Hamburg Energie vermarktet zu 100 Prozent Strom aus regenerativen Quellen wie Windturbinen, Solaranlagen, Biomasse- und Wasserkraftwerken. Zudem soll der Biogas-Anteil in Hamburg durch entsprechende Produkte von Hamburg Energie weiter wachsen. Seit 2009 hat Hamburg somit wieder einen städtischen Energieversorger. Der allerdings betreibt keine eigenen Netze. Aus Sicht von Michael Beckereit, Chef von Hamburg Wasser und von Hamburg Energie, ist das in einem liberalisierten Energiemarkt auch nicht nötig: „Ich halte es für einen irrigen Ansatz, dass man über das Eigentum an den Netzen eine ökologische Energieerzeugung forcieren kann, da die Netze diskriminierungsfrei für jeden Strom- oder Gasanbieter offen sind“, sagt er.

Einerseits ist Hamburg Energie als städtisches Unternehmen im Streit um die Netze in gewisser Weise Partei. Zugleich aber konkurriert das Unternehmen mit Vattenfall und E.on wie auch mit etlichen anderen Strom-, Erdgas- und Fernwärmeanbietern um Kunden.

Vattenfall betreibt das städtische Stromnetz und das größte Fernwärmenetz, E.on Hanse des Gasnetz in Hamburg. Beckereit ist mit der Entwicklung des Wettbewerbs zufrieden: „Wenn wir neue Kunden gewonnen haben, müssen wir sie – in Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber – in unser System einbuchen. Das funktioniert in Hamburg sowohl im Strom- als auch im Gasgeschäft reibungslos“, sagt er. „Die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes in Deutschland, die technische und unternehmerische Trennung der Netze von Erzeugung und Vertrieb, ist eine seit Jahren bundesweit praktizierte Realität. Auch in Hamburg.“

Derzeit beliefert Hamburg Energie rund 80.000 Kunden mit Ökostrom sowie 10.000 Kunden mit Biogas. Der Marktanteil des Unternehmens bei der Stromversorgung in Hamburg liegt bei rund sieben Prozent. Beim Strom will das Unternehmen bis 2015 eine Eigenerzeugung – etwa aus Windturbinen – von 50 Prozent erreichen, derzeit sind es etwa 20 Prozent. Beim Erdgas gibt es kein derartiges Ziel: „Beim Biogas ist der Vorteil gegenüber dem Erdgas geringer als im Vergleich von Ökostrom und konventionell erzeugtem Strom“, sagt Beckereit. „Nach unserer Erfahrung entscheiden die Erdgaskunden streng nach Preis. Und Erdgas hat das beste Image im Vergleich der fossilen Energieträger.“

Als wegweisendes Projekt sieht Hamburg Energie den sogenannten Energiebunker in Wilhelmsburg, einen riesigen Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der in den vergangenen Jahren zu einem Energiespeicher umgerüstet wurde. „An den Wilhelmsburger Energiebunker sind rund 2000 Wohnungen zur Versorgung mit Nahwärme angeschlossen, weitere 2000 sollen in der Umgebung hinzukommen“, sagt Beckereit. „Wir nutzen dort Abwärme aus der Industrie, ein Blockheizkraftwerk, einen Spitzenlast-Kessel mit Holzhackschnitzeln und eine Thermosolaranlage zur Erzeugung von Wärme.“

Demnächst werde eine Art riesiger Tauchsieder, eine sogenannte Heizkassette, in den Energiebunker eingesetzt. Sie soll mit Strom aus Windkraftwerken betrieben werden, der sich anderweitig nicht nutzen lässt. „Insofern speichern wir Windenergie als Nahwärme – power to heat“, sagt Beckereit. Mit technologischen Fortschritten wie diesen will Hamburg Energie den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren, die dezentrale Erzeugung von Energie und Heizwärme in der Stadt voranbringen – ohne dafür eigene Netze zu besitzen.