Der Mittelfeldspieler und seine fünf Jahre ältere Partnerin Sylvie hatten am Mittwoch ihre Trennung bestätigt.
Hamburg. Trainer Thorsten Fink erwartet nicht, dass die sportlichen Leistungen von Rafael van der Vaart unter dessen spektakulärer Trennung von Ehefrau Sylvie leiden werden. „Der Fußball wird Rafael sehr gut ablenken, solche Situationen haben schon andere durchlebt. Man wird auf dem Platz nichts davon merken“, sagte der Coach des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV.
Auch Sportchef Frank Arnesen glaubt nicht an eine bevorstehende Formkrise des niederländischen Nationalspielers: „Rafael liebt Fußball, das wird ihm helfen. Er ist ein starker Charakter und wird auch sicher seine Topleistung bringen können.“
Der Mittelfeldspieler und seine fünf Jahre ältere Partnerin hatten am Mittwoch ihre Trennung bestätigt. Letzter Auslöser dafür war ein handfester Streit des Glamour-Paares in der Neujahrsnacht. Zeugen zufolge griff der 29-Jährige dabei seine Partnerin tätlich an.
Der Bundesliga-Zehnte hält sich noch bis zum 10. Januar im Trainingslager in Abu Dhabi auf. Van der Vaarts Teamkollegen wollten sich zur persönlichen Situation ihres Mitspielers nur vage äußern. Marcell Jansen: „Das ist eine ganz private Sache. Wenn er es möchte, werden wir Rafael Hilfe anbieten und versuchen, ihn ein bisschen aufzumuntern.
Das Scheitern einer öffentlichen Liebe
Er sucht die Blicke nicht, er setzt einen Fuß vor den anderen. Diesen Weg kennt er. Wahrscheinlich blind. Von den Trainingsplätzen geht es zum Treppenaufgang. Vom Treppenaufgang geht es ins Stadion, im Stadion liegen die Umkleidekabinen. Hier ist er sicher, die Fans müssen draußen bleiben. Ein paar Stunden noch, dann startet der Flieger nach Dubai. Ins Trainingslager des HSV. Der Wachmann am Stadion sagt, er müsse heute auf einen der Spieler besonders aufpassen. Er sagt den Namen nicht, aber als Rafael van der Vaart an ihm vorbei geht, macht er die Schultern breit und richtet sich ein wenig auf.
Es ist ein Mittwochmorgen in Hamburg, und eigentlich ist so viel gar nicht passiert: Eine Ehe ist zerbrochen, das passiert in Deutschland jeden Tag. Aber es ist nicht irgendeine Ehe. Es geht um die Van der Vaarts, um „Rafa“ und Sylvie. Der Junge vom Campingplatz und das Model. Die ihre Beziehung mitunter so öffentlich zelebrierten, dass man sich immer wieder mal fragte: Wie machen die das?
Was Rafael und Sylvie van der Vaart nun nach diesem so öffentlich zelebrierten Finale bleibt, wie viel in Scherben liegt und wer letztlich an wem zerbrach, das können nur die wissen, um die es geht. Nicht die unzähligen Anhänger der Twitter-Accounts und Facebookseiten. Nicht die Fans des HSV, die Freunde des Paares. Und schon gar nicht die ganzen Experten.
Am Hamburger Flughafen warten sie am Mittwochmorgen schon auf ihn, zehn Kamerateams sind es mindestens, sie waren auch schon beim Training. Wer diese Geister ruft, der muss sie zum Bleiben nicht lang überreden. Doch Rafael van der Vaart lächelt. Er lächelt und gibt Autogramme, er scherzt mit den Kindern und lässt sich mit ihnen fotografieren. Zu seiner Silvesternacht sagt er kein Wort. Über diese Silvesternacht verlieren inzwischen aber sehr viele Menschen sehr viele Worte. Rafael van der Vaart soll seine Frau geschlagen haben, vor seinen Gästen. Seine Frau soll deshalb zu Boden gefallen sein. Er muss gewusst haben, dass genau das spätestens am Tag nach Neujahr in den Zeitungen steht.
