Eigentlich sollte die Westerweiterung bei Eurogate 2012 erfolgen. Doch nun muss das Planfeststellungsverfahren überarbeitet werden, weil offenbar Umweltbelange nicht ausreichend berücksichtigt wurden.
Hamburg. Der Hafen ist wieder auf Wachstumskurs. Der Containerumschlag wird den Prognosen zufolge in diesem Jahr um zwei, die Tonnage sogar um drei Prozent zunehmen. Noch sind die Containerbrücken und Kräne an den vorhandenen Terminals nicht voll ausgelastet. Aber schon in wenigen Jahren könnten die Kapazitäten wieder knapp werden, rechnen einige Experten. Deshalb hat die Stadt eine Reihe von Projekten zum Ausbau des Hafens angeschoben. Doch ausgerechnet eines der wichtigsten Vorhaben, die sogenannte Westerweiterung des Hafenumschlagbetriebs Eurogate, gerät nun ins Stocken. Nach Informationen des Abendblatts verzögert sich das 250 Millionen Euro teure Ausbauprojekt um voraussichtlich ein Jahr. Grund ist, dass das Planfeststellungsverfahren nachgearbeitet werden muss.
Damit gerät der Ausbau des Hafens insgesamt ins Stocken. Im Hafenentwicklungsplan wird die Erweiterung am Predöhlkai als „zentrale Maßnahme“ zur Erweiterung der Umschlagkapazitäten im Hamburger Hafen bezeichnet. Auf 40 Hektar sollte hier eigentlich 2018 bereits ein neues Terminal mit Platz für zwei Großschiffsliegeplätze und einem Feederliegeplatz in Betrieb gehen. Die Umschlagleistung des Eurogate-Terminals würde damit um rund zwei Millionen auf insgesamt sechs Millionen Standardcontainer pro Jahr gesteigert.
Manche halten diese Investition zu diesem Zeitpunkt für falsch. Das Hamburger Eurogate-Terminal hat in der jüngeren Vergangenheit sehr viel Ladung an andere Häfen verloren. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen im vergangenen Jahr am Standort Hamburg zwölf Prozent weniger Standardcontainer (TEU) umgeschlagen als 2011. Die bestehenden Anlagen sind gerade einmal zu Hälfte ausgelastet. Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen hat daraufhin gefordert, auf die Westerweiterung ganz zu verzichten. Die Umschlagpotenziale des Hafens müssten wegen der Entwicklung neu analysiert werden. „Wir brauchen jetzt eine klare Priorisierung der Hafeninvestitionen“, sagte Anjes Tjarks, wirtschaftspolitischer Sprecher der Hamburger Grünen. Die Westerweiterung sei überflüssig.
Dabei wird nach Meinung von Befürwortern übersehen, dass das Projekt auch für die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Terminals wichtig ist: Im Zuge der Baumaßnahmen soll nämlich die Landzunge am oberen Ende des Petroleumhafens wegfallen und so der Drehkreis für die großen Schiffe auf einen Durchmesser von 600 Metern erweitert werden. Dieses werde notwendig, damit auch die neueste Generation von Containerschiffen, die in der Länge annähernd 400 Meter messen, problemlos im Hafen manövrieren können.
Eurogate selbst hält an dem Projekt fest. Emmanuel Schiffer, Chef der Eurogate-Gruppe, warnte mit Blick auf die Kritik aus der Politik zuletzt davor, die Westerweiterung zu zerreden. Sie sei das herausragende Projekt beim Ausbau des Hamburger Hafens. „Das ist die beste Lage im Hafen, da hier Großschiffe ohne abenteuerliche Manöver wie in engen Hafenbecken anlegen können“, sagte Schiffer. „Mittelfristig erwarten wir wieder ein Wachstum in Hamburg. Wir halten an der Maßnahme fest.“
Während sich der Ausbau der Umschlagkapazitäten verzögert, kommt ein anderes Projekt der Hafenhinterlandanbindung überraschend schnell voran: Die neue Kattwykhubbrücke wird nun doch gebaut. Das bestätigte die Wirtschaftsbehörde auf Anfrage des Abendblatts. Noch im April hatte der Aufsichtsrat der Hafenbehörde HPA das Projekt in Moorburg wegen Geldmangels auf Eis gelegt. Immerhin soll der Neubau 205 Millionen Euro kosten. Nach massiver Kritik aus der Wirtschaft haben die Behörden die Haushaltsfrage gelöst: Die Finanzierung erfolgt jetzt in Stufen. Die HPA hat dazu das Projekt in drei Teile gestückelt, die nach und nach realisiert werden.
Der Neubau ist notwendig geworden, weil die alte Hubbrücke unter dem zunehmenden Verkehr zwischen östlichem und westlichem Hafen ächzt und von Autos und der Hafenbahn gleichermaßen abgenutzt wird. Straße und Bahn sollen nun voneinander getrennt werden. Denn über die neue Brücke, die direkt neben der alten Kattwykbrücke entstehen soll, wird dann den Bahnverkehr abgewickelt.
„Das Projekt Neubau Bahnbrücke gliedert sich in drei Abschnitte: die landseitige Anbindung der Brücke jeweils auf der West- und Ostseite der Süderelbe sowie das zentrale Bauwerk“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) dem Abendblatt. Die Bauarbeiten für die landseitige Erschließung Ost, einer wichtigen Teilmaßnahme für das Projekt Neue Bahnbrücke Kattwyk, sollen im April 2014 beginnen „Mit der östlichen Anbindung wird der bestehende Bahnübergang aufgehoben und die Straße zukünftig über die Gleise geführt. Dies ist möglich, da der HPA-Aufsichtsrat die Mittel für die östliche Erschließung freigegeben hat“, so Horch weiter. Damit werde der südliche Teil des Hafens für die Verkehrsströme der Zukunft fitgemacht.