Dividende sinkt ebenfalls. Vorstandschef warnt vor Folgen, sollte der Konzern nicht mehr von EEG-Umlage befreit sein. Brüssel prüft deutsche Beihilfen für energieintensive Unternehmen.

Hamburg. Europas größter Kupferkonzern Aurubis hat eines der schwierigsten Jahre hinter sich. Auch wegen eines Stillstands der für den Konzern wichtigen Konzentratverarbeitungsanlage in Hamburg infolge einer Revision im September und Oktober, verringerte sich das Ergebnis vor Steuern (EBT) des Unternehmens gegenüber dem Vorjahr von 296 Millionen auf 114 Millionen Euro. Nach Abzug des Steueraufwands verbleibt ein operativer Konzernüberschuss in Höhe von 94 Millionen Euro (Vorjahr: 207 Millionen). Das spüren auch die Aktionäre, ihre Dividende wird gegenüber dem Vorjahr um 25 Cent auf 1,10 Euro gekürzt. „Fakt ist, dass Aurubis ein zwar positives, aber dennoch nicht zufriedenstellendes Ergebnis erwirtschaftet hat, das nicht an das herausragende Ergebnis des Vorjahres anknüpfen konnte. Wir müssen dabei aber berücksichtigen, dass wir es teilweise mit einem schwierigen Marktumfeld zu tun hatten“, so Peter Willbrandt, Vorstandsvorsitzender von Aurubis.

„Obwohl wir die hieraus entstandenen Herausforderungen relativ gut gemeistert haben, sind die negativen Einflüsse unmittelbar in der Ergebnisentwicklung wirksam geworden.“ Dessen ungeachtet gelte es festzuhalten, dass Aurubis als Unternehmen grundsolide dastehe und eine führende Marktposition in wichtigen Kernmärkten habe. „Darauf können wir aufbauen und uns weiterentwickeln“, so Willbrandt.

Im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2013/14 (endete am 30. September) verbuchte Aurubis einen operativen Vorsteuerverlust von 19 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal stand noch ein Gewinn von knapp 50 Millionen Euro unter dem Strich. Neben dem Stillstand der Anlage machte Aurubis die konjunkturelle Entwicklung vor allem in Europa und Asien zu schaffen. So orderte unter anderem China weniger Kupfer. Zudem sackten die Preise für Schwefelsäure ab. Sie fällt bei der Kupferproduktion an. Auch die Preise für Gold und Silber verloren an Wert. Belastend wirkte sich für das Unternehmen zudem aus, dass wenig Altkupfer zum Recycling auf dem Markt vorhanden war. Auch Kosten für die Schließung eines Werks in Schweden mit 190 Jobs mussten kompensiert werden.

Gewinnmindernd war auch der Bau einer neuen Anlage zur Verarbeitung von Anodenschlamm. Sie schlug mit 50 Millionen Euro zu Buche. In dem Schlamm, der bei der Kupferförderung entsteht, befinden sich weitere Metalle wie Gold und Silber, die Aurubis ebenfalls aus dem Kupfererz fördert. „In Zukunft wollen wir noch mehr Metalle aus den Resten der Kupfererzeugung gewinnen“, sagte Wilbrandt, der sich optimistisch zeigt, dass das Unternehmen im laufenden ersten Quartal keine roten Zahlen mehr schreiben wird. Unter anderem seien die Schmelzlöhne, die die Kunden an Aurubis bezahlen, schon stark gestiegen und würden 2014 weiter anziehen. Das Ertragsniveau von Aurubis würde allein durch die höhere Vergütung deutlich steigen.

Um zu wachsen, plant die Hamburger Kupferhütte, die bislang an neun Standorten in Europa und den USA produziert, noch internationaler zu werden. Das könne Übernahmen einschließen, aber auch Neugründungen bedeuten. Aktuell sei aber kein Projekt spruchreif, so Willbrandt. Die Suche nach weiteren Standorten könnte auch eine Folge der für den Konzern derzeit unberechenbaren Energiepolitik sein. Vor allem in Deutschland sieht der Aurubis-Chef Investitionen in Gefahr. „Ich hatte gehofft, dass wir irgendwann wissen, wohin der Weg geht“, sagte er. „Wir haben kaum Planungssicherheit und werden in den kommenden Wochen und Monaten auch keine bekommen.“

Aurubis gehört zu den energieintensiven Betrieben, die im internationalen Wettbewerb stehen und deshalb von der Zahlung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) weitestgehend freigestellt sind, damit sie bei den Kosten mit ihren Konkurrenten aus aller Welt mithalten können. Die Minderbelastung betrage für den Konzern im laufenden Jahr rund 44 Millionen Euro und im kommenden Jahr bei steigenden Sätzen für die EEG-Umlage vermutlich mehr als 50 Millionen Euro, sagte Willbrandt.

Nun will aber die EU-Kommission in einem Verfahren gegen Deutschland prüfen, ob die Befreiung der energieintensiven Unternehmen als staatliche Beihilfe einzustufen ist. Dann wäre sie nicht rechtens. „Wir halten das nicht für eine Beihilfe, denn wir erhalten ja keine Steuermittel“, konterte Willbrandt. Falls die EU anders urteilt, müsse Aurubis neu überlegen, ob sich Investitionen in Deutschland noch lohnen. „Das hätte weitreichende Auswirkungen. Bis hin zur Schließung von Standorten“, so der Aurubis-Chef. Für den Standort Hamburg hätte das EU-Verfahren keine Folgen, es gehe dabei eher um langfristige Prozesse. „Wir verfügen in der Hansestadt über modernste Technik“, so Willbrandt. Es gebe aktuell auch keine Pläne, die Zahl der 2343 Mitarbeiter zu reduzieren. An der Börse gab die Aurubis-Aktie nach Bekanntwerden der Bilanz bis zum Nachmittag um rund 1,8 Prozent auf 41,13 Euro nach.