Am Freitag erscheint sein Album „Mit freundlichen Grüßen“. Darauf singt der Schlagerbarde Songs von Rammstein und den Ärzten.

Hamburg. Im Hotelfoyer sitzt jemand, der entfernt an Heino erinnert. Aber würde der Schlagersänger einen Schädelring und eine Uhr mit Totenköpfen zur Sonnenbrille tragen? Ja. Denn Heino, 74, hat „Mit freundlichen Grüßen“ aufgenommen. Und auf diesem Album singt er Songs von Rammstein und den Ärzten.

Hamburger Abendblatt: Wenn Heino für sein neues Album nicht mehr auf Volksmusik, sondern auf Hip-Hop, Pop und Rock setzt, kann man dann sagen, die deutsche Volksmusik ist tot?

Heino: Nein, im Gegenteil. Ich werde das Feld der Volksmusik nicht verlassen, das ist ein Herzstück von mir. Und zu meinen Konzerten kommen auch viele junge Leute – man denkt ja immer, zu Heino kämen nur Alte. Aber das stimmt nicht.

Stammt die Idee zu „Mit freundlichen Grüßen“ von Ihnen?

Heino: Mit der Idee gehe ich schon zwei oder drei Jahre schwanger. Die Plattenfirmen waren skeptisch, aber ich habe gesagt: Mir kann doch im Grunde genommen nichts passieren. Ich bin jetzt 74, ich habe schon über 1500 Titel gesungen, lasst mich doch so was singen.

Wer hat die Songs ausgesucht?

Heino: Zum Teil ich. Und für den Rest habe ich junge Leute dabei gehabt, die sich wesentlich besser damit auskennen, was gerade so aktuell ist.

Wenn Sie etwas an den Liedern verändert hätten, hätten Sie die Bands um Erlaubnis fragen müssen.

Heino: Das ist richtig. Wir wollten aber ohnehin nichts verändern. Warum soll man etwas Gutes verändern? Um Reaktionen einzufangen, haben wir angefragt, ob wir Lieder für Werbezwecke verwenden dürfen. Und da gab es viele Beschimpfungen.

Die Plattenfirma der Ärzte stellt das anders dar.

Heino: Der Manager der Ärzte hat in einer E-Mail geschrieben, dass er das despektierlich fände und hat mich als Heini bezeichnet. Natürlich geben die das jetzt nicht mehr zu. Weil sie gemerkt haben, dass das gar nicht so schlecht ist. Aber im Endeffekt geht mir so was am Hintern vorbei. Ich mach das doch nicht, um die zu verarschen. Dafür sind mir die Titel viel zu wertvoll. Wenn ich zum Beispiel von den Ärzten „Junge“ höre und die singen „Junge, brich deiner Mutter nicht das Herz“, dann denke ich an Freddy Quinn, an „Junge, komm bald wieder“.

Na ja, der Tenor des Ärzte-Songs ist schon ein anderer.

Heino: Die haben das vielleicht flipsig gedacht oder mit Augenzwinkern. Aber ich habe das ehrlich gemeint.

Sie haben immer wieder betont, dass Sie Musik spielen, die Sie schön finden, die Ihnen gefällt. Trifft das auch auf „Mit freundlichen Grüßen“ zu?

Heino: Ja, natürlich. Wenn ich meine Versionen höre und sie mit dem, was ich sonst so gemacht habe, vergleiche, dann ist das schon ein Fortschritt. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte das Album nur gemacht, um Kapital daraus zu schlagen. Das brauche ich nicht. Ich habe über 50 Millionen Tonträger verkauft.

Die Trackliste von „Mit freundlichen Grüßen“ liest sich wie ein Streifzug durch die deutsche Rock- und Popgeschichte. Doch eine große deutsche Band ist nicht dabei, die genau wie sie aus Düsseldorf kommt: Die Toten Hosen. Warum nicht?

Heino: Die standen auch bei uns im Programm. Aber die Schallplattenfirma war dagegen. Ich habe ja mal mit den Toten Hosen Zoff gehabt.

Welches Lied wäre denn dabei gewesen?

Heino: „An Tagen wie diesen“. Das ist eine tolle Nummer, mit einer schönen Melodie.

Der Untertitel „Das verbotene Album“ ist ziemlich reißerisch, finden Sie nicht?

Heino: Wenn ich von allen angegangen werde und die auch nichts für Werbung freigeben, dann ist das eben „Das verbotene Album“. Ich glaube, wir gehen da viel zu ernst dran. Ich meine, wenn einer von Oomph! mir „völkisches Liedgut“ vorwirft und dann „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ nennt, denke ich doch: Kinder, nehmt mal Musikunterricht! Das ist ein Lied aus der Operette „Der Zarewitsch“ von Franz Lehár. Und der Soldat war ein Russe.

Aber das Lied ist doch auch in der Wehrmacht sehr beliebt gewesen, oder?

Heino: Dazu kann man gar nicht marschieren. Aber zu Rammstein, da kann man marschieren. Und zu den Ärzten: „Junge, warum hast du nichts gelernt… zwo, drei, vier!“

Sagt Ihnen das Wacken Open Air etwas?

Heino: Da bin ich schon öfter drauf angesprochen worden. Ich weiß zwar nicht, was das ist. Aber wenn mich jemand engagiert mit meiner Band, um da was zu machen: Das ist mein Job, das mach ich.