Der Energieversorger Vattenfall betreibt das städtische Stromnetz, das insgesamt 27.000 Kilometer Länge auf den Ebenen der Hoch-, Mittel- und Niederspannung umfasst. Eigner des Netzes ist die Stromnetz Hamburg GmbH, an der die Stadt Hamburg mit 25,1 Prozent beteiligt ist. Rund 1,12 Millionen Entnahmestellen mit einem eigenen Zähler hängen an dem Netz. Die Erzeugung und die Übertragung von Strom sind seit der Liberalisierung des Marktes in Deutschland getrennt. Rund 300 Vertriebsunternehmen versorgen die Verbraucher in Hamburg mit Strom. Die Zusammensetzung der Anbieter ändert sich permanent, weil vor allem Privathaushalte ihren Versorger mittlerweile mit wenigen Klicks im Internet wechseln können.
„Als Stromnetz Hamburg wickeln wir im Monat rund 10.000 Strom-Wechselfälle ab“, sagt Dietrich Graf, einer der Geschäftsführer von Stromnetz Hamburg. „Gerade Metropolen wie Hamburg und Berlin waren nach der Liberalisierung des deutschen Strommarktes für Anbieter hoch attraktiv.“ Die Vielfalt der Stromhändler, aber auch der Strom-Einspeiser in Hamburg hat in den vergangenen Jahren rapide zugenommen. In der Zeit der regionalen Monopole, in der Hamburg von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) versorgt wurde, waren Erzeugung, Übertragung und Kundenbetreuung in einem Unternehmen. Heutzutage müssen etliche Marktteilnehmer aufeinander abgestimmt werden.
Auch in den Müllverbrennungsanlagen wird neben Fernwärme Strom erzeugt
Kompliziert ist das Management des Stromnetzes auch deshalb, weil der Strombedarf der Hansestadt nur zu einem Teil auf städtischem Gebiet selbst gedeckt wird. 2,9 Terawattstunden von insgesamt 12,9 Terawattstunden Verbrauch wurden 2012 in Hamburg erzeugt. „In Hamburg wird aus gut 3200 Quellen Strom ins Netz eingespeist. Bei der Entnahme haben wir das gesamte Spektrum von der einzelnen Energiesparlampe bis zum Aluminiumwerk“, sagt Graf.
Die Stromstärke und ihre Spannung ähneln physikalisch einem See, dessen Pegel stets gehalten werden muss, durch einen genauen Ausgleich von Einspeisung und Entnahme. Das Fundament der Hamburger Stromversorgung sind nach wie vor Großkraftwerke wie das Atomkraftwerk Brokdorf an der Unterelbe, aber auch die Kraftwerke Wedel in Schleswig-Holstein und Tiefstack in der Stadt. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen, von kleinen Blockheizkraftwerken auf der Basis von Bio- oder Erdgas. Vattenfall als Betreiber unter anderem des Kraftwerks Wedel ist nur einer, wenn auch ein großer Einspeiser. Auch in den vier Hamburger Müllverbrennungsanlagen, die verschiedene Eigner wie die Stadtreinigung betreiben, wird neben Fernwärme Strom erzeugt.
Die Windkraft kann ihre Stärken in der Hansestadt nicht ausspielen
Bei den erneuerbaren Energien hinkt Hamburg mit 16 Prozent Anteil an der Stromversorgung dem bundesweiten Durchschnitt von 23 Prozent allerdings hinterher. Vor allem die Windkraft, die in Norddeutschland zumeist die Hauptrolle bei den erneuerbaren Energien spielt, kann ihre Stärken in der Hansestadt nicht ausspielen. „Hamburg hat als Metropole mit begrenzten Flächen nicht die Möglichkeit, selbst in größerem Umfang Energie aus regenerativen Quellen zu erzeugen“, sagt Graf. „Das müssen in erster Linie die Flächenländer leisten.“
Die Stromnetz Hamburg GmbH arbeitet an der Modernisierung der Netze, an der Ertüchtigung für eine immer größere Zahl dezentraler Einspeiser und künftig auch für die verstärkte Speicherung von Strom. Jährlich investiert das Unternehmen mehr als 160 Millionen Euro in den Erhalt des Verteilnetzes. Mit dem Einbau Tausender Fernsteuerungen in das Mittelspannungsnetz hat Stromnetz Hamburg die Zeiten für Reparatur und Diagnose in den vergangenen Jahren verkürzt.
Ziel ist es, die jährliche Strom-Ausfallzeit auf statistisch zehn Minuten zu senken, im vergangenen Jahr waren es 13,8 Minuten und bundesweit 15,3 Minuten. Die Energiewende, der weitere Ausbau der dezentralen Versorgung, wird eine wesentliche Größe sein. „Netze mit mehreren Jahren Vorlauf zu planen, ist heutzutage äußerst schwierig“, sagt Graf. „Allein schon wegen lokalpolitischer Entwicklungen vor Ort wie etwa kürzlich dem Bürgerbegehren in Bergedorf zur Vermeidung weiterer Standorte für Windgeneratoren.“