Telefon-Betrüger gaukeln derzeit im Kreis Segeberg Umfragen vor und versuchen so, Adressen für ihre Raubzüge zu sammeln. Die Polizei ruft die Bevölkerung auf, die Anrufe anzuzeigen.

Norderstedt. Die Nummer hat die internationale Vorwahl 0386, danach kommt der Anruf aus Slowenien. Manchmal meldet sich ein Herr Müller, manchmal eine junge Frau – und beide sprechen Deutsch mit einem sehr starken osteuropäischen Akzent. „Wir machen eine Umfrage zum Thema Wein. Haben sie kurz Zeit? Dauert nur eine Minute. Weiß oder Rot? Achten Sie auf die richtigen Gläser? Und – haben sie eigentlich auch ein Haustier?“ Spätestens die letzte Frage sollte auch zu gutgläubige Menschen stutzig machen. Denn die Telefon-Betrüger versuchen, ihr Gegenüber auszuhorchen, um mutmaßlich Einbrüche vorzubereiten.

Die Masche ist alt, aber derzeit klingeln besonders im Kreis Segeberg wieder verstärkt die Telefone. „Wir haben in den letzten Tagen Hinweise von sieben Bürgern bekommen“, sagt Silke Westphal, Sprecherin der Polizeidirektion Segeberg. „Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, denn die meisten Leute melden sich gar nicht bei uns.“

Die ersten Anrufe kamen Mitte 2013 bei Bürgern im Kreis an. Die Vorwahl für Slowenien tauche häufig auf, in anderen Bundesländern war es auch die für den Kosovo. „Die Anrufe treten zu unterschiedlichen Zeiten auf – und oft ist auch ein ganzer Straßenzug betroffen“, sagt Westphal. Die Bürger, die die Anrufe angezeigt haben, berichten auch von vorgeschobenen Meinungsumfragen zu Pflegeprodukten oder Feinkost. „Im weiteren Verlauf des Gesprächs wird dann nach Wertsachen und der Anzahl der Personen im Haushalt gefragt und wann jemand zu Hause ist.“

Derzeit kann die Polizei noch keinen direkten Zusammenhang zwischen den Anrufen und aktuellen Einbrüchen im Kreis Segeberg herstellen. Doch Betroffene aus anderen Bundesländern, die sich in Internet-Foren wie anruf-info.de austauschen, berichten durchaus von Einbrüchen in ihre Immobilien, denen Tage zuvor die Anrufe aus Slowenien voraus gingen. Manche berichten von penetrantem Telefon-Terror, der über Tage anhielt, jeden Tag mehrere Anrufe, morgens und abends. Andere von regelmäßigen Anrufen kurz vor den Ferien.

Die Polizei hält es nicht für ausgeschlossen, dass auch die Anrufer im Kreis Segeberg Einbrüche planen. „Wir raten grundsätzlich dazu, derartige Telefonanrufe zu ignorieren.“ Wer aber rangeht, sollte so viel Information wie möglich über den Anrufer herausfinden. Man sollte sich den Ton der Stimme merken, was Rückschlüsse auf die Mutter-Sprache des Betrügers erlaube. „Hintergrundgeräusche sind auch wichtig und natürlich die volle Telefonnummer“, sagt Silke Westphal. Zwar dürfe die Polizei die Telefonnummer nicht zurückverfolgen. „Die Datenspeicherung ist ja politisch nicht gewollt.“ Doch für die Ermittlungen könnte die Nummer trotzdem eine Rolle spielen.

Die falsche Telefonumfrage aus Slowenien ist nicht die einzige Masche, die Betrüger derzeit im Norden versuchen. Die Kriminalpolizei Elmshorn warnt aktuell vor einem falschen Seniorenbeirat, der sich telefonisch bei betagten Menschen meldet. Eine hochdeutsch sprechende Frau gibt vor, Termine mit einem angeblichen Herrn Timm vom Seniorenbeirat ausmachen zu wollen. Es drehe sich um die Patientenverfügung oder die Berechnung der Rente. In dem Telefonat werden dann Informationen erfragt, ob man alleinstehend ist oder man zu einem bestimmten Termin zu Hause ist. Ein perfider Versuch, in die Wohnungen von Senioren zu gelangen und sie dort auszurauben.

Im Kreis Stormarn sind derzeit verstärkt Betrüger unterwegs, die am Telefon falsche Gewinnversprechen machen. 2013 wurden dort 50 Anzeigen registriert, bundesweit werden über 100.000 Geschädigte vermutet, der Schaden soll bei etwa 23 Millionen Euro liegen. Die Masche: Die Anrufer versprechen Gewinne, beispielsweise einen Audi, Reisen oder Geld. Doch um den vermeintlichen Gewinn einstreichen zu können, werden die Opfer erst einmal zur Kasse gebeten, etwa für Notargebühren oder indem die Gewinner für das gewonnene Auto zunächst Zollgebühren entrichten müssen, damit es überführt werden könne, wie die Betrüger behaupten. In einem Fall hat ein 93-jähriger Stormarner dadurch über drei Jahr mehrere 10.000 Euro über Bargeldtransfers ins Ausland an die Kriminellen verloren. Besonders dreist ist, dass sich die Betrüger sogar als Anwalt oder Polizei abermals bei den Opfern melden, um ihnen mitzuteilen, sie hätten sich mit dem Geldtransfer strafbar gemacht und müssten nun mit einer erneuten Geldüberweisung eine Anzeige verhindern.

Wer am liebsten gar nichts mit den unliebsamen Anrufern zu tun haben möchte, der lässt die Nummer der Betrüger für seinen Anschluss einfach sperren. Die Kommunikationsunternehmen bieten einen entsprechenden Service gegen Gebühr an.

Oliver Weiß, Sprecher von Wilhelm.tel in Norderstedt: „Unsere Kunden können bis zu fünf Rufnummern sperren lassen.“ Die Sperrung ist schriftlich an das Unternehmen zu richten. Formulare für die Beantragung finden sich laut Weiß auf der Homepage von Wilhelm.tel (www.wilhelm.tel.de). „Der Auftrag zur Sperrung von Telefonnummern kostet 12 Euro. Dabei ist es egal ob der Auftrag die Sperrung einer Nummer oder gleich von drei Nummern umfasst.“