Der Ausstand soll am Freitag um 3.45 Uhr beginnen und bis 23.00 Uhr dauern, wie Verdi am Donnerstag ankündigte.
Hamburg/Düsseldorf/Berlin. Der Warnstreik des privaten Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen wird am Freitag fortgesetzt. Der Ausstand soll um 3.45 Uhr beginnen und bis 23.00 Uhr dauern, wie die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag ankündigte. Der Streik hatte bereits am Donnerstag den Flughafen der Hansestadt weitgehend lahmgelegt. Die Beschäftigten der Sicherheitskontrolle in Fuhlsbüttel waren am frühen Morgen in den Streik getreten. Sie folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi, um in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen Die Beschäftigten der Sicherheitskontrolle sind am frühen Donnerstagmorgen in den Streik getreten. Sie folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi, um in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen. Damit müssen sich die Passagiere in Fuhlsbüttel heute erneut auf massive Behinderungen, Wartezeiten und Flugausfälle einstellen. Mehr als die Hälfte der 179 geplanten Abflüge seien bereits gestrichen worden, sagte eine Flughafensprecherin am Morgen. Die Lufthansa annullierte sieben Flüge von der Hansestadt nach Frankfurt. Es gebe jedoch weiterhin Flüge zwischen den beiden Städten, sagte ein Sprecher des Frankfurter Flughafens am Morgen.
Schon am frühen Morgen bildeten sich an den Sicherheitskontrollen lange Schlangen bis in die Terminals hinein. Nach Flughafen-Angaben waren nur drei von 40 Sicherheitsschleusen am Morgen geöffnet. „Es ist sehr voll in den Terminals. Die Wartezeit beträgt mehrere Stunden“, sagte die Sprecherin. Eine Frau in der Schlange habe schon wegen einer Kreislaufschwäche behandelt werden müssen. Die Wartenden sollten mit Getränken und Essen sowie Stühlen versorgt werden. Die Streiks seien sehr ärgerlich und verursachten dem Flughafen hohe finanzielle Schäden.
Verständnis hält sich in Grenzen
Viele Reisende reagierten mit Unverständnis auf den Stillstand. Ein Pensionär, der auf dem Weg zur spanischen Urlaubsinsel Teneriffa ist, schimpft auf die Streikenden: „Die Leute verdienen doch schon genug. Andere Berufsgruppen bekommen weniger als zwölf Euro die Stunde und die streiken auch nicht. Meine Frau und ich fliegen oft, aber so etwas ist uns noch nie passiert.“ Auch der selbstständige Kaufmann Jürgen Liebisch, der ebenfalls nach Teneriffa möchte, ist empört: „Ich bin stocksauer. Wir werden für deren Forderungen in Haft genommen. Ich muss wegen des langen Stehens schon Schmerztabletten gegen meine Rückenschmerzen schlucken.“
Viele Reisende warteten seit 3 Uhr früh am Flughafen in der Hoffnung, ihr Reiseziel trotz des Streiks zu erreichen. „Ich frage mich, warum sich die Flughafengesellschaft nicht rechtzeitig darum gekümmert hat“, sagte ein Reisender auf dem Weg zur spanischen Insel Teneriffa. Die Arbeitsniederlegung hatte um 4 Uhr begonnen. Die ersten Flugzeuge starten um 6 Uhr. Einige hatten sich schon vor der Öffnung des Airports angestellt. Der Flughafen empfahl den Passagieren, engen Kontakt mit ihrer Fluggesellschaft zu halten. Eine Lufthansa-Sprecherin erklärte, die Passagiere sollten die aktuellen Informationen auf der Internet-Seite der Lufthansa im Auge behalten und wenn möglich auf die Bahn umsteigen.
Enden soll der Ausstand erst um 23 Uhr, wie Ver.di am Mittwoch mitteilte. Trotz der rechtzeitigen Ankündigung des Streiks sei die Aktion ein Erfolg, sagte Ver.di-Sprecher Peter Bremme. Auch am Flughafen Düsseldorf sind am frühen Donnerstagmorgen die Beschäftigten der Sicherheitskontrollen in den Streik getreten. In der nordhrein-westfälischen Landeshauptstadt seien rund 24.000 Passagiere vom Streik betroffen, sagte ein Sprecher des Flughafens.
Wegen der Streiks der Sicherheitspersonals kommt es am Donnerstag unter anderem auch zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr von und nach Berlin. Knapp 20 Flüge von und nach Düsseldorf sind laut Fluggastinformation in Tegel bereits gestrichen worden. Verhandelt wird in Hamburg und Nordrhein-Westfalen über die Bezahlung und in Berlin bundesweit über einen Manteltarifvertrag.
