Die Tagesschau sendete Sonnabend zum ersten Mal aus ihrem neuen Hightech-Studio. Rund 24 Millionen Euro hat die Schönheitskur gekostet. Das löste eine geteilte Meinung aus - kritisiert wurden unter anderem die „klobigen“ Bilder.

Hamburg. Lifting für Deutschlands älteste TV-Nachrichtensendung: Die Tagesschau ist am Sonnabendabend in Hamburg erstmals aus ihrem neuen Fernsehstudio ausgestrahlt worden. 9,28 Millionen Zuschauer verfolgten laut NDR insgesamt die reibungslose Premiere mit Chefsprecher Jan Hofer im Ersten, den meisten Dritten Programmen, 3sat und Phoenix – dies entspricht einem Marktanteil von 38,9 Prozent. Allein das Erste schalteten 6,21 Millionen Zuschauer (26 Prozent) ein.

Zu den optischen Änderungen zählen breitflächige Fotos, die hinter den Sprechern in Vollbild-Größe zu sehen sind. Neu arrangiert wurde zudem die Eröffnungsmusik, neu aufgesagt die Begrüßungsstimme – von der deutschen Synchronsprecherin des US-Filmstars Angelina Jolie, Claudia Urbschat-Mingues. Zudem sendet die Tagesschau nun in HD-Qualität.

Im Mittelpunkt des rund 24 Millionen Euro teuren und mit modernster Technik ausgestatteten Studios steht eine etwa 18 Meter lange halbrund geformte Medienwand. Auf ihr sollen die ARD-Moderatoren in Zukunft auch Nachrichten anhand von Videos, Panoramabilder und Infografiken besser zeigen können. Die Komplexität der Medienwand – die von sieben Projektoren bespielt wird – ist jedoch auch der Grund, weshalb sich der geplante Start verzögerte: Ein erster Testlauf scheiterte 2012 an Problemen mit der Software.

Nach der Sendung zeigte sich Tagesschau-Mann Jan Hofer erleichtert über den reibungslosen Start. Doch selbst der erfahrene Chefsprecher war vom Lampenfieber nicht ganz frei: „Ich war aufgeregter als gedacht. Normalerweise gehe ich ins Studio wie ins Wohnzimmer, aber diesmal hatte ich zehn Sekunden vor der Sendung ein wenig Magengrummeln.“

Die technischen Neuerungen bringen auch für die Sprecher konkrete Vorteile mit sich: „Früher konnte ich kein blaues Hemd anziehen. Nicht nur bei der Kleidung ist jetzt vieles einfacher geworden“, sagte Hofer. So könnten nun – dank der neuen Bildsprache – komplexe Vorgänge in der Sendung viel besser dargestellt werden.

Die ersten Reaktionen der Zuschauer fielen im Netz aber geteilt aus. „Zeitgemäß, unverspielt und frisch“ oder „Sehr schick. Angenehm schlicht“ – schrieben Zuschauer über den Kurzmitteilungsdienst Twitter. Kritische Stimmen monierten dagegen die hohen Kosten, die „wuchtigen“ und „klobigen“ Bilder – oder: es „knallt das Design“.

Die Premiere legte die ARD auf Sonnabend, um beim Fernsehpublikum direkt nach der Fußball-Bundesliga „maximale Wirkung“ zu erzielen, wie der Erste Chefredakteur von ARD-Aktuell, Kai Gniffke, sagte. Falls doch einmal etwas schief gehen sollte, gebe es ein umfangreiches Havariekonzept, um schnell mit Ersatzmaßnahmen reagieren zu können, versicherte er.

Neben sämtlichen Tagesschau-Ausgaben kommen ab sofort auch alle Sendungen von ARD-aktuell aus dem neuen Studio in Hamburg-Lokstedt. Dazu zählen die Tagesthemen, das Nachtmagazin und ab Sonntagmittag auch die Nachrichten für den Digitalkanal tagesschau24.