Der Konzern wirbt mit Kiffern im Supermarkt, die sich bei der Frage nach einer „Tüte“ vor lachen nicht mehr halten können. Sind die nun eine neue Zielgruppe? Oder soll der Spot nur unterhalten?
Bonn/Hamburg. Ein ungewöhnlicher Werbespot von Edeka sorgt im Internet für Furore. Zwei junge Männer stehen, offensichtlich bekifft, an einer Supermarktkasse. Die Kassiererin fragt: „Tüte?“ – die Beiden prusten los. „Tüte“ steht im Drogenjargon für Joint. Die Frau am Band setzt dann noch einen drauf und fragt: „Bon?“ Die benebelten Männer verstehen natürlich „Bong“ und sind perplex. Denn eine Bong ist ein Rauchgerät, ähnlich einer schlauchlosen Wasserpfeife, mit der Cannabis geraucht wird.
Der witzig gemeinte Werbespot mit den Wortspielen wurde seit Mai 2013 im Werbevorprogramm der Kino-Actionkomödie „Hangover 3“ gezeigt. Er sprach sich herum und fand seinen Weg ins Internet. Dort wird er über Youtube verbreitet, bei Facebook gepostet und auf Portalen verlinkt. Inzwischen wurde der Spot bei Youtube rund eine halbe Million Mal angeklickt.
Edeka kann diese kostenlose Eigendynamik recht sein. Über Deutschlands größten Lebensmittelhändler wird damit auch bei einer Klientel gesprochen, die sich sonst eher über andere Dinge austauscht. Kiffer also als neu entdeckte Zielgruppe? Edeka spreche „unterschiedlichste Kundengruppen“ an, dazu gehörten „auch jüngere, urbane Zielgruppen“, erklärt das Unternehmen auf Anfrage. „An diese ist unser Kino-Spot adressiert.“
Die beiden Männer im 30-Sekunden-Spot sehen aus wie Studenten und erfüllen platte Kiffer-Klischees. Sie haben lange Haare, einer trägt einen Kapuzenpulli, der andere eine Strickmütze. Ihr ständiges Lachen soll signalisieren, dass sie wohl „gebufft“ haben, und dass nach dem „Lachkick“ der Heißhunger oder auch „Fressflash“ kam. Und der lockte sie in einen Supermarkt, wo sie jetzt über das Angebot staunen. „Voll krass, die haben ja wohl echt alles, was man braucht!“, sagt der Eine zu seinem Kollegen.
In ihren Einkaufswagen wandern Steinofen-Pizza, Chips, Erdnüsse, Schoko-Cookies – und natürlich ein Billig-Eistee, das Kiffergetränk schlechthin. Die Macher von der von Edeka beauftragten Hamburger Werbeagentur Jung von Matt kennen sich aus.
Im Internet gibt es mittlerweile zahllose Kommentare zu dem Spot. Sie reichen von „beschämend peinlich“ bis „sehr geil“. Zunächst wurde auch gemutmaßt, es könne sich um eine Fälschung handeln. Aber Edeka steht zu dem Spot, bedankt sich selbst etwa via Facebook für positive Kommentare. Ein Unternehmenssprecher erklärt, der Spot kommuniziere „mit einem deutlichen Augenzwinkern“, wo man sich am besten mit Lebensmittel eindecke.
Wie gefährlich Kiffen ist und ob Cannabis – Marihuana und Haschisch – eine Einstiegsdroge ist, wird kontrovers diskutiert. Laut Drogenbericht der Bundesregierung 2013 ist Cannabis die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland. Immer mehr Menschen leiden demnach so stark unter den Folgen, dass sie Hilfe suchen.