Andere Großstädte betreiben im Verhältnis mehr Bäder. Während sie derzeit überfüllt sind, haben Badeseen Probleme mit der Wasserqualität. Kinderärzte raten vom Schwimmen in Badeseen ab.
Hamburg. Wer in den dicht besiedelten Innenstadtbezirken Hamburgs lebt, kennt das Gefühl, eingequetscht zwischen vielen fremden Menschen in den Becken der Freibäder zu planschen, um sich bei 30 Grad abzukühlen. Unbedrängtes Schwimmen ist derzeit kaum möglich. Allein ins Kaifu-Bad in Eimsbüttel kamen in den vergangen Tagen bis zu 4000 Besucher täglich. Denn im Vergleich mit anderen Großstädten betreibt Hamburg im Verhältnis zur Einwohnerzahl eher wenige Freibäder. So müssen sich im rechnerisch 155.000 Menschen ein Freibad teilen. Unter den deutschen Großstädten ist nur München mit 175.000 Einwohnern pro Freibad schlechter aufgestellt.
Elf Frei- und Kombibäder betreibt die Bäderland Hamburg GmbH, hinzu kommen sechs Hallenbäder mit Außenbecken. Zu wenig, meint die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Schwimmbäder sind generell eine Mangelressource in der Stadt“, sagt Heiko Mählmann, Präsident des Hamburger DLRG-Landesverbands. Schwimmen sei ein Breitensport und dafür müsse die Stadt flächendeckende Infrastruktur zur Verfügung stellen. „Hamburg wächst. Da sind auch zusätzliche Bäder nötig. Die Stadt sollte nicht nur in Verkehrsmittel investieren, sondern auch in neue Bäder.“
In der Tat steht Hamburg im nationalen Großstadt-Vergleich der öffentlich betriebenen Freibäder schlecht da. Die Stadt Berlin betreibt beispielsweise 26 Freibäder, das sind für je 127.000 Berliner ein Bad, in Köln sind es 143.000, in Stuttgart 117.000. Besonders gut sieht es in Frankfurt aus, wo auf 670.000 Einwohner sieben öffentlich betriebene Freibäder kommen und sich 95.000 Einwohner ein Freibad teilen. Selbst eine kleinere Stadt wie Kiel unterhält drei Bäder, so dass 80.000 Einwohner auf ein Freibad kommen.
Dass Bäderland das Freibad-Angebot ausbaut, scheint unwahrscheinlich. Bäderschließungen, aber auch Neueröffnungen, seien derzeit nicht geplant, antwortete der Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU im Mai diesen Jahres. „Das Angebot in Hamburg ist großzügig bemessen“, sagt Kerstin Graupner von der Behörde für Stadtentwicklung.
Für neue Baumaßnahmen fehlt auch schlichtweg das Geld. So machte Bäderland im Jahr 2012 rund 16 Millionen Euro Verlust, 2011 waren es sogar 19,6 Millionen Euro. Jedoch seien laut Behörde Angebotserweiterungen für die kommenden Jahre in Planung.
Aus Mangel an Freibad-Alternativen weichen viele auf die Badeseen aus. Dort gibt es allerdings immer wieder Probleme mit der Wasserqualität. In der Kinderarztpraxis von Jochen Hanke in Hoheluft häufen sich die Fälle von Patienten mit Hautinfektionen und Magen-Darm-Erkrankungen durch keimbelastetes Wasser. „Ich würde ins Freibad gehen. Dort wird das Wasser gechlort und gereinigt“, rät Hanke.
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) warnt derzeit vor gefährlichen Keimen: Im flachen, ufernahen Wasser des Stadtparksees und des Öjendorfer Sees haben die Tester eine bedenkliche Konzentration an Keimen gefunden. Genau dort, wo Kinder gern im Wasser planschen. Das Wasser des Stadtparksees am Westufer wurde als „bedenklich“ eingestuft ebenso wie das Wasser am nördlichen Ostufer des Öjendorfer Sees in Billstedt – die Wasserqualität am Südufer gilt als „ausreichend“. Der ADAC hatte 2012 bundesweit 41 Badeseen in zwölf Großstädten auf Keime untersucht, in Hamburg zuletzt am 15. Mai dieses Jahres. Anders als es EU-Richtlinien vorsehen, hat der ADAC die Qualität nicht 30 Zentimeter unter der Wasseroberfläche untersucht, sondern im Uferbereich.
Mit Unverständnis auf die ADAC-Untersuchungen reagiert die für die Wasseruntersuchungen zuständige Umweltbehörde. Deren Sprecher Volker Dumann sagt: „Wir haben an den Badestellen erst vergangene Woche getestet: Alle Werte lagen im niedrigen Bereich.“ Für die Badenden bestehe kein erhöhtes Risiko. Die Behörde untersuche Badegewässer alle drei Wochen. Werden Grenzwerte überschritten, werde sofort nachkontrolliert und gegebenenfalls ein Badeverbot erteilt.