Arbeitgeber kritisieren Streiks
Die Arbeitgeber der Luftverkehrsbranche haben die erneuten Streiks von Sicherheitsleuten an den Flughäfen Hamburg und Düsseldorf als maßlos und unverhältnismäßig bezeichnet. „Es ist eine völlige Fehlentwicklung, dass eine Kleinstgruppe von Arbeitnehmern wichtige Lebensadern unseres Verkehrs- und Wirtschaftssystems völlig lahmlegt“, erklärte der Präsident des in dem Tarifstreit nicht direkt involvierten Arbeitgeberverbands Luftverkehr (AGVL) und Lufthansa-Personalvorstand, Stefan Lauer, am Donnerstag in Frankfurt. Wiederum seien unbeteiligte Dritte, nämlich die Fluggesellschaften und ihre Kunden, am stärksten betroffen.
Lauer forderte erneut eine verbindliche, vorgeschaltete Schlichtung für Arbeitskämpfe in Bereichen der Infrastruktur. Dies werde umso notwendiger, da sich nunmehr auch die große Flächengewerkschaft Verdi der Mittel einer Spartengewerkschaft bediene. In einem ähnlichen Fall geht die Lufthansa juristisch gegen die Gewerkschaft der Flugsicherung vor, die im vergangenen Februar einen Streik von rund 200 Beschäftigten auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens angezettelt hatte. Am Freitag verhandelt das Arbeitsgericht über 9,5 Millionen Euro Schadensersatz
Es geht um 1,75 Euro
Hintergrund ist ein langanhaltender ungelöster Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft und den privaten Arbeitgebern im Sicherheitsgewerbe. Zuletzt hatten die Arbeitgeber den 600 Beschäftigten am Hamburger Flughafen einen Stundenlohn von 12,75 Euro angeboten. Ver.di fordert dagegen 14,50 Euro. Betroffen von dem Streik ist auch der Düsseldorfer Airport.
Die Arbeitgeberseite soll bis diesen Donnerstag 14 Uhr ein neues Angebot vorlegen. Andernfalls werde die Gewerkschaft über weitere Streiks am Freitag und möglicherweise auch am Wochenende entscheiden, sagte Ver.di-Fachbereichsleiter Peter Bremme dem Abendblatt. "Der Arbeitgeberverband BDSW hält weiterhin an seiner Hinhaltetaktik fest", so der Gewerkschafter. "Das wollen wir nicht unkommentiert und kampflos hinnehmen." Gleichzeitig betonte er, die Arbeitnehmerseite sei dialogbereit und wolle vor dem Beginn der Hamburger Ferien Anfang März zu einer Einigung kommen.
Kontrollen werden nicht rechtzeitig passiert
Nach bisheriger Planung sollen diesen Donnerstag 17.200 Fluggäste bei 179 Abflügen vom Hamburger Flughafen starten. Doch aufgrund der sehr eingeschränkten Kapazität an den Sicherheitsschleusen werde ein Großteil der Passagiere die Kontrollstelle vor dem Abflug nicht pünktlich passieren können, teilte der Flughafen mit. Die Airlines hätten angekündigt, die Flüge nur mit leichten Verspätungen durchzuführen und nicht zu warten. Auch Flugausfälle seien möglich.
Der Flughafen empfiehlt den Passagieren, engen Kontakt mit ihrer Fluggesellschaft zu halten. Die Airlines müssten entscheiden, welche Flüge gegebenenfalls gestrichen oder eventuell durch Bahnverbindungen ersetzt werden. "Wer nicht unbedingt von Hamburg fliegen muss, sollte darauf verzichten oder auf einen anderen Airport oder den Zug ausweichen", sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder. Sie kritisierte, dass der Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen werde. Zudem sei es eigentlich Aufgabe der Bundespolizei, für reibungslose Kontrollen zu sorgen. Diese hat die Arbeit aber an private Sicherheitsfirmen ausgelagert.
Der Streik des Hamburger Sicherheitspersonals am 18. Januar, der nicht zuvor angekündigt worden war, hatte chaotische Zustände zur Folge. Rund 12.000 Passagiere blieben am Boden. Viele Maschinen starteten leer oder nur halb besetzt. Im aktuellen Fall hatte Verdi den Streik einen Tag zuvor angekündigt und damit den Passagieren die Chance gegeben, sich rechtzeitig auf die Behinderungen einzustellen.