Und trotzdem wünschte er seinen Anhängern auf Twitter und Facebook noch am späten Neujahrsabend alles Gute für 2013. „Hope you also had a great time celebrating last night!”, schrieb er um 22.20 Uhr. Ich hoffe, Ihr habt gestern Nacht auch so schön gefeiert.
Die Party, um die es geht, fand in der neuen 400-Quadratmeter-Wohnung im Eppendorf statt. Auch Petra van Bremen war dort, ein Model wie Sylvie und außerdem die beste Freundin. Sie spricht von einem wundervollen Abend, alles schien in Ordnung. „Ich habe nichts bemerkt von einer sich anbahnenden Trennung“, sagt van Bremen zwei Tage später. Natürlich sei die Zeit seit dem Umzug nach Hamburg für das Paar stressig gewesen. Die Wohnungssuche in Eppendorf und Rafaels Kampf beim Hamburger SV zerrten an den Nerven. „Aber solche Zeiten, in denen es in einer Beziehung etwas kriselt, gibt es ja immer wieder mal.“
Dabei war die Rückkehr nach Hamburg doch eigentlich ein Wunsch des Paares gewesen, so hatten sie sich immer geäußert. Und wann hatte es das in der Bundesliga-Geschichte schon mal gegeben: Dass ein Milliardär aus der Ferne einen Millionen-Kredit gibt, damit ein, nun ja – nicht gerade Messi-gleicher Spieler samt Ehefrau zurück zu einem Verein kommt, den er vor Jahren noch unbedingt in Richtung Spanien hatte verlassen wollen. Er habe es nicht mehr ertragen, „den HSV zur grauen Maus in der Bundesliga“ verkommen zu sehen, sagt der Milliardär dazu. Er heißt Klaus-Michael Kühne, ein gebürtiger Hamburger, der inzwischen in der Schweiz lebt. 13 Millionen Euro kostet der Wechsel schließlich.
Rafael van der Vaart muss das beeindruckt haben. „Ich bin doch nur der Junge vom Campingplatz“, soll er einmal über sich selbst gesagt haben, und tatsächlich zog ihn sein Vater Ramon in einem Wohnwagen groß. Mit 19 Jahren verliebte er sich in eine Frau, die damals schon den Weg nach weit oben angetreten hatte: in die fünf Jahre ältere MTV-Moderatorin Sylvie Meis. 2005 heirateten sie. Im Sommer 2006 kam Sohn Damian zur Welt. Bis 2008 spielte Rafael van der Vaart für den HSV. Dann zog das Paar in die Welt, zunächst nach Madrid, dann nach London, 2012 dann schließlich zurück nach Hamburg. Doch schon da hatten beide kaum mehr Zeit füreinander.
Um ihrer Liebe neuen Schwung zu geben, verabredeten sie sich ein Mal im Monat für einen Abend, der nur ihnen gehörte. Sie schliefen dann nicht zuhause, sondern im Hotel. Wie zuletzt nach dem Konzert von Jennifer Lopez in Hamburg, das war Ende Oktober. Am nächsten Tag druckten die Zeitungen nicht nur Bilder von J.Lo, sondern auch von den Van der Vaarts. Ein Abend nur für sich, der sieht wohl eigentlich anders aus.
Mitspieler beschreiben Rafael van der Vaart als freundlichen, geduldigen Typen, der aber auch extrem aufbrausend sei. Solche Typen können auf dem Fußballplatz Spiele drehen. Abseits davon können sie offenbar Ehen beenden. Obwohl niemand weiß, welche Szenen diesem Schlag oder Stoß, diesem Was-auch-Immer vorausgegangen sind. „Das war eine große Dummheit von mir. Ich bin ein Idiot“, sagt Rafael van der Vaart dazu der „Bild“. Gemeinsam ließen sie in einer Erklärung ausrichten, dass man das langsame Auseinanderleben, das Scheitern der Ehe sehr bedaure.
