Sahra Wagenknecht, Sabine Christiansen, die Chefs von Haspa und Otto-Versand: Die Liste der illustren Gäste des Neujahrsempfangs ist lang.
Nienstedten. Jetzt ist er volljährig. Zum 18. Mal trafen sich gestern Hunderte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zum Blankeneser Neujahrsempfang im Hotel Louis C. Jacob. „Damit dürfen wir nun den Zusatz ‚traditionell’ verwenden“, sagte Klaus Schümann, 64, Veranstalter und „Klönschnack“-Verleger.
850 Gäste genossen das gediegene Ambiente direkt an der Elbe und hielten – natürlich – den einen oder anderen Schnack. Mit dabei waren unter anderem Moderatorin Sabine Christiansen, Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) und Haspa-Chef Harald Vogelsang. Zunächst traf sich Gastgeber Schümann um 17 Uhr mit 100 Ehrengästen und den Sponsoren – beispielsweise der Hamburger Sparkasse, der Mercedes-Benz Niederlassung Hamburg und der Otto Dörner Gruppe – zu einem exklusiven Vorempfang in der Bar des Hotels. Nach 18 Uhr kamen nach und nach die übrigen Gäste an, darunter auch die Unternehmer Ian Karan und Michael Otto.
Eine Stunde später folgte der offizielle Teil mit einer Begrüßung durch Schümann und drei Neujahrsansprachen – von Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionsvorsitzender in Schleswig-Holstein, EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) und Sahra Wagenknecht, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag.
„Das ist so ein bisschen das Besondere an unserem Empfang“, sagt Schümann über die hochkarätigen Redner. Peer Steinbrück (SPD), Cem Özdemir (Grüne) und Franz Müntefering (SPD) – nur einige der Namen der vergangenen Jahre. 2003 sprach Gregor Gysi (Linkspartei), damals noch PDS, beim „Klönschnack“-Empfang. Und das in Nienstedten. „Das war, als ob Besuch vom anderen Stern kommt“, sagt Schümann. Das Publikum sei skeptisch und am Ende trotzdem von einer rhetorisch perfekten Rede begeistert gewesen.
1952, Schümann war damals vier Jahre alt, wurde seinen zweimal ausgebombten Eltern eine Wohnung in Blankenese zugewiesen. Der Beamtensohn nennt den Stadtteil „die Hauptstadt der Elbvororte“ – und möchte nirgendwo lieber wohnen und leben. „Natürlich zieht es die jungen Leute mal nach Eppendorf oder Eimsbüttel, wo es mehr Bars und Kneipen gibt, aber irgendwann wollen alle zurück.“ Auch Schümann folgte der Sehnsucht nach Abwechslung. Zwei Mal fuhr er zur See: Mit 17 Jahren als Schiffsjunge auf einem Erzfrachter und später als Tellerwäscher auf der TS „Hamburg“. Schümann bezeichnet sich heute als leidenschaftlicher Kreuzfahrer und mag diese langsame Art des Reisens. „Beim Fliegen kommt die Seele doch gar nicht so schnell mit.“
Nach der Schule machte Schümann zunächst bei den „Norddeutschen Nachrichten“ eine Lehre als Schriftsetzer, das Studium in Grafikdesign brach er ab, als 1971 seine erste Tochter zur Welt kam. Er arbeitete als Grafiker und gründete 1974 – als seine zweite Tochter zur Welt kam – das Atelier Schümann.
„Ich hatte immer schon Verlegerehrgeiz“, sagt der 64-Jährige. Und statt nur Texte anderer in Form zu bringen, wollte er selbst publizieren. Die Idee zum „Klönschnack“ – einem Monatsmagazin für die Elbvororte – entsteht. Da kaum Kapital vorhanden war, entschied Schümann sich für ein Anzeigenformat. Mittlerweile liegt die Auflage bei 61.000 Exemplaren. Sogar in Peking, Los Angeles und Kapstadt gibt es Abonnenten des Magazins.
Das Geschäft läuft – trotz gelegentlicher „Täler der Tränen“ gut. Doch 2008 wird Schümann ausgebremst – von sich selbst. Ärzte diagnostizieren Darmkrebs. Er besiegt die Krankheit. „Aber so etwas verändert alles – besonders die Wertmaßstäbe.“ Heute empfindet er es als Luxus, mit einem guten Buch auf einer Bank im Hirschpark zu sitzen. Der Tausendsassa nimmt sich Auszeiten: „Ich vereinbare jetzt immer Termine mit Klaus Schümann.“