So viel Geheimniskrämerei war nie: Rund 24 Millionen hat die ARD in die Neugestaltung des Tagesschau-Studios in Hamburg-Lokstedt gesteckt. Hat es sich gelohnt?
Hamburg-Lokstedt. Deutschlands älteste Nachrichtensendung hat sich eine neue Kulisse gegeben, will sich aber ansonsten treu bleiben. Von Sonnabend (19. April) an präsentieren die Sprecher der „Tagesschau“ das Weltgeschehen in einer moderneren Umgebung. Die Sprecher der Hauptausgabe um 20 Uhr bleiben wie gewohnt an ihrem Tisch stehen. Hinter ihnen gibt es aber in Zukunft eine fast 18 Meter breite Wand mit großflächigen Bildern und Grafiken zum Nachrichtengeschehen des Tages. Auch die „Tageschau“-Fanfare wurde neu arrangiert.
Mit dem neugestalteten Studio mache die ARD ihr Flaggschiff klar für die kommenden Jahre, berichtete der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor in Hamburg. Seit fünf Wochen proben Sprecher, Moderatoren, Regie und Redaktion parallel zum Tagesgeschäft in der neuen Umgebung.
Neben der „Tagesschau“ wird es auch für die „Tagesthemen“, das „Nachtmagazin“ und für den Digitalkanal tagesschau24 genutzt. Das Studio von ARD-aktuell, der zentralen Nachrichtenredaktion der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, wurde runderneuert.
Die Kosten für Studio, Technik, Design, Schulungen, Wartung und Probebetrieb beliefen sich auf insgesamt knapp 24 Millionen Euro, hieß es. Der geplante Budgetrahmen sei eingehalten worden.
Kai Gniffke, Erster Chefredakteur von ARD-Aktuell, sagte, alles, was die Zuschauer auf dem Bildschirm sähen, sei real im Studio vorhanden. „Nachrichten leben von Verlässlichkeit, Sicherheit und Glaubwürdigkeit“, sagte Gniffke. „Die Nachricht ist der Star.“
Schwierige Sachverhalte sollen künftig auch in Form von animierten Grafiken dargestellt werden. Zudem wolle die „Tagesschau“ stärker als bisher auf Fotojournalismus setzen, kündigte Gniffke an: „Mit großformatigen Fotos können wir die Themen ausdrucksstärker, authentischer und emotionaler bebildern.“
Um das neue Studio hatte der NDR eine große Geheimniskrämerei veranstaltet. Selbst am Tag der Präsentation wurden Fotos nur mit Sperrvermerk herausgegeben. Der Sender hat das neue Studiodesign mit jahrelanger Verzögerung vorgestellt. „Nicht immer war in dem Projekt alles nach Plan verlaufen“, gab der NDR in einer Mitteilung zu.
Die Planer hatten sich einen Start schon früher erhofft, aber zunächst brachte die Programmierung des neuen Designs im Grafiksystem nicht die gewünschten Ergebnisse. „Erst wenn alle Systeme fehlerfrei und zur völligen Zufriedenheit laufen, wollten wir auf Sendung gehen“, berichtete Chefredakteur Gniffke. Seit 2009 wurde das Studio geplant, das nun zwei alte ersetzt. Im Jahr 2012 gab es einen Testbetrieb. „Die Probe scheiterte, die Testsendungen mussten abgebrochen werden“, erläuterte der Sender. Erstmals war die „Tagesschau“ am 26. Dezember 1952 zu sehen.