörung, die er angesichts des „unsensiblen Polizeieinsatzes“ empfunden habe. „Ich war tagsüber unterwegs und wollte abends zum Feiern“, sagt er. Nur kurz habe er zwischendurch zu Hause nach dem Rechten sehen wollen.
„Als ich meine Wohnungstür aufschließen wollte, wurde mir schon von innen geöffnet. Und dann war da überall Wasser und Erde. Ich war schwer geschockt.“ Natürlich sei ihm klar, dass die Ermittler die illegalen Pflanzen nicht zurücklassen konnten, sagt Patrick Z. „Aber man muss nicht jeden Blumentopf einfach auf den Teppich schütten“, protestiert er. „Ich fühlte mich dadurch schikaniert.“
Das Marihuana sei „ehrlich für den Eigenbedarf gewesen. Ich dachte, dann habe ich einen Batzen.“ Doch seine Tat sei eine „Riesendummheit“, räumt er ein. Die Anlage zur Aufzucht der Pflanzen habe er gebraucht bekommen, erzählt Patrick Z. Zu der Apparatur gehörten neben einem 2,4 mal 2,4 Meter großen Zelt unter anderem fünf Ventilatoren und eine Lüftungsanlage – alles Geräte, die „wahnsinnig viel Strom fressen“, begründet die Vorsitzende Richterin ihre Zweifel. „Und man findet sogar im Internet, was das alles kostet.“
Auf hohe Rechnungen war er gefasst, verteidigt sich Patrick Z. „Aber dass es so viel sein würde, ganze 1600 Euro!“ stöhnt er. Lange windet er sich, dann räumt der 31-Jährige zögernd ein: Es könne sein, „dass ich schon mal was abgegeben habe, um die Kosten zu decken. Aber ich hatte keinen Verkauf geplant.“ Neben der Marihuanaplantage seien auch „Pillen und Amphetamine gefunden worden“, wirft die Richterin ein. Auch die seien für den Eigenkonsum gewesen, wehrt der Hamburger ab. „Das war so aus Spaß. Ich komme aus der Technoszene. Wenn man lange feiern will, hilft das, super durchzuhalten.“ Jetzt sei er aber von allem los, erzählt Patrick Z. mit Stolz in der Stimme. Und er gehe auch zur Therapie.
Auch die zahlreichen Messer, laut Anklage zumindest denkbar im Zusammenhang mit dem Drogendealen, rückt Patrick Z. in möglichst harmloses Licht. „Ich bin Angler und habe ein Angelmesser.“ Das Gericht glaubt ihm, dass er die Waffen nicht fürs Dealen gebrauchen wollte, und verhängt im Ergebnis wegen Drogenhandels eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten – mit Bewährung.