Eine Untersuchung der Daten von rund 250.000 Wohnungen hat ergeben: Es gibt ein vielfältiges Angebot an attraktiven und bezahlbaren Mietwohnungen.

Hamburg. Wer in Hamburg eine Wohnung sucht, kann aufatmen - ein wenig zumindest. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt der Hansestadt, die in den vergangenen Jahren von zum Teil dramatisch Preissprüngen gekennzeichnet war, hat sich entspannt. Mieter könnten „ausreichend Angebote zu marktrealistischen Konditionen finden“, erklärten Vertreter der Wohnungswirtschaft am Freitag bei der Vorstellung einer Studie zum Mietwohnungsmarkt in der Hansestadt.

Hochgerechnet auf alle rund 692.000 Wohnungen in Hamburg liege die durchschnittliche Nettokaltmiete derzeit bei 7,28 Euro pro Quadratmeter, sagte Prof. Michael Lister vom Steinbeis-Transfer-Institut. 68 Prozent der Nettokaltmieten lägen zwischen 5,25 Euro und 9,32 Euro pro Quadratmeter. Die Studienergebnisse zeigten, „dass der Wohnungsmarkt trotz der geringen Leerstandsquote von derzeit unter zwei Prozent grundsätzlich funktioniert“, erklärte der Wissenschaftler.

Als Grundlage der Studie dienten Daten von knapp 250.000 Mietwohnungen. Diese deckten rund 8,6 Prozent aller in Hamburg privat vermieteter Wohnungen und 75,9 Pozent der städtischen und genossenschaftlichen Wohnungen ab. Die Auftraggeber waren der Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), der Immobilienverband Deutschland (IVD), der Grundeigentümer-Verband und der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW).

Der Studie zufolge gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem privaten Wohnungsmarkt und den Angeboten von Saga/GWG und Genossenschaften. So erzielen private Vermieter bei der Neuvermietung nicht preisgebundener Wohnungen die höchsten Mieten. „Diese betragen im Durchschnitt 9,50 Euro für die normale Wohnlage und 11,33 Euro für die gute Wohnlage“, sagte Lister.

Deutlich niedriger liege die durchschnittliche Neuvertragsmiete bei den kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen. Hier müssten Mieter in guter Wohnlage mit 6,60 Euro pro Quadratmeter rechnen. Außerdem sind bei diesen Wohnungen die Unterschiede zwischen Bestandsmieten und Neuvertragsmieten geringer als bei privaten Vermietern.

Der Wissenschaftler verwies darauf, dass Bestandsmieten den größten Teil des Mietwohnungsmarktes ausmachten. Hier liege der durchschnittliche Quadratmeterpreis im frei finanzierten Wohnungsbau bei privaten Vermietern in normaler Lage bei 7,70 Euro und in guter Lage bei 9,90 Euro. Bei der Stadt oder den Genossenschaften müssten Mieter lediglich 6,06 Euro beziehungsweise 6,09 Euro pro Quadratmeter zahlen.

Betrachtet man die Aufgliederung der Mieten nach den Bezirken, ergibt sich ein bekanntes Bild. Bezirke wie Altona, Eimsbüttel, Nord und mit Abstichen Wandsbek liegen hier vorn. Bei der Untersuchung der Fluktuationsraten wurde deutlich, dass bei frei finanzierten Wohnungen privater Vermieter der Mieterwechsel am stärksten ausgeprägt ist. Die Rate liegt hier bei über 13 Prozent, während sie bei preisgebundenen Wohnungen sich zwischen sieben und acht Prozent bewegt.

Mietervereinschef Eckard Pahlke stellte den praktischen Nutzen der Studienergebnisse in Frage. Wer dringend eine Wohnung suche, habe Probleme, eine preiswerte Unterkunft zu finden, sagte er. Dem widersprachen die Verbandschef, die die Studie in Auftrag gegeben hatten. Es gibt ein vielfältiges Angebot an attraktiven und bezahlbaren Mietwohnungen, sagte der VNW-Vorsitzende Joachim Wege.

IVD-Chef Axel Kloth kritisierte die Absicht der Politik, Mietsteigerungen gesetzlich zu begrenzen. „Wir haben keine Situation, in der man in Panik verfallen und aus der Hüfte schießen muss.“ Wenn Investoren signalisiert werden, sie dürften Mieten nicht erhöhen, dann würden sie keine Wohnungen bauen. „Der beste Schutz für Mieter besteht aber darin, dass ausreichend Wohnraum vorhanden ist.“

Der Vorsitzende des Grundeigentümerverbandes, Heinrich Stüven, verwies darauf, dass in den vergangenen 30 Jahren die durchschnittlichen Mieten entsprechend der Inflationsrate gestiegen seien. BFW-Landeschef Andreas Ibel betonte, dass die Studie auf Grund der Daten von rund 250.000 Mietwohnungen eine „differenzierte Betrachtung“ des Hamburger Wohnungsmarktes ermögliche.

Mit Blick auf die in den vergangenen Jahren gestiegenen Mieten verwies VNW-Direktor Wege auf die hohen Grundstückskosten. Der Preis für Bauland sei in den vergangenen elf Jahren um fast 25 Prozent gestiegen. Wer in Hamburg eine Wohnung ohne staatliche Förderung baue, müssen dafür zwischen drei- und viertausend Euro aufwenden. „Damit ist aber eine Vermietung unter 12,50 Euro pro Quadratmeter nicht möglich.“

In diesem Zusammenhang kritisierte Wege den Senat. „Bei den hohen Grundstückspreise macht auch der Finanzsenator mit.“ Das sei gerade für Genossenschaften, die beim Wohnungsbau auf öffentliche Grundstücke angewiesen seien, ein Problem. Ferner sei seit vielen Jahren das Wohngeld nicht angepasst worden, was die Politik zu verantworten habe.

Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) würdigte die Untersuchung der Wohnungswirtschaft. „Die Studie trägt zu einer Versachlichung der Mietpreisdiskussion bei, weil sie neben dem freifinanzierten privaten Wohnungsmarkt die vielen preisgünstigen Mieten unseres städtischen Wohnungsunternehmens Saga/ und der Wohnungsbaugenossenschaften berücksichtigt.“