Auf Deutschlands nördlichstem Weinberg erntete Carola Veit heute Trauben – bei allerschönstem Regenwetter.

Hamburg. Er gedeiht auf dem nördlichsten Weinberg Deutschlands und ist eine Rarität, von Weinkennern hochgelobt. Heute fand erneut die Weinlese des "Hamburger Stintfang Cuvée" in beeindruckender Kulisse oberhalb der St. Pauli Landungsbrücken statt. Gemeinsam mit Winzer Fritz Currle nahm Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit die Schere zur Hand, um die Reben von den insgesamt 100 Weinstöcken zu ernten. Sie tritt diese Aufgabe bereits im zweiten Jahr an und sei dabei schon "ganz Profi", wie Currle urteilt.

Das Hamburger Regenwetter und der matschige Abhang konnten den Weinlesern die Laune nicht verderben, sie scherzten und machten den Job sichtlich mit Vergnügen. Auch den beiden Rebsorten, die hier am Elbhang St. Paulis wachsen, macht das Hamburger Schmuddelwetter bei der Reifung offenbar wenig aus. Die Messung des Grad Oechsle, die Currle mit einem sogenannten Refraktometer bei einzelnen Trauben vornimmt, ergibt einen Wert von 75. "Das ist wirklich ein sehr guter Zuckergehalt", sagt der Stuttgarter Winzer, der den einzigen Hamburger Weinberg betreut. "Als wir den Wein hier 1995 pflanzten, hätten wir nie gedacht, dass der sich so hervorragend entwickeln könnte." Der Wein war eine Schenkung des Stuttgarter Weinfestes an die Hamburger.

Die hohe Qualität des "Hamburger Stintfang Cuvée" wurde bereits von anderen Weinkennern bestätigt. "Ein wirklich gelungener Wein", urteilte die Chef-Sommelière des Hotels Louis C. Jacob, Dagmar Willich im Jahr 2008. Auch in diesem Jahr sei die Qualität der Trauben wieder vielversprechend, so Currle: "Sie schmecken harmonisch, würzig und säurebetont." Die Ernte der beiden hier angepflanzten Sorten "Regent" (ein blauer Wein) und "Phoenix" (eine weiße Sorte) wird allerdings wohl etwas geringer als im Vorjahr ausfallen, da vor allem die weißen Trauben unter dem verregneten Sommer gelitten haben. Nach der Weinlese werden die Reben in einem Kühltransporter nach Stuttgart gebracht, um dort in der Kelterei Currle weiterverarbeitet zu werden. Dabei gehen rote und blaue Trauben gemeinsam "in einen Topf", das Ergebnis ist ein sogenannter Schillerwein.

Im vergangenen Jahr wurden aus den Weintrauben insgesamt 55 Flaschen à 0,375 Liter gewonnen, im Jahr davor gab es wegen eines dreisten Diebstahls zwei Tage vor der Ernte nur noch 14 Gläser Gelee, die zugunsten der Hamburger Obdachloseneinrichtung "Pik As" verkauft wurden.

Der "Hamburger Stintfang Cuvée" ist grundsätzlich nicht zum Verkauf bestimmt, sondern wird Staatsgästen der Hamburger Bürgerschaft als Geschenk überreicht.