Verkaufsverhandlungen mit dem Bund über das ehemalige Kreiswehrersatzamt laufen. Bezirk Eimsbüttel unterstützt das Vorhaben. Bezug nicht vor Mitte 2014 möglich
Harvestehude. Die Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft an der Sophienterrasse in Harvestehude werden konkreter. Bereits vor einigen Wochen hatte der Senat bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) sein Vorkaufsrecht für das ehemalige Kreiswehrersatzamt geltend gemacht. Derzeit lassen die Verhandlungspartner Wertgutachten für das Gebäude in bester Alsterlage erstellen. Diese sollen bis spätestes Ende November vorliegen. Danach beginnen laut Finanzbehörde die Gespräche über den Kaufpreis. „Wir sind optimistisch, dass wir eine Einigung erzielen“, sagte Sprecher Björn Domroese. Auf einen Zeitrahmen wollte er sich nicht festlegen.
Derzeit sucht der Senat überall in der Stadt händeringend nach Möglichkeiten, neue Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen. Zielvorgabe ist, bis Ende 2014 etwa 2000 weitere Plätze bereitzuhalten. Der Bezirk Eimsbüttel hatte unter anderem den leer stehenden Komplex an der Sophienterrasse vorgeschlagen. Offizieller Nutzer ist noch die Bundeswehr. „Das Gebäude ist für eine Asylunterkunft hochgradig geeignet“, sagte Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) und bestätigte einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Erst Ende Oktober hatte die Bezirksversammlung einstimmig einen Antrag beschlossen, nach dem der Bezirk kurzfristig ein Konzept für die Flüchtlingsunterbringung in Eimsbüttel erstellen soll. Der Standort „ehemaliges Kreiswehrersatzamt“ solle weiter geprüft werden, so die Parlamentarier. „Der Bezirksamtsleiter wird gebeten, sich ausdrücklich unter Vorbehalt der Prüfung für diesen Standort einzusetzen.“ Insgesamt wird die Hansestadt in diesem Jahr 2600 neue Flüchtlinge aufnehmen müssen, 2012 waren es noch 2195 Menschen.
Auch die Sozialbehörde hält die Immobilie grundsätzlich für geeignet. Senator Detlef Scheele (SPD) hatte deshalb in einem Brief an die BIMA um die „sofortige Zuweisung“ gebeten. Eine erste Begehung hat es schon gegeben. Nach den bisherigen Planungen sollen dort Asylbewerber nach den ersten drei Monaten in einer sogenannten Erstunterbringung einziehen. Zuvor sind allerdings umfangreiche Umbaumaßnahmen in dem ehemaligen Bürohaus notwendig. „Es müssen Schlafplätze geschaffen und Sanitäranlagen eingebaut werden“, sagte Behördensprecher Marcel Schweitzer. Außerdem gebe es weitreichende Brandschutzauflagen. Mit einem Bezug sei deshalb erst Mitte kommenden Jahres zu rechnen.
Schon jetzt gibt es an der Sophienterrasse Ärger. Grund ist die Luxussanierung der ehemaligen Standortkommandantur. Bis Mitte 2015 will der Investor Frankonia Eurobau in dem imposanten Ensemble aus den 30er-Jahren 105 Wohnungen mit bis zu 290 Quadratmeter Wohnfläche schaffen. Der Quadratmeterpreis reicht von 5000 bis 14.000 Euro. Auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände entsteht zudem das Luxuswohnquartier Sophienterrassen mit weiteren 177 Wohnungen. Die Anwohner, die sich schon vor Beginn der Bauarbeiten in der Bürgerinitiative Sophienterrasse zusammengeschlossen hatten, klagen über massive Beeinträchtigungen durch Baulärm und Verkehrsbeschränkungen. Zu den Plänen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll, wollte sich Sprecher Klaus Kaldenberg am Dienstag nicht äußern. „Wir haben uns noch nicht mit dem Thema beschäftigt“, sagte er. Auch Investor Frankonia wollte sich nicht äußern.
Unterdessen hat Bischöfin Kirsten Fehrs an die evangelischen Kirchengemeinden appelliert, Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Dies könne im Rahmen des Winternotprogramms geschehen, heißt es in einem Brief an alle Gemeinden in der Metropolregion Hamburg, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Doch auch längerfristig genutzte Unterkünfte würden „für Menschen aus vielen Ländern gesucht“, schreibt Fehrs. Sie zeigte sich von der „großen Hilfsbereitschaft der Hamburger nach wie vor beeindruckt“.