Früher war für Erdgas in Hamburg Hein Gas zuständig, ein Traditionsunternehmen der Hansestadt wie die HEW. Heute betreibt E.on Hanse das städtische Erdgasnetz, das in seinen unterschiedlichen Druckstufen insgesamt 7300 Kilometer lang ist. Rund 230.000 Kunden verbrauchen Methangas und Biogas von 244 Lieferanten.
Der Betrieb des Gasnetzes weist gewisse Parallelen, aber auch Unterschiede zum Stromnetz auf. „Das Gasnetz kann in gewisser Weise besser ,atmen’“, sagt Klaus Kinzinger, technischer Leiter der Hamburg Netz GmbH. „Durch den Druckausgleich im Netz können Schwankungen besser ausgeglichen werden als bei den Spannungsbreiten im Stromnetz.“
Die Stadt hält 25,1 Prozent der Anteile an der Hamburg Netz GmbH, die Mehrheit liegt bei E.on Hanse, einem regionalen Tochterunternehmen des E.on-Konzerns. E.on fördert, etwa in Großbritannien, Norwegen oder in Russland, als Teilhaber an Erdgasfeldern selbst Gas. Hamburg aber wird, ähnlich wie beim Strom, physikalisch gesehen aus den nächstgelegenen Quellen versorgt. Zudem können die Kunden seit der Liberalisierung des Marktes ihren Versorger frei wählen.
Auch Biogas aus dem Hafen-Klärwerk trägt einen Anteil zur Versorgung bei
Für das vergangene Jahr registrierte Hamburg Netz 32.000 Lieferantenwechsel. Die Gasversorger verrechnen die gelieferten Mengen in den Versorgungsgebieten gegenseitig. Eine wesentliche Quelle für den Gasbezug in Hamburg sind Fördermengen des dänischen Konzerns Dong in der Nordsee. Auch Biogas aus dem Klärwerk im Hamburger Hafen trägt einen wichtigen Anteil zur Versorgung bei, zudem die wachsende Zahl von Biogasanlagen vor allem in Schleswig-Holstein. „Beim Erdgas gelten die gleichen Bedingungen der Netzregulierung wie beim Strom“, sagt Udo Bottländer, Geschäftsführer der Hamburg Netz GmbH. „Der Anteil des Biogases an der Erdgasversorgung soll in Deutschland ebenso steigen wie der des Ökostroms. Wenn neue Biogasanlagen ans Netz gehen sollen, schließen wir sie an.“
Die Ausfallzeit der Gasversorgung in Hamburg beträgt 30 Sekunden pro Jahr
Die Erdgasbranche kennt ähnliche Phänomene wie die Stromwirtschaft: Während sich am Strommarkt – zuletzt etwa in Bergedorf – Widerstand gegen den Zubau von Windturbinen in der Nähe von Wohngebieten regt, steht beim Biogas die „Vermaisung“ in der Kritik, der wachsende Anbau von Mais zur Vergärung in Biogasanlagen. „Wir glauben nicht, dass man diesen Konflikt durch die Übertragung des Netzeigentums an die öffentliche Hand lösen wurde“, sagt Bottländer.
In den kommenden Jahren will E.on Hanse 120 Millionen Euro in den Erhalt und die Modernisierung des städtischen Gasnetzes investieren. Die jährliche statistische Ausfallzeit bei der Gasversorgung in Hamburg liegt nach Angaben von Hamburg Netz bei 30 Sekunden gegenüber bundesweit zwei Minuten. Würde Hamburg Netz die Konzession verlieren – sie läuft regulär bis zum Jahr 2018 – müssten Teile des Netzes wie auch die Netzleitwarte in Reitbrook aus der Infrastruktur herausgetrennt werden, da sie nicht nur Hamburg, sondern auch Teile von Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern versorgen.
Auch der Erdgasspeicher in Reitbrook zählt nicht zum Hamburger Erdgasnetz. „Die Kostensenkungen der vergangenen Jahre, die durch technologische und kaufmännische Rationalisierungen erreicht worden sind, wären dann zu einem großen Teil hinfällig“, sagt Bottländer.