Der Publikumsliebling traf am Freitag in der Hansestadt ein. 13 Millionen Euro kostet der Niederländer den Verein. Vielleicht spielt er schon gegen Werder.

Hamburg. Der Hamburger SV hat seinen größten Star seit Kevin Keegan zurück. Rafael van der Vaart trägt nach einem zähen Transferpoker wieder das Trikot des hanseatischen Bundesligisten. 13 Millionen Euro kostet die Hamburger die Rückholaktion vom englischen Premier-League-Verein Tottenham Hotspur. Milliardär Klaus-Michael Kühne, Edelfan und Investor beim HSV, stellt einen Großteil der Summe als zinsloses Darlehen zur Verfügung. Der 29-jährige van der Vaart, der bereits von 2005 bis 2008 für die Norddeutschen spielte und nun einen Dreijahresvertrag bis 2015 erhielt, hatte in den zwei Jahren in England 28 Tore für die Spurs geschossen.

„Mit der Rückkehr nach Hamburg geht für mich und meine Familie ein Traum in Erfüllung. Ich bin dem HSV und Klaus-Michael Kühne zu großem Dank verpflichtet. Ich freue mich auf drei tolle Jahre", sagte der Superstar auf der Vereinshomepage. Auch Trainer und Investor waren guten Mutes. „Ich bin begeistert, dass Rafael van der der Vaart wieder für den HSV aufläuft. Er wird eine große Verstärkung für unsere Mannschaft sein“, so Trainer Thorsten Fink.

Klaus-Michael Kühne war ebenfalls angetan: „Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns mit gebündelten Kräften gelungen ist, Rafael van der Vaart zurück zum HSV zu holen. Ich bin sicher, dass das der Aufbruch in eine bessere sportliche Zukunft ist.“

Mit einem Privatflugzeug schwebte der Niederländer in Hamburg ein und ließ sich im Universitätskrankenhaus Eppendorf durchchecken. Um 15:25 Uhr wurde er als tauglich eingestuft. Zunächst musste jedoch noch der Aufsichtsrat des Vereins über den Deal und das Finanzierungsmodell befinden, denn der HSV hat seinen selbst verkündeten Sparkurs ausgesetzt. Für die laufende Saison wurden beachtliche 24,5 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Deutlich mehr, als je geplant waren.

Im Aufsichtsrat gab es auch Bedenken. Schließlich vergrößert der HSV sein Bilanzdefizit erheblich und kommt damit längere Zeit nicht aus den roten Zahlen heraus. Dennoch stieg nach der Beratung weißer Rauch auf. „Der Aufsichtsrat hat eine positive Entscheidung getroffen“, verkündete Ratsvorsitzender Alexander Otto. „Das Darlehen von Herrn Kühne war absolut notwendig, damit wir unsere Liquidität behalten.“ Kühne hatte dem HSV schon einmal 12,5 Millionen Euro für neue Spieler überlassen und sich dafür Anteile an sechs HSV-Profis gutschreiben lassen.

Kühne verzichtet nun auf die vor zwei Jahren übertragenen Anteile an den Spielern Heiko Westermann, Marcell Jansen, Dennis Aogo, Dennis Diekmeier und Lennard Sowah. Auf den ihm zustehenden Erlös aus dem Verkauf des bereits transferierten Paolo Guerrero verzichtet Herr Kühne ebenfalls. Dieser Betrag konnte somit in die Transfersumme an Tottenham einfließen.

Im Gegenzug erhält der Gönner einen Anspruch auf Erlösbeteiligung im Falle eines Transfers des Spielers van der Vaart innerhalb der Vertragslaufzeit. Mit diesem Schritt ist das 2010 zwischen dem HSV und Kühne beschlossene Investorenmodell in beidseitigem Einvernehmen beendet.

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Die Begeisterung fraß sich nur Minuten nach Bekanntwerden durchs Internet. „Endlich lohnt es sich wieder, in Hamburg ins Stadion zu gehen!“, twitterte ein Nutzer. Andere himmelten van der Vaarts Ehefrau Sylvie an, die für den Glamour-Faktor sorgt. Artig bedankte sich die Gattin des Profis bei den Fans der Spurs: „Danke, Spurs und allen Fans für eine riesige Zeit! Ihr habt das größte Team Englands. Ich liebe euch ewig. Jetzt ist es Zeit, nach Hause zu gehen.“

In den ersten drei Jahren in Hamburg war van der Vaart der Dreh- und Angelpunkt des HSV-Spiels. Von seinen gefühlvollen Zuspielen in die Spitze und seinen Kunstschüssen aus der Distanz schwärmen die Fans seither. 48 Tore gelangen ihm in 113 Partien. Van der Vaart soll gar bereit sein, auf Teile seines bei Real Madrid und in London gewohnten Jahressalärs zu verzichten.

Wenige Tage zuvor war die Stimmung in Hamburg im Keller. Nach der Pokalpleite beim Drittlisten Karlsruher SC (2:4) und der Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) wurde der Bundesliga-Dino schon als Abstiegskandidat gehandelt.

+++ "Chancen für einen Abschluss bei 30 zu 70 Prozent" +++

Deshalb war am vergangenen Dienstag der Tscheche Petr Jiracek für vier Millionen Euro vom VfL Wolfsburg geholt worden. Zudem traf der Wochen zuvor verpflichtete Mittelfeldakteur Milan Badelj (vier Millionen Euro) nach seiner Champions-League-Sonderschicht bei Dinamo Zagreb endlich in Hamburg ein. Trainer Thorsten Fink will sein Team am Sonnabend bei Werder Bremen gleich auf sieben Positionen neu besetzen. Neues Selbstbewusstsein hat die Profis ergriffen. Ob van der Vaart zum Einsatz kommt, ist unklar. Er konnte beim Abschlusstraining am Freitag nicht teilnehmen. Für ein Blitz-Comeback ist er aber bereit.

Schlechte Nachrichten gab es hingegen aus der Heimat: Der neue niederländische Fußball-Nationaltrainer Louis van Gaal hat gleich zum Auftakt der WM-Qualifikation eine harte Hand bewiesen. Im Kader für die beiden Partien gegen die Türkei am Freitag und vier Tage später in Ungarn fehlen in Rafael van der Vaart, Ibrahim Afellay, Nigel de Jong und Gregory van der Wiel gleich vier Hochkaräter. „Sie haben zuletzt wenig gespielt und sind gerade alle mit neuen Klubs beschäftigt“, begründete van Gaal seinen Verzicht auf das prominente Quartett.