Kanäle, Seen, Elbe und Alster: Auf 130 Kilometer Länge finden traditionsreiche Vereine und Zehntausende Aktive ideale Bedingungen. Die Hansestadt genießt das Image einer glänzenden Wassersport-Metropole.

Blankenese. Mindestens einmal pro Woche steigt Jürgen Warner, Chef des Allgemeinen Alster-Clubs/Norddeutscher Ruderer-Bund, in sein Boot. Dann genießt er den Blick auf die Silhouette der Stadt von der Wasserseite. „Es gibt wohl kaum eine andere Metropole in Europa“, sagt er, „in der Stadtbild und Wasserwege so eng und selbstverständlich miteinander verwoben sind.“ Für ihn sei Hamburg das „Ruder-Eldorado“. Was die 5570 Ruderer in den 21 Vereinen natürlich genauso sehen. Schließlich ist das Interesse, gemeinsam auf Kanälen, Bille und Alster zu rudern, nach Angaben des Hamburger Sportbundes in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.

Die Hansestadt mit ihren 130 Kilometer langen befahrbaren Wasserläufen, den 13 Bade- und Naturseen und der 164 Hektar großen Außenalster genießt längst das Image einer glänzenden Wassersport-Metropole. Ruderer, Angler und Surfer können zwischen Elbe und Alster genauso ihrem Hobby frönen wie Taucher im Hohendeicher See sowie Segler und Kanuten. „Hamburg“, freut sich Günter Ploß, Präsident des Hamburger Sportbundes, „bietet wie kaum eine andere Stadt in Deutschland Möglichkeiten für den Wassersport. Mitten in der Innenstadt haben Freizeitsportler ebenso ein Revier wie hochklassige Regatten.“ Ganz oben auf der Liste der populären Wassersportarten steht Segeln mit 73 Vereinen und 11.668 Mitgliedern, danach folgen die Ruderer und mit 22 Vereinen und 4213 Mitgliedern die Kanuten. Der Sportbund verzeichnet je nach Sportart eine stabile bzw. steigende Mitgliederentwicklung. Einen Abstieg in die 2. Liga befürchtet hier keiner.

Wie lebendig die Wasserszene ist, soll mit dem jüngst vom Senat gestartete „Jahr des Wassersports“ demonstriert werden. Mehr als 100 Wassersport-Events sind bis Dezember geplant – vom Schnupperpaddeln (17.Mai, Kaltehofe-Hauptdeich) über die Hummel-Regatta (14. Juni, Außenalster) bis zum Hanseaten-Fünfkampf (3. Oktober). Sportsenator Michael Neumann (SPD) sieht sogar Platz für weitere Veranstaltungen rund um das Thema Wasser: „Wir wollen erreichen, dass sich sportübergreifend innovative, neue Events ergeben, die Begeisterung entfachen und zum Mitmachen anregen.“ Das Wassersport-Jahr, fügt Sport-Staatsrat Karl Schwinke hinzu, soll eine Dachmarke für alle Wassersportarten sein, unter der sich Segler, Ruderer, Kanuten und alle anderen Wasserbegeisterten der Öffentlichkeit präsentieren. „Schließlich ist Wasser eine der größten Sportstädten unserer Stadt.“

Dass die Hamburger und die Deutschen in hohem Maße wassersportbegeistert sind, zeigte eine Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Thema „Wassertourismus in Deutschland“. Sie ergab: Für 83 Prozent der 14- bis 70-Jährigen kommt in den nächsten fünf Jahren mindestens eine Wasseraktivität in Frage.

Nach einer Mitfahrt auf einem Fahrgastschiff und dem Besuch einer maritimen Großveranstaltung rangieren Motorbootsport, Rudern und Tauchen auf den Plätzen 3 bis 5. Gut 1400 Taucher sind bereits in 18 Vereinen organisiert, sagt Boris Haar vom Hamburger Tauchsportbund (HTSB). Regelmäßig gehen sie im Hohendeicher See auf Tauchstation, in dem sich Flusskrebse, Barsche und Aale tummeln.

Oder sie fahren zum 80 Kilometer entfernten klaren Kreidesee Hemmoor, dem Lieblingsplatz vieler norddeutscher Taucher. Im nächsten Jahr feiert der Tauchsportbund sein 40-jähriges Bestehen. Auf eine noch längere Geschichte können Hamburgs Ruderer und Kanuten zurückblicken. Wo Kanäle und andere Wasserwege von den Einwohnern ganz selbstverständlich zum Sport genutzt werden, gründeten hanseatische Ruderer im Jahr 1844 den Allgemeinen Alster-Club – inzwischen der älteste deutsche Regatta-Verein. „In Hamburg“, sagt Jürgen Warner, „nahm das Rudern auf dem europäischen Festland seinen Anfang. Junge Kaufleute wollten es ihren englischen Geschäftspartnern gleichtun.“ So wurde Rudern zum festen Bestandteil des sportlichen und gesellschaftlichen Lebens.

Die Ruderer steuern demnächst auf einen besonderen sportlichen Höhepunkt zu. Auf der modernen Regattastrecke der Dove-Elbe in Allermöhe finden vom 6. bis 10. August die Junioren-Weltmeisterschaften 2014 statt. „Knapp 1000 Sportler aus rund 60 Nationen werden um die Medaillen kämpfen“, sagt Jürgen Warner. Für Sportbund-Präsident Günter Ploß ist die Ruder-WM auf der hochmodernen und international konkurrenzfähigen Wettkampfstrecke erst der Anfang. „Hamburg“, betont er, „sollte in den kommenden Jahren weitere internationale Spitzenereignisse im Wassersport ausrichten.“

Während der Elbarm von Allermöhe zum Rudern lockt, treffen sich auf dem Neuländer See die Wasserski-Fans und auf dem Hohendeicher See (Ortkaatensee) die Surfer. Die Zahl der aktiven Surfer wird in Hamburg auf mehrere Zehntausend geschätzt. Als erster Surfclub entstand 1975 der Windsurfing Club Hamburg, der am 10. und 11. Mai wieder zur regionalen Meisterschaft auf den Oortkatensee einlädt.

Neben den vielen Surfern, Seglern und Kanuten prägen die Paddler auf den Drachenbooten das Bild der Wassersport-Metropole. Immer an Bord dabei: ein Trommler, der den Takt vorgibt, und ein Steuermann. So will es die aus China stammende Tradition, die in den 1990er-Jahren nach Hamburg kam. Relativ neu dagegen ist das Stand Up Paddling – ein Funsport, bei dem die Akteure stehend auf einem Board paddeln. Zum Beispiel am Isekai. Selbst wer nicht so sportlich aktiv ist, findet in Hamburg sein Revier. Der Hamburger Motorboot-Verband zählt mehr als 30 Vereine, die idyllisch gelegene Häfen betreiben. Und auch mit nur ein paar PS lässt sich gemütlich auf der Bille tuckern.