Niemand, mit dem man spricht, hat dieses Was-Auch-Immer vorausgesehen. Und zugegeben: Besser als in den vergangenen Monaten hätte es für die Van der Vaarts eigentlich nicht laufen können – zumindest wenn man eine Ehe in Teilen auch als Geschäftsmodell begreift. Rafael und Sylvie wurden zu „Wetten dass…?“ eingeladen, sie bekamen eine Story im „Stern“. Sollten die beiden David und Victoria Beckham je als Vorbild gesehen haben, dann waren sie auf einem sehr guten Weg. Er aus einfachen Verhältnissen, sie ein Talent, vor allem in Sachen Vermarktung. Als Sylvie van der Vaart 2009 an Krebs erkrankte, da ging das nicht ohne die Öffentlichkeit. „Rafael hielt meine Hand, und dann haben wir zusammen geweint“: So beschrieb die Moderatorin den Moment der Diagnose in einem Interview.
Die Chemo-Therapie dauerte drei Monate. Noch im August arbeitete sie wieder als Model, ihren Moderationsjob beim „Supertalent“ nahm sie schnell wieder auf. Doch dann gab es auch Momente wie diesen: Als es während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 eine Live-Schaltung zwischen dem ZDF und der holländischen Nationalmannschaft gab, war auch Sylvie van der Vaart im Studio. Schnell zerrte man Rafael van der Vaart ins Bild. Über Sekunden schauten die beiden sich an, dann begannen sie zu kichern. Niemand sagte ein Wort. „Was hast du da im Gesicht?“, fragte Sylvie schließlich ihren Mann, und der wurde rot und sagte: „Ja meinst du, ich soll mich mal wieder rasieren?“
Eigentlich müsste man denken, dass man so etwas nicht spielen kann. Aber was alles gespielt werden kann, wenn es in einer Promi-Ehe nicht mehr läuft, davon darf man im Fall der Van der Vaarts dann doch überrascht sein. Noch in den Weihnachtstagen posteten beide Bilderbuchbilder von sich, auf Twitter und Facebook. Das perfekte Paar vor dem Weihnachtsbaum. Bei ihnen der süße, blonde Sohn, der sich selbst schon gekonnt in Pose wirft. Ganz die Eltern, könnte man sagen.
Wenn Damian van der Vaart einmal alt genug ist, wird er das alles selbst im Internet finden: viele unverpixelte Fotos intimer Momente. Mit Papa bei Euro Disney gewesen. Mit Papa schwimmen gegangen. Einer öffentlichen Kindheit folgt nun das öffentliche Scheitern der Eltern. In einer auf holländisch formulierten Erklärung ihres Managements baten Sylvia und Rafael van der Vaart gestern die Medien darum, bei der künftigen Berichterstattung Rücksicht auf ihren Sohn zu nehmen. „Auch wir werden nicht mehr so offen mit seiner Privatsphäre umgehen wie bislang“, ließ das Paar über ihren Manager ausrichten.
Kann sich ein Paar vertwittern? Kann es so sehr im Schein der eigenen Fotos und Statuszeilen leben, dass sich dieser Schein anfühlt, als wäre er echt?
Wenn man die Fotos betrachtet, die es noch aus der Zeit gibt, als sich Sylvie und Rafael van der Vaart kennen lernten, dann erkennt man die Gesichter kaum wieder. Rafael sieht aus wie ein verliebtes Monchichi. Sylvie sieht aus wie eine ganz normale Frau. Und vielleicht war die zunehmende Künstlichkeit in ihrem Gesicht am Ende ein guter Gradmesser für die gesamte Künstlichkeit der Beziehung.
Kurz vor Weihnachten war Sylvie van der Vaart allein mit Sohn Damian nach Dubai geflogen. Am Strand traf sie den holländischen Rap-Star Ali B. und twitterte: „Wir haben viel Spaß.“ Darüber haben die Sportjournalisten im übrigen auch viele Worte verloren, bevor der HSV am Mittwoch nach Dubai aufbrach.
Sylvie van der Vaart wird wohl weiter in der gerade neu eingerichteten Wohnung in Eppendorf bleiben. Rafael van der Vaart wird sich nach der Rückkehr aus dem Trainingslager am 10. Januar eine neue Bleibe suchen. „Fußball ist das beste Ablenkungsmittel, das es gibt“, sagte HSV-Trainer Thorsten Fink vor dem Abflug der Mannschaft. „Da muss er jetzt durch.“