Das Gros der Sicherheitskräfte in Fuhlsbüttel befindet sich seit 3.45 Uhr im Ausstand. Wartezeiten bis zu vier Stunden.
Hamburg. Aufgrund der erheblichen Auswirkungen des Streiks der Gewerkschaft Ver.di am Hamburger Flughafen werden Passagiere gebeten, nicht zum Flughafen zu fahren. Die gebuchte Airline hilft auf telefonischem Wege weiter und berät bezüglich Umbuchungen und weiteren Alternativen. Die Hotlines der Airlines sind hier aufgelistet.
Seit 3.45 Uhr streiken die Luftsicherheitsassistenten. Der Streik soll den ganzen Tag andauern, sagte der zuständige Fachbereichsleiter der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Peter Bremme.
Die Wartezeit vor den Sicherheitskontrollen kann derzeit bis zur vier Stunden betragen. Airlines behalten sich auch kurzfristige Streichungen von Flügen vor.
Hintergrund seien die Tarifverhandlungen, in denen ver.di einen Stundenlohn von 14,50 Euro durchsetzen will. Die Arbeitgeber hätten 12,50 Euro je Stunde angeboten. „In Nordrhein-Westfalen verdienen die Sicherheitskräfte 13,50 Euro“, sagt Bremme. Bisher verdienen die Beschäftigten des Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen 11,80 Euro.
Rund 95 Prozent der Frühschicht habe sich an dem Ausstand beteiligt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Von den rund 23 Sicherheitsschleusen war nur eine besetzt. „Das geht gegen null“, sagte eine Flughafensprecherin. Es bildeten sich große Schlangen an den Terminals. Viele Passagiere erreichten ihre Flüge nicht mehr und reagierten verärgert auf den Ausstand. Auch ein Grund für den Unmut: Die Passagiere werfen dem Flughafen vor, den Streik nicht rechtzeitig kommuniziert zu haben. Um 8 Uhr betrug die Wartezeit schon rund drei Stunden. Die Lufthansa gab bereits Bahnticket aus, um ihren Kunden eine Alternative zu bieten.
Die Bahn konnte am Morgen noch nicht von erhöhtem Passagieraufkommen berichten. „Bei uns ist noch kein Ansturm zu spüren. Sonderzüge sind derzeit nicht geplant“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt.
Auch die Autovermietung „Avis“ am Flughafen habe gegen Mittag trotz langer Schlangen noch Leihwagen zur Verfügung gehabt. Auch beim Konkurrenten „Sixt“ läuft noch alles in geregelten Bahnen.
Insgesamt seien heute 176 Abflüge geplant. Damit könnten rund 19.000 Fluggäste vom Streik betroffen sein. Pro Stunde könnten nur 50 bis 80 Passagiere abgefertigt werden, sagte eine Sprecherin. Streikbedingte Flugausfälle gebe es derzeit aber noch nicht.
„Der Ausfall der Sicherheitskontrollen aufgrund eines Streiks kommt quasi einer Schließung des Flughafens gleich, Passagiere können nach Hamburg kommen, Hamburg aber mit dem Flugzeug nicht mehr verlassen“, sagte Flughafengeschäftsführer Michael Eggenschwiler. Alleine Hamburg Airport entstehe ein Umsatzverlust im mittleren sechsstelligen Bereich.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, sah den Bund in der Pflicht, die Sicherheitskontrollen aufrechtzuerhalten. Die Kontrolle der Sicherheit sei per Gesetz eine staatliche Aufgabe, die nur stellvertretend an private Firmen weitergegeben werden könne. „Wenn diese ausfallen – sei es durch Streik oder andere Gründe – muss der Staat für Ersatz sorgen“, forderte Siegloch
Mit Beginn der eigentlichen Frühsschicht befinden sich 120 Mitarbeiter im Ausstand. Beendet werden soll der Streik um 23 Uhr.
Bei Fragen zu Verspätungen, möglichen Ausfällen oder Umbuchungen könnten sich Fluggäste an die Hotlines der Fluggesellschaften wenden. Aktuelle Informationen zu Ankünften und Abflügen gebe es auch online unter www.hamburg-airport.de.
Hausmeister-Warnstreik am Donnerstag
Bereits am Donnerstag waren am Hamburger Flughafen rund 50 Beschäftigte des Hausmeisterdienstes in einen zweistündigen Warnstreik getreten. Das seien etwa zwei Drittel der anwesenden Mitarbeiter der Real Estate Maintenance Hamburg (RMH) gewesen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Nach Angaben der Flughafenpressestelle hatte der Warnstreik keine Auswirkungen auf die Flugbetrieb.
Die Tarifverhandlungen mit der Tochtergesellschaft des Hamburger Flughafens seien ins Stocken geraten, teilte die Gewerkschaft weiter mit. Ein sogenanntes Schlussangebot des Arbeitgebers werde von den insgesamt 160 Beschäftigten abgelehnt. Die Techniker, Schlosser, Elektriker und Schreiner am Flughafen wollen eine Erhöhung ihrer Löhne um 140 Euro im Monat durchsetzen.