Blankenese, Uhlenhorst, Walddörfer: Laut Kriminalstatistik 2013 kamen dort alle Wohnungseinbrecher unerkannt davon. Die Polizei beklagt: Häufig fehlen Spuren.
Hamburg. Die Blankeneser dürften nicht gut auf die Polizei zu sprechen sein, wenn es um Wohnungseinbrüche geht. Die Uhlenhorster auch nicht, und die Menschen aus den Walddörfern schon gar nicht – viele Taten, keine Aufklärung. Das geht aus der Kriminalstatistik für 2013 hervor, die für 18 Stadtteile eine Aufklärungsquote von null ausweist. Schon 2012 gab es in diesen Stadtteilen viele Einbrüche in Wohnungen, und die Aufklärungsquote war auffallend niedrig.
93-mal schlugen Wohnungseinbrecher im vergangenen Jahr beispielsweise auf der Uhlenhorst zu. In allen Fällen liefen die Ermittlungen der Kripo ins Leere. Im Jahr davor hatten die Beamten zumindest fünf der damals 60 Einbrüche aufklären können. In Blankenese registrierte die Polizei 54 Einbrüche im Jahr 2013, auch dort wurde nicht ein einziger Täter ermittelt. Von den 50 Wohnungseinbrüchen 2012 konnte nur ein einziger aufgeklärt werden.
In Lemsahl-Mellingstedt wurden im vergangenen Jahr 48 Einbrüche in Wohnungen angezeigt, ohne dass die Polizei in einem einzigen Fall einen Täter präsentieren konnte. Im benachbarten Stadtteil Wohldorf-Ohlstedt wurde ebenfalls keiner der 32 Wohnungseinbrüche aufgeklärt. Ohnehin sind die Walddörfer bei Einbrechern beliebt. In den sechs dazuzählenden Stadtteilen Volksdorf, Bergstedt, Wohldorf-Ohlsedt, Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt und Farmsen-Berne wurden im vergangenen Jahr 452 Wohnungseinbrüche gezählt. Lediglich in 20 Fällen konnte die Polizei die Tat erfolgreich einem identifizierten Täter zuordnen. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 4,4 Prozent. 2012 waren in diesen sechs Stadtteilen insgesamt 347 Einbrüche verübt worden, von denen sechs aufgeklärt wurden (1,7 Prozent).
Peter Braun, ehemaliger Sprecher der Hamburger Feuerwehr, kennt das Problem als Bewohner des Stadtteils Ohlstedt. „Es ist ein Riesenthema hier bei den Menschen. Es gibt Fälle, da saßen die Bewohner unten im Haus – und oben räumten Einbrecher die Zimmer aus. Ich war selbst auch indirekt betroffen.“ Bei seinen Mietern, die im Urlaub waren, waren Einbrecher in die Wohnung im ersten Stock eingestiegen. Die Polizei kam, um den Einbruch aufzunehmen. „Mir wurde gesagt, dass die Täter an den Fallrohren bis in den fünften Stock klettern“, sagt Braun.
Auch die Spurensicherung konnte keine Beweise sichern. „Sie haben versucht Fingerspuren zu nehmen und festgestellt, dass die Täter Handschuhe getragen haben müssen“, erinnert sich Braun. Danach bekam er ein Aktenzeichen und hat von polizeilicher Seite nie wieder etwas von dem Fall gehört.
Die Polizei erklärt die hohe Zahl von Einbrüchen verbunden mit einer niedrigen Aufklärungsquote so: „Ein Indiz warum es in einigen Stadtteilen so ist, ist die hohe Zahl von den Taten, bei denen es beim Versuch geblieben ist“, sagt Hauptkommissar Holger Vehren. „An solchen Tatorten hat man nur wenige oder gar keine verwertbare Spuren.“ Tatsächlich waren 42 Prozent aller Einbrüche im Jahr 2013 „nur“ versuchte Einbrüche. Stadtteile wie Blankenese und die Uhlenhorst weisen laut Polizei bei Wohnungseinbrüchen einen besonders hohen Anteil von Versuchen aus. Wenn Täter nicht in eine Wohnung oder ein Haus kommen, gehen sie einfach zur nächsten Tür und versuchen es dort. Daher sieht die Polizei die Prävention durch Einbruchsicherung als einen wichtigen Baustein bei der Bekämpfung dieses Phänomens.
An der Caffamacherreihe 4 in der Hamburger Innenstadt gibt es zu diesem Zweck eine kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, in der speziell geschulte Beamte auch zum Thema Einbruchschutz kostenlos Tipps geben. Aber auch sogenannte bürgernahe Beamte, die es für jeden Stadtteil gibt, beraten die Hamburger zu dem Thema.
„Wir werden damit leben müssen, dass Hamburg auch in Zukunft ein hoch attraktives Feld für Einbrecher ist“, sagt ein Beamter. „Sind sie hier, gehen sie natürlich in Wohngegenden, von den sie glauben, dass dort mehr zu holen ist. Dann verschwinden sie nach relativ kurzer Zeit wieder.“
Die Täter, die innerhalb kurzer Zeit gleich ganze Serien von Einbrüchen verüben, sind oft Kriminelle aus Südamerika und Südosteuropa. Chilenen beispielsweise bedienen sich bei der Tatvorbereitung und dem Absatz der Beute eines Netzwerks von ausgewanderten Landsleuten, die Wohnungen und Fluchtfahrzeuge organisieren und einen Großteil der Beute abnehmen.
Häufig haben die Täter fertig ausgefüllte und frankierte Briefumschläge dabei, um Beute wie Schmuck gleich nach der Tat per Post in die Heimat zu schicken. Täter aus Südosteuropa greifen beim Absatz der Beute auf ein umfangreiches Netzwerk von Hehlern zurück.
Die Beute wird häufig in einschlägigen Cafés und Bars versetzt. In anderen Fällen nutzen Einbrecher familiäre Strukturen zur Arbeitsteilung. Als besonders gewaltbereit gelten Täter aus Rumänien, die auch nicht davor zurückschrecken, wenn Bewohner im Haus sind und sie eine direkte Konfrontation mit ihnen riskieren.
Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Polizei, Tel.: 040/4286712-80 oder -81 (Mo-Fr 10-16 Uhr)