Mit einem großen Open-Air-Gottesdienst im Hamburger Stadtpark ist am Sonntagvormittag der Kirchentag zu Ende gegangen. Kirchentagspräsident Robbers zieht eine positive Bilanz des Christentreffens.

Hamburg. Zum Abschluss des 34. Evangelischen Kirchentages in Hamburg haben 130 000 Gläubige am Sonntag einen stimmungsvollen Abschlussgottesdienst unter freiem Himmel gefeiert. Protestantische Geistliche, Vertreter anderer Religionen sowie 3000 Musiker und Sänger gestalteten die Feier. Zu den Mitwirkenden gehörten auch rund 100 Pfarrer, die an 100 Tischen im Hamburger Stadtpark das Abendmahl austeilten. Der Gottesdienst wurde auf Großbildleinwänden übertragen.

Unter den blauen Fahnen mit den Kirchentagskreuzen hatte sich auch viel Prominenz eingefunden. So gehörten Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), die Spitzenkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl Katrin Göring-Eckardt, der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu den Gottesdienstbesuchern.

Der britische Bischof Nicholas Baines hat im Schlussgottesdienst des evangelischen Kirchentags zu einem bescheideneren Lebensstil ermutigt. Wenn ein Mensch hat, was „er braucht, dann hat er genug“, rief der anglikanische Theologe am Sonntag in seiner Predigt den Gottesdienstbesuchern zu. „Die Welt muss nicht so sein, wie sie jetzt ist!“

Auf dem Kirchentag unter dem Motto „Soviel du brauchst“ hatten rund 120 000 Dauerteilnehmer sowie Zehntausende weitere Gäste seit Mittwoch über globale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und verantwortungsvolles Wirtschaften diskutiert. Kirchentagspräsident Gerhard Robbers hat zum Abschluss des Protestantentreffens in Hamburg mehr soziale Gerechtigkeit gefordert. „Von diesem Kirchentag soll die Botschaft ausgehen, dass alle das bekommen können, was sie brauchen“, sagte Robbers. „Es gibt so viele Menschen, die nicht genug haben. Nicht genug Geld. Nicht genug Freunde. Nicht genug Hoffnung.“

Gleichzeitig zog Robbers eine positive Bilanz des Christentreffens in der Hansestadt. „Wir haben einen herrlichen Kirchentag erlebt. Fröhlich, fest, kontrovers.“ Das Protestantentreffen habe auch gezeigt, dass das Zusammenleben von Religionen und Kulturen gelingen kann. Die Kirchentagsbesucher sollten laut Robbers die Botschaft in die Gesellschaft weitertragen: „Wir überwinden die Angst vor dem Fremden. Wir überwinden die Angst, unsere Werte zu verlieren. Der christliche Glaube ist ein starker Glaube, fest und zuversichtlich.“

Nach den Worten von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat der Kirchentag alle Erwartungen übertroffen. Die „offene und fröhliche Stimmung“ habe die ganze Stadt angesteckt, sagte er am Sonntag nach dem Abschlussgottesdienst. „Der Geist dieser Zusammenkunft hat hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen“.

Der Bürgermeister dankte allen, die sich für das Gelingen des Kirchentages engagierten, „vor allem den vielen ehrenamtlichen Helfern“. Scholz: „Ich hoffe, dass die Besucher einen guten Eindruck von unserer Stadt mit nach Hause nehmen. Und ich meine, dass die Hamburgerinnen und Hamburger gute Gastgeber waren.“

Am Sonnabend waren die letzten Diskussionen des Protestantentreffens mit Appellen für eine gerechtere Gesellschaft in Deutschland und mehr Solidarität mit armen Ländern zu Ende gegangen. Dabei haben die Teilnehmer des Kirchentages auch sechs Resolutionen verabschiedet. Sie verlangen, Menschenhandel zu bekämpfen und die Opfer zu schützen. Zudem fordern sie, Uranmunition zu ächten, Altersarmut zu verhindern und eine sozial gerechte und umweltverträgliche Energiewende zu schaffen. Eine Resolution wendet sich gegen Rüstungsexporte aus Deutschland. Die Resolutionen sollen ein Echo der Besucher an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, haben aber keine bindende Wirkung.

Seit Mittwoch zählte der Kirchentag rund 120.000 Dauerteilnehmer sowie 35.000 Tagesgäste. Der nächste Kirchentag findet 2015 in Stuttgart statt.