Es geht um krude Vorwürfe gegen die Kassenärztliche Vereinigung – und möglicherweise um die Honorarverteilung unter den Praxis-Medizinern.
Hamburg. In der Hamburger Ärzteschaft kursiert derzeit ein heikles Schreiben, in dem gegen die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KV) Stimmung gemacht werden soll. Darin werden schwere Vorwürfe erhoben, die gegen die KV-Spitze sowie weitere Hamburger Ärzte gerichtet sind. Von Machenschaften und Betrug ist die Rede und dass juristisch gegen die Vorsitzenden der KV vorgegangen werden soll.
Bei der Staatsanwaltschaft Hamburg ist allerdings noch kein Vorgang aktenkundig, wie ein Sprecher dem Abendblatt sagte. Unter anderem wird in dem mit Fehlern gespickten Brief auf die Gehälter der KV-Vorsitzenden – derzeit Walter Plassmann – verwiesen, die zu hoch seien und deren Ansteigen verheimlicht werde. Wie andere Vorwürfe auch sind diese Anschuldigungen nicht belegt. Die Gehälter werden allerdings inklusive der Sonderleistungen wie Dienstwagen und besonderer Rentenregelungen regelmäßig veröffentlicht.
Die Kassenärztliche Vereinigung, die sich zu dem Schreiben nicht äußern will, ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und deshalb wie etwa die gesetzlichen Krankenkassen zur Transparenz verpflichtet. Das Schreiben wurde offenbar mehreren niedergelassenen Ärzten in Hamburg zugestellt, darunter einigen, die auch in der Vertreterversammlung sitzen, dem sogenannten „Ärzte-Parlament“ der KV.
Auch kritische Ärzte sagten dem Abendblatt, sie könnten die Motive des Briefeschreibers nicht verstehen. Die KV arbeite im Großen und Ganzen gut. Hintergrund könnte ein Streit zwischen Hausärzten und Fachärzten sein, in dem es um Einfluss in der Kassenärztlichen Vereinigung geht – und möglicherweise um die Honorarverteilung. Dafür ist die KV zuständig. Mit dem neuen Koalitionsvertrag, der am Mittwoch vorgestellt wurde, sollen Hausärzte insgesamt mehr Einfluss erhalten.
In der Medizinmetropole Hamburg ist allerdings die Zahl der Fachärzte höher, sodass ihr Einfluss in der KV größer sein müsste. Um die Honorarverteilung und die in der Vergangenheit von den Krankenkassen vorangetriebenen Hausarztverträge hatte es zuletzt Debatten gegeben. Ähnliche Streitigkeiten gibt es auch auf der Bundesebene. Der einflussreiche Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, kann derzeit wegen einer akuten Herzerkrankung nicht in die Kontroverse eingreifen.