Die bekannteste Jugendherberge Deutschlands schlägt Alarm. Die Treppe von der S-Bahn Landungsbrücken zur Herberge und zur beliebten Aussichtsplattform, die ein echter Touristenmagnet ist, verdreckt mehr und mehr.

Hamburg. Es ist dreckig, es liegen Exkremente und Müll herum und es stinkt! Die Treppe, die von der S-Bahnstation Landungsbrücken zur Jugendherberge Stintfang und zur schönsten Aussichtsplattform oberhalb des Hafens führt, verkommt mehr und mehr zur öffentlichen Toilette und zum Müllplatz von Trinkern und anderen Menschen, die dort ihre Tage verbringen. Und keiner räumt auf.

Kein Wunder, denn niemand fühlt sich zuständig – weder Bahn, Hochbahn, HVV noch Stadt. Dabei laufen täglich Hunderte Hamburger und Touristen diesen Weg entlang, der in diesem Zustand kaum ein Aushängeschild für die Stadt ist. Jetzt schlägt die Jugendherberge am Stintfang Alarm.

„Diese Treppe, die täglich von Hunderten Touristen und Gästen unserer Häuser benutzt wird, ist im Sommer nahezu nicht benutzbar. Sie dient als „Pinkel- und Kotecke“ für Kunden der Kioske in der S-Bahn-Station. Zahlreiche stark alkoholisierte und zuweilen aggressive Menschen verschrecken Gäste und Touristen“, sagt Daniel Brandstrup, stellvertretende Hausleitung der Jugendherberge. „Kothaufen, starker Uringeruch und Müll machen die Treppe, gerade mit Koffern, nahezu unbegehbar. Ungeniert wird in der Gegenwart von Touristen und Hamburgern auf die Treppen uriniert. Eine Reinigung findet nicht, oder höchstens sporadisch statt“, sagt Brandstrup. Betroffen seien auch die Aussichtsplattform am Stintfang, der neue „Paula-Karpinski-Platz oberhalb des Weinbergs, der gerade von der Stadt neu möbliert und aufgewertet wurde. Gerade dort sind täglich viele Touristen, um Fotos vom Hafen zu machen oder sich zu erholen.

Viele Gäste haben sich bereits beim Brandstrup beschwert. „Sie loben uns für die schöne Jugendherberge und den Standort, aber bemängeln die Treppe und nennen sie versifft.“ Für Brandstrup unverständlich: „Seitens der S-Bahn Hamburg wird nichts unternommen um diesen Zustand zu ändern. Dabei übernachten jährlich 105.000 Menschen in der Jugendherberge. Wir sind eine feste Größe in der touristischen Infrastruktur.“

Darauf angesprochen sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis: „Die Treppe gehört gar nicht der S-Bahn, sondern der Stadt. Deshalb sind wir dort nicht zuständig. Grundsätzlich ist aber auch die S-Bahn daran interessiert, dass es rund um den Bahnhof sauber ist.“ Auch die Hochbahn weist jede Verantwortung von sich. „Die Treppe ist nicht unser Zuständigkeitsbereich. Dafür muss die Stadt verantwortlich sein“, sagte Sprecherin Maja Weihgold.

Das Bezirksamtes Mitte teilte auf Anfrage mit: „Wir sind für die Grünflächen rund um die Treppe zuständig. Dort reinigen wir zweimal die Woche und am Wochenende. Mehr können wir nicht leisten.“ Für den unteren Teil der Treppe ist laut Sprecher Norman Cordes der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zuständig. Wer für den oberen Teil der Treppe zuständig ist, sei unklar. Das sieht der HVV allerdings anders: „Wir würden ja gerne helfen, aber wir sind tatsächlich nicht zuständig“, sagte HVV-Sprecherin Silke Seibel.

Das erinnert alles ganz stark an den Hachmannplatz am Hauptbahnhof. Auch dort kritisierten Reisende den Zustand und die zunehmende Vermüllung. Auch dort war am Ende keiner so richtig zuständig – weder Bahn, noch Stadtreinigung, noch Bezirklicher Ordnungsdienst (BOD).

Für die Trinker an der S-Bahntreppe gäbe es einen relativ einfachen Ausweg. Die ebenfalls wegen Mülls und Gestanks in die Schlagzeilen geratene Kersten-Miles-Brücke ist von der S-Bahnstation und der Treppe nur wenige Meter entfernt. Nach Protesten wurde dort eigens eine Toilette aufgestellt, die von den Obdachlosen auch benutzt wird. „Mit den Obdachlosen der Kersten-Miles-Brücke haben wir einen guten Kontakt“, so Brandstrup. Sie seien nicht das Problem.