Opodo, Expedia und booking.com liegen im Trend. Aber gerade in Hamburg spüren die Reisebüros wieder Aufwind. Das liegt auch am Preis.

Hamburg. Es ist noch nicht lange her, da hat sich Klaus-Peter Sydow, Inhaber eines Reisebüros an der Großen Bergstraße in Hamburg-Altona, ernsthaft Sorgen gemacht. Wie sollte es mit dem Reisebüro Sydow weitergehen, wenn die Konkurrenz im Internet immer weiter wächst? Wenn Opodo, Expedia, booking.com und Co. immer weiter an Marktanteilen gewinnen?

„2009 war es am Schlimmsten“, erinnert sich der 47-Jährige. „Da wollten alle ausprobieren, wie die Buchungen im Netz funktionieren. Das haben wir schon gespürt.“

Und damit war er nicht allein: Nach Angeben der Handelskammer Hamburg haben in den vergangenen sechs Jahren 114 Reisebüros schließen müssen. Aktuell gibt es noch 471.

Die Zahlen spiegeln einen bundesweiten Trend wider. Laut einer Auszählung des Deutschen Reiseverbandes gab es 2004 noch knapp 14.000 Reisebüros, 2013 nur noch 10.000.

Derzeit sieht es jedoch so aus, als ende dieser Trend. „Mittlerweile informieren sich zwar immer noch viele Menschen im Internet, buchen aber wieder im Reisebüro“, so Sydow. Besonders bei komplexeren Reisen, die über eine einfache Flug- und Hotelbuchung hinausgehen, würden die Kunden das direkte Gespräch suchen.

Für viele Urlaubswilligen ist es zudem ein Risiko, bei einer Stornierung einen umständlichen Prozess im Internet rückabzuwickeln.

Und auch preislich müssten sich Reisebüros nicht hinter Online-Portalen verstecken: Im Nur-Flug-Bereich gebe es zwar manchmal günstigere Angebote im Netz. In anderen Fällen könne man bei stationären Buchungen durchaus auch günstiger liegen. „Der Online-Hype ist aus meiner Sicht vorbei.“

Reisebüros verzeichnen Umsatzplus

Und auch nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes habe sich die Lage deutlich entspannt. So bucht immer noch eine Mehrheit aller Deutschen ihre Pauschalreisen nicht online sondern im Reisebüro. Und auch bei den Umsätzen sieht es nicht schlecht aus. Im Gegenteil: In den stationären Reisebüros wurden im vergangenen Jahr 22,7 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Umsatzplus von zwei Prozent.

Wie aber passen diese positiven Zahlen zu den zahlreichen Geschäftsschließungen? „Auf dem Markt der stationären Reisebüros hat es zwar in den vergangenen Jahren einen Schwund gegeben. Und die erfolgreichen Reisebüros, die sich halten konnten, sind noch erfolgreicher geworden“, so Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands. Besonders bei aufwendigen Reisen würden die stationären Büros ihre Stärke zeigen. Hier spiele der Faktor Vertrauen eine große Rolle. „Wenn man womöglich viel Geld in die Hand nimmt für die schönste Zeit im Jahr, dann sprechen Kunden lieber von Auge zu Auge mit jemandem, den sie kennen.“

Überraschend: Auch Jugendliche Internetnutzer (zwischen 11 und 26 Jahren) sind der Ansicht, dass sie im Reisebüro bessere Informationen zu einer geplanten Reise erhalten als bei Buchungsportalen im Internet. Das geht aus dem Young Traveler Kompass 2014 von Ruf Reisen hervor. Demnach vertraut fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) den Angaben eines Reisebüros, während nur sechs Prozent Buchungsportale als beste Informationsquelle ansehen. Angaben direkt vom Veranstalter bevorzugen 31 Prozent, Bewertungsportale lediglich 16 Prozent.