Ein witziges Internet-Video des Hamburger Unternehmens hat eine große Fangemeinde. Und die Produkte, für die es wirbt, sind sehr beliebt. Jetzt will Edeka eigenes Mineralwasser herstellen.

Hamburg. Nackte Tatsachen zu Edekas beliebtesten Produkten gibt es im Internet. Unter dem Titel „Supergeil“ läuft dort derzeit ein Musikvideo, in dem ein dickbäuchiger, vollbärtiger Mann, mal nackt, mal angezogen aber immer anzüglich grinsend Eigenmarkenprodukte der Supermarktkette liebkost. Mit inzwischen rund zehn Millionen Klicks gehört der Spot zu den beliebtesten Werbefilmen überhaupt im Netz. Und ähnlich erfolgreich wie das Filmchen sind auch die Produkte für die es wirbt. Das sagen zumindest die jüngsten Zahlen, die der Hamburger Edeka-Konzern am Dienstag vorstellte.

Die unter der Eigenmarke Edeka vertriebenen Produkte haben sich im Vergleich zum Gesamtmarkt überproportional gut verkauft. Das Umsatzwachstum der Eigenmarken sei im vergangenen Jahr dreimal so hoch gewesen wie das der übrigen Marken, gab der Vorstandsvorsitzende der Edeka-AG, Markus Mosa, am Dienstag bekannt. Neben den preislichen und qualitativen Pluspunkten komme hier das hohe Vertrauen der Kunden in die Unternehmensmarke zum Tragen, sagte er.

Sehen Sie hier das Werbe-Video

Etwa 3600 Produkte vertreibt Edeka unter Eigenmarken wie Gut & Günstig, Edeka, elkos oder Selection. Sie machen bereits 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus – Tendenz stark steigend. Das Sortiment wird deshalb erweitert. Durch einen verbesserten Vertrieb sollen beispielsweise unter dem Label Edeka Zuhause angebotene Küchengeräte wie Eierschneider, Kaffeedosen oder Milchkännchen künftig auch in kleineren Märkten der Kette vorrätig sein.

Die Gründe für den Siegeszug der Eigenmarken sind laut Mosa vielfältig. Dass sie im Preis in der Regel etwas unter den Markenartikeln liegen, sei ein Grund. Zumal diese Preisschere seinen Worten zufolge immer weiter auseinandergeht. Zum anderen sei die Lebensmittelindustrie „zu innovationsscheu“, wenn es darum gehe, neue Produkte auf den Markt zu bringen. „Vieles, was uns von der Industrie als Innovation angeboten wird, ist gar keine“, sagte Mosa. „Sondern höchstens eine Variante eines eingeführten Produkts.“ Es fehle der Industrie an Mut. So setze man zunehmend auf eigene Kreationen.

Nicht zuletzt dank dieser Strategie laufen die Geschäfte bei Edeka gut: Der Verbund hat seinen Marktanteil im deutschen Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr ausgebaut. Der gesamte Umsatz der genossenschaftlichen Gruppe erhöhte sich 2013 um 3,1 Prozent auf 46,2 Milliarden Euro, teilte Edeka am Dienstag in Hamburg mit. Das Kerngeschäft – die Märkte der mehr als 4000 selbstständigen Kaufleute unter dem Edeka-Dach – legte um 5,8 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Auch der zum Konzern gehörende Markendiscounter Netto erzielte ein überdurchschnittliches Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern wuchs in den Regionen gegenüber 2012 um 10,9 Prozent auf 352 Millionen Euro und bei der Zentrale und den Discountern sogar um 20,1 Prozent auf 180 Millionen Euro.

Insgesamt gab es 11.585 Edeka- und Netto-Märkte im vergangenen Jahr. Damit war die Zahl der Standorte um 99 geringer als 2012. Durch Erweiterungsbauten und die Eröffnung großer Märkte nahm die Gesamtverkaufsfläche im Verbund aber weiter zu. Insgesamt zählte Edeka 2013 mit 327.900 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Zumal 10.000 Stellen hinzukamen. Und der Arbeitsplatzaufbau geht weiter: Allein von Jahresanfang bis Ende März hat die Lebensmittelkette in Hamburg 100 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt sind es 5520 in der Stadt.

Auch finanziell ist das Unternehmen gesund, da die Edeka-Kaufleute seit fünf Jahren Gewinne in der Zentrale belassen. Die Eigenkapitalquote stieg so von 14,8 auf 23,7 Prozent, die Verschuldung ging von drei Milliarden Euro auf 239 Millionen Euro zurück. Damit hat Edeka genug finanziellen Spielraum für das Eigenmarkengeschäft.

Dabei will Edeka nicht nur fremde Produkte unter eigenem Namen verkaufen, sondern zunehmend in die Eigenproduktion einsteigen. Die Supermarktkette betreibt bereits eigene Fleischwerke und Bäckereien sowie ein Weinkontor. Im vergangenen Jahr kam der Obst- und Safthersteller Sonnländer dazu, der mit einer Ernte von 1100 Tonnen Bioäpfeln auf eigenen Plantagen etwa die Hälfte des Bioapfelbedarfs im gesamten Verbund abdeckt. Nach Mosas Worten überlegt Edeka jetzt den Kauf eines eigenen Mineralbrunnens.

Der Vorstandschef begründet diese Strategie mit dem zunehmenden Konzentrationsprozess in der gesamten Lebensmittelindustrie. Für manche Produkte gebe es nur noch zwei Lieferanten, mit denen sich Edeka einigen müsse, um keine Lücken im Sortiment zu riskieren. „Das ist ein zentraler Baustein unserer Strategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben und nicht in zu starke Abhängigkeit von der Industrie zu geraten“, so der Edeka-Chef.