Viele Dienste sagen das Wetter für Hamburg voraus - aber mit großen Abweichungen. Unzählige Anbieter konkurrieren um Nutzer. Was dahintersteckt.
Hamburg. Zwei Aussagen über das Hamburger Wetter stimmen eigentlich immer. Erstens: Es könnte regnen. Zweitens: Die Sonne könnte Verstecken spielen. Das klappt recht zuverlässig. Beispiel: gestriger Dienstag. Für die heutige Großstadtwitterung legten sich die Meteorologen früh fest. Erstens: Es regnet. Zweitens: Die Sonne spielt Verstecken. Hamburg ist manchmal ziemlich vorhersehbar.
Doch damit endeten die übereinstimmenden Prognosen der Wetterexperten. In Tiefe und Genauigkeit unterschieden sich die Angaben auf den Internetseiten und Smartphone-Anwendungen teils erheblich, etwa bei Voraussagen zu Regenwahrscheinlichkeit oder Temperatur. Demnach könnte es heute Mittag in der Stadt entweder sieben Grad warm werden, oder auch elf Grad. Je nach Wetterportal. Und das Niederschlagsrisiko? Kommt auch drauf an. Um die Mittagszeit werden vier bis 99,8 Prozent angegeben. Kein Wunder also, dass der zuverlässigste Anbieter für eine Hamburger Wetterprognose schwierig zu finden ist.
650 Treffer liefert allein die Suche nach Smartphone-Anwendungen zum Thema Wetter im virtuellen App-Store der Firma Apple. Im Internet verweist die Suchmaschine Google gar auf 194 Millionen Suchergebnisse zum Stichwort. Unzählige Anbieter konkurrieren um Nutzer. Wetter ist eine universelle und hyperlokale Angelegenheit - jeder kann mitreden, jeden interessiert es. Vor allem vor der eigenen Haustür.
Platzhirsch bei den Hamburger Vorhersagen ist das Institut für Wetter- und Klimakommunikation mit der Internetseite wetterspiegel.de. Etwa 30 eigene Stationen betreiben die Hamburger in der Metropolregion, Vorhersagen für das Stadtgebiet und das Umland seien eine Kernkompetenz. "Die Unterschiede zu anderen Anbietern in den Vorhersagen resultieren dabei aus den individuellen Berechnungsmodellen", sagt Geschäftsführer Alexander Hübener. Ob drei oder fünf Modelle einbezogen werden, spiele eine entscheidende Rolle bei der Präzision. Wobei die Basis aller Meteorologie-Anbieter die Angaben der großen, nationalen Wetterdienste seien. "Wir kombinieren diese Werte mit unseren eigenen Stationen, statistischen Daten, Wahrscheinlichkeiten der Vergangenheit sowie Radar- und Satellitenaufnahmen." Aus diesen Quellen werden globale und regionale Wetterszenarien gezeichnet.
Die Trefferquote bei einer 24-Stunden-Vorhersage liege bei 97 Prozent. Die Prognose für 48 Stunden liefere immer noch eine 80-prozentige Präzision. "Danach fällt die Genauigkeit aber steil ab. Für langfristige Prognosen ist die Atmosphäre ein zu komplexes Gebilde", sagt Hübener. Generell seien regionale Vorhersagen schwieriger zu treffen. Dabei seien auch die Ansprüche an den Wetterbericht gestiegen. "Mit dem Internet und den Smartphones reicht eine Tagesvorschau nicht mehr aus. Hamburger wollen wissen, in welcher Stunde sie den Regenschirm brauchen."
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bildet die nationale Basis. "Die meisten privaten Wetterdienstleister vertrauen unseren Erhebungen", sagt DWD-Sprecher Gerhard Lux. Und so kämen die einzelnen Prognosen zustande: Die Wetteragenturen von Deutschland, England, Frankreich, Japan und den Vereinigten Staaten untersuchen mit Messungen den aktuellen Zustand der Atmosphäre. Die Daten werden in Wettermodellen von Großrechnern erfasst und berechnet. "Für eine globale Wetterprognose von sieben Tagen braucht man rund drei Stunden", sagt Lux.
Stündlich tauschen sich die Wetterdienste untereinander aus und vergleichen ihre Daten. Die privaten Wetterdienste beziehen ihre Basiswerte von dort. Und trotzdem kommt es zu erheblichen Unterschieden zwischen den Vorhersagen. "Das ist oft abhängig von dem Aufwand, den ein Anbieter betreiben möchte", sagt Lux. Die Deutsche Wetterbehörde aktualisiert ihre Prognosen mehrmals täglich. Fragt ein Anbieter die Daten nur einmal ab, kommt es zu ungenauen Vorhersagen.
"Damit unsere Prognosen genauer sind, beziehen wir noch andere Faktoren mit ein", sagt Michael Klein, Geschäftsführer von Donnerwetter.de. Topografische Eigenschaften wie Küstennähe oder die Lage über dem Meeresspiegel spielen laut Klein eine große Rolle. Die Rohdaten bezieht Donnerwetter.de aus den USA.
Das Portal Wetter.com ist nach eigenen Angaben der mit 705 Millionen Nutzern der beliebteste Wetterdienst in Deutschland. "Wir benutzen grundsätzlich die Daten des Deutschen Wetterdienstes. Die Modelle des DWD haben sich in der Vergangenheit bewährt", sagt Sprecher Christoph Kreuzer. Das Angebot des DWD ist sehr engmaschig. In Deutschland beträgt die Entfernung der mehr als 2000 Messpunkte untereinander meist nur wenige Kilometer. Dadurch können sogar Vorhersagen für einzelne Stadtteile erhoben werden.
Vergleichbar seien die Angaben des Deutschen Wetterdienstes und privater Anbieter nicht, sagt Lux. Der DWD müsse sich im Gegensatz zu kommerziellen Unternehmen an das Wetterdienstgesetz halten. Ohne Interpretationsspielraum. Deshalb hält es Lux auch so: "Wenn ich in den Urlaub fahre, vertraue ich nur meiner eigenen Wetterprognose."