Abendblatt-Test mit erstaunlichem Ergebnis: Drogerieketten wie Budnikowsky, Rossmann und dm verlangen in Hamburg für ein und dasselbe Produkt in verschiedenen Stadtteilen andere Preise.
Hamburg. Ob Waschmittel, Creme oder Babynahrung – besonders bei Alltagsprodukten greifen Kunden in Drogerien oft zu den gleichen Marken und Produkten. Die Zahl der Drogerien in Hamburg ist groß – und Preisunterschiede vermutet der Kunde nicht. Schließlich bezahlt man ja auch für viele Produkte beim Discounter das Gleiche. Aber macht es wirklich keinen Unterschied, wo der Verbraucher sein Lieblingsshampoo kauft?
Das Abendblatt wollte es genauer wissen. In Kooperation mit der Verbraucherzentrale Hamburg sind wir der Frage nach dem Preis auf den Grund gegangen. Unsere Tester haben 24 Filialen der drei großen Drogerieketten dm, Rossmann und Budnikowsky in zehn Hamburger Stadtteilen unter die Lupe genommen. Fünf Alltagsprodukte (Shampoo, Waschmittel, Creme, Babynahrung, Mascara) landeten im Einkaufskorb.
Selbe Marke, gleicher Inhalt, aber auch derselbe Preis? Das Ergebnis hielt einige Überraschungen parat.
Fakt ist: Die Rechnungen der Verbraucher im Test fielen stark unterschiedlich aus. So kostet der Einkauf im Zentrum von Altona bei dm exakt 18,05 Euro, während der Kunde bei Rossmann 19,95 Euro für die fünf Produkte zahlen muss. Immerhin ein prozentualer Unterschied von mehr als zehn Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Harburg: dm ist mit 18,55 Euro erneut am günstigsten, gefolgt von Budnikowsky mit 18,99 Euro. Am teuersten ist der Einkauf erneut bei Rossmann mit 19,95 Euro. Anders dagegen verhält es sich in Winterhude.
Hier, in einem besonders stark umkämpften Stadtteil, herrscht ein immenser Wettbewerbsdruck unter den drei Drogerieketten. Wie in keinem anderen getesteten Stadtteil unterbietet Rossmann den Konkurrenten Budnikowsky um knapp 1 Euro und verkauft seine Produkte zu den gleichen Preisen wie dm: Am Ende werden 18,05 Euro fällig.
Und wie sieht es in den Filialen aus, die dem starken Wettbewerbsdruck nicht unterliegen? Drei der insgesamt 24 getesteten Filialen befanden sich in einem Gebiet, in dem sich keine direkte Konkurrenz befand. Nutzen hier die Anbieter ihre Monopolstellung zulasten des Kunden aus?
Die eindeutige Antwort: nein! Die Preise bei Rossmann (HafenCity) und dm (Alsterdorf) wie auch bei anderen Filialen (siehe Tabelle), liegen konstant bei 19,95 Euro beziehungsweise 18,05 Euro. Noch günstiger ist Budnikowsky (Marmstorf) mit insgesamt 18,73 Euro. Der gleiche Einkaufskorb, drei unterschiedliche Preise. Zwischen den Drogeriemärkten herrscht also ein harter Preiskampf.
Doch noch etwas zeigt der Test: Die Preise variieren auch innerhalb eines Unternehmens – von Stadtteil zu Stadtteil. Ein Dickicht, das der Verbraucher kaum durchblicken kann: „Viele Kunden gehen davon aus, dass identische Produkte in den unterschiedlichen Filialen von Budnikowsky, Rossmann oder dm immer den gleichen Preis haben“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Unser Test zeigt: Das ist nicht richtig. Menschen mit geringem Einkommen könnten folglich nach der jeweils günstigsten Filiale in der Stadt suchen. Allerdings müssten sie dann die Fahrkosten und den zeitlichen Aufwand für den Preisvergleich dagegenrechnen, damit sich die Suche tatsächlich lohnt.
Auf die Frage nach dem Grund für die Unterschiede antwortet Rossmann: „Die Verkaufspreise variieren im Einzelhandel generell nach der jeweiligen Wettbewerbssituation.“ Das ist bei Rossmann übrigens nicht anders als bei dm oder Budnikowsky. Ähnlich wie Rossmann erklärt auch dm die Unterschiede damit, dass die Preise ständig schwanken könnten: Auch Preissenkungen seien jederzeit möglich. Letztlich führe „die Eigenverantwortlichkeit der einzelnen dm-Märkte“ dazu, dass es keine bundesweit einheitlichen Preise geben könne.
Das sehen die Verantwortlichen bei Budnikowsky offensichtlich ein wenig anders. Die Hamburger fühlen sich von der Konkurrenz dazu gezwungen, lokal unterschiedliche Preise zu nehmen. Denn was für den Verbraucher und seinen Geldbeutel von Vorteil sein kann, kann für regional aktive Unternehmen wie Budnikowsky das Gegenteil bedeuten: „Durch die aggressiv gestaltete Preispolitik zerstören multinationale Konzerne gezielt lokale Vielfalt und damit die Attraktivität von Einkaufsstraßen und Quartieren in der Metropolregion Hamburg“, sagt Cord Wöhlke, Geschäftsführer von Budnikowsky.
Für die Verbraucher lohnt sich aber nicht nur der Blick auf das Endpreisschild in den Filialen. Wie der Test zeigt, sind die nicht selten die Grundpreisangaben (pro 100 Gramm oder pro 100 Milliliter) fehlerhaft. Aber sie sind eigentlich die wichtigste Voraussetzung, um Preistransparenz bei der Kaufentscheidung zu garantieren. „Die Preise müssen zudem korrekt sein, das ist gesetzlich vorgeschrieben“, sagt Silke Schwartau.
So steht auf dem Preisschild in der Budnikowsky-Filiale in St.Georg ein Grundpreis pro Waschladung von 0,25 Euro, während der Endpreis bei 4,49 Euro liegt. Bei 16 Waschladungen, die auf dem Produkt angegeben waren, hätte der Endpreis folglich exakt 4 Euro betragen müssen, also knapp 50 Cent weniger. Ähnlich verhält es sich bei Rossmann und dm. Auch hier wurden Produkte nicht mit dem korrekten Grundpreis ausgezeichnet.
Die Erklärungsversuche der Drogeriemärkte: „Unser Ziel ist absolut, den Kunden richtig zu informieren. Aber bei der Fülle der Produkte und dem begrenzten vorhandenen Platz ist es manchmal eben ein bisschen unübersichtlich. Die Hersteller tragen mit ihrer Vielzahl temporärer Sondergrößen aber maßgeblich zu diesen Irritationen bei“, heißt es von Rossmann.
„Um diesen Fehler künftig zu vermeiden, haben wir die Mitarbeiter darauf hingewiesen, in Zukunft auf diesen Punkt besondere Sorgfalt zu verwenden. Zugleich prüfen wir derzeit, wie wir diese Sonderfälle auch prozessual anpassen und verbessern können“, so Budnikowsky. Wann das so weit sein wird, lässt das Hamburger Unternehmen allerdings offen. Bis dahin lohnt also ein besonders genauer Blick auf das Preisschild.
Mitarbeit: Lisa Fröhling, Stefan